49,5 Monate Winterkönigin

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Es ist vorbei. Komplett. Endgültig. Nach 49,5 Monaten haben wir den Abenteuerpfad Die Winterkönigin von und mit Pathfinder beendet. Wow.

Am 07. Mai 2015 haben wir begonnen, gestern, also am 20.06.2019, haben wir sie beendet.

Hier gibt es die Playlist mit dem kompletten Abenteuerpfad:

Teil 1 wurde bis heute über 10.000 Mal aufgerufen und gefiel 95 Leuten. Auch danach haben noch mehrere Tausend eingeschaltet. Wahnsinn.

Nach Band 4 hatte ich bereits einen Artikel geschrieben, in dem ich auf die ersten 4 Bände des Abenteuerpfades, somit die ersten 49 Sessions und das Spielen bis dahin eingegangen bin. Zu dem Zeitpunkt waren es 127 Stunden Spielzeit.

Unsere Abschlusssession war die 68., und insgesamt sind es 175 Stunden geworden, die wir gespielt haben.

ACHTUNG: Bei den folgenden Abschnitten ist nur jeweils der erste Absatz spoilerfrei. Alle anderen (ausgenommen das jeweils weitgehend spoilerfreie Fazit des Bandes) enthalten fette Spoiler sowohl zum Abenteuerpfad als auch zur Runde als solche!

Band 5

Dem 5. Band, Rasputin muss sterben, waren nur 8 Sessions und 18,5 Stunden Spielzeit vergönnt.

Der fünfte Band bringt die Charaktere zunächst einmal in eine der für mich schönsten Konfigurationen der Tanzenden Hütte. Na ja, schön … Sie ist ziemlich gruselig und besteht aus diversen kleinen Räumen. Aber mir hat das echt gut gefallen und ich glaube, der Gruppe auch.

Danach werden die Helden beim Verlassen der Hütte ins Russland zur Zeit des 1. Weltkriegs katapultiert. Die erste Begegnung dort mit russischen Soldaten und einem Minenfeld ist noch ganz interessant. Hier müssen die Charaktere mal komplett umdenken. Und auch rollenspielerisch bestand eine kleine Herausforderung darin, das Gesehene und Erlebte in „fantasy“ umzumünzen und zu deuten als Charakter.

Danach geht es in ein Straflager mit belebten Panzern (deren Erklärung ich okay fand, die im Spiel aber nicht halb so interessant waren, wie sie zu lesen waren) und etlichen weiteren Soldaten.

weltkrieg

Wir hatten vor dem Band bereits eine Besprechung, weil wir darüber reden wollten, wie wir zum 1. Weltkrieg als Fantasy-Szenario stehen. Wir sprachen darüber, wie wir die entsprechenden Inhalte handhaben, ob die im Buch vorgestellten Senfgasgranaten beispielsweise Teil unserer Kampagne werden sollen. Wir waren uns einig, dass wir kein gutes Gefühl dabei haben und diese Art der Verquickung von Erde und Golarion innerhalb des Multiversums nichts ist, was wir in unserem Spiel haben möchten. Entsprechend habe ich das Ganze dann auch vorbereitet.

Es bleiben allerdings auch viele fantastische Elemente, die ich teils auch ganz gut fand. Der Kampf gegen Rasputin am Ende war zudem einer der spannenderen im Rahmen dieses Abenteuerpfades.

Der fahle Bei- und Nachgeschmack der Thematik des Bandes blieb aber erhalten. Und, wie wir gestern nach Abschluss noch feststellten, das ist durchaus auch bis über das Ende der Kampagne hinaus so.

Band 6

12 Sessions haben wir dem letzten Band gewidmet, und das in knapp 27 Stunden Spielzeit. Erstaunlich, denn hier habe ich nach Rücksprache mit der Gruppe gut ein Fünftel des Bandes weggekürzt.

Die Charaktere finden sich zu Beginn im sogenannten Kessel der Großmutter wieder, einer riesigen Höhle mit einem großen See, Gebirgen und etlichen Schluchten, die sonstwohin führen. Und genau das tun sie auch.

viglivAm Mutterbaum des Sees treffen sie immer wieder auf eine Norne namens Vigliv, die ihnen aufträgt, verschiedene Anteile Baba Jagas zu finden. Im einzelnen sind das die symbolischen Entsprechungen für Blut, Tod, Leben, Macht und Schicksal.

Klingt erst mal ganz spannend, war für mich aber unglaublich unkreativ und nervig umgesetzt. Schema:

Aufgabe abholen, in Schlucht X gehen, dort Zufallsbegegnung Y (die ich teils auch gestrichen habe). Dann Weg zum Ziel finden, ominöse Fantasy- und Kreaturenumgebung Z, Rückkehr, nächste Aufgabe.

Der Aufbau des Buches ist hierbei auch völlig verquer aus meiner Sicht. Es erfordert etliche Male des Hin- und Herblätterns, weil vorn alle Aufgaben und Zufallsbegegnungen zu finden sind, in weiteren Kapiteln dann aber die einzelnen Details zu den Aufgaben.

Hinzu kommt, dass die meisten Umgebungen für mich völlig wahllos waren. Zwar gab es stets eine Begründung, warum nun genau dieser Ort Teil der Konfiguration war, aber abgesehen davon, dass dieser „tiefere Sinn“ den Charakteren zumeist verborgen blieb, wirkten sie auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Dennoch gab es nette Szenen. Beispielsweise mochte ich den Div bei den Ruinen von Vaschlig (beziehungsweise, Achtung: Eigenlob!, meine Interpretation davon).

Die Insel Buyan war so wahllos wie sonst noch was, aber durch den Bezug eines Charakters dazu, die sich entwickelt hat, hat auch dieser Teil einen positiven Eindruck hinterlassen. Das ist allerdings den Spielern, insbesondere eben dem Charakterspiel von Tsu aka Felix Applewood, zu verdanken und sicherlich nicht der Vorgabe.

Die kurzen Szenen in einer weiteren Hütte und die „Aufzugfahrt“, die die Charaktere dort unerwartet traf, fand ich auch ganz nett. Und ungefähr da enden dann auch die positiven Dinge im Abenteuerband. matroschka

Dieses „zu Punkt X gehen, random Mobs erschlagen, weitergehen“ wird ab dieser Stelle zu einem unendlichen Schlauch, der nur noch davon unterbrochen wird, dass die Charaktere zwischendurch immer mal zur Norne zurückkehren, um sich ihre nächste Aufgabe abzuholen.

Das nächste Kapitel des Buches habe ich dennoch so belassen, um zu sehen, ob das nicht doch irgendwie interessant werden kann. Auch das erstmalige Auftauchen von Feuergegnern statt Eis und Schnee fand ich noch ganz interessant (und ergibt sogar Sinn).

Dann war allerdings der Ofen(golem) aus und und nach Rücksprache mit der Gruppe habe ich den Rest eingekürzt. Dieses Schlauchartige haben auch die Spieler zu diesem Zeitpunkt so erlebt und von selbst angesprochen, meine eigene Wahrnehmung damit bestätigt, also warum das Ganze so durchziehen?

Ich habe darum das Ende des 5. Kapitels direkt mit dem Ende des 4. Kapitels verknüpft und bin auch zufrieden mit dieser Entscheidung. Ich glaube, dass wir uns damit mindestens 10 oder mehr weitere Spielstunden gespart haben, die eher frustriert oder gelangweilt hätten, als dass sie irgendwas zu dem Ganzen beigetragen hätten.

Das Finale hätte möglicherweise noch ein bisschen imposanter ausfallen können, aber das kann man schon so stehen lassen. Auch hier geht mein großes Dankeschön an meine Mitspieler, die mit ihren abschließenden Szenen und Ideen für Wünsche an die Baba Jaga noch sehr viel zu einem schönen Abschluss beigetragen haben, sodass ich am Ende – für mich selbst sehr überraschend – tatsächlich noch ein Tränchen verdrückt habe.

Fazit & Ausblick

Diesen Abenteuerpfad zu leiten, war ein wirklicher Rollenspieltraum von mir. Ich wollte Feen, an russische Mystik angelegtes Märchenhaftes, ein bisschen Grusel und viel Schnee. Hab ich alles bekommen. 🙂

Ich schrieb ja bereits im letzten Artikel dazu, dass es Pathfinder für mich nicht mehr geben wird. Daran hat sich nichts geändert. Ich mag immer noch Golarions Fluff, aber ich kann mit dem System und den drölfzig Zusätzen einfach nichts anfangen. Da ziehe ich DnD 5 deutlich vor, und die ganzen Sachen, die sich im Verlauf von x Jahren an Setting- und Spielmaterial zu Pathfinder so angesammelt haben, die verwurste ich vielleicht irgendwie mal anders.

Die Vorbereitungszeit für die einzelnen Sessions hat für mich alles übertroffen, was ich bis jetzt so vorbereitet habe fürs Rollenspiel. Anfangs ging es noch und pendelte sich dann eine Weile bei 2-3 Stunden für eine Session von 2-3 Stunden ein. Beim Dungeon von Band 3 stieg das für mich auf bis zu 4 Stunden für dieselbe Sessionlänge an, und auch der 5. und vor allem 6. Band waren für mich sehr vorbereitungsintensiv. Wie man Pathfinder bis ins hohe Level (die letzte Session spielten die Charaktere auf Level 17 und stiegen im Off nach der Session auf 18 auf) ohne Unterstützung der PRD spielen können sollte, ist mir ein Rätsel. Und selbst mit ist es teils echt … ätzend.

Mich ärgert, dass gerade der letzte Band sowohl hinsichtlich seiner Struktur innerhalb des Buches als auch inhaltlich ziemlich schwächelt, und das, nachdem man im 5. Band ein doch eher schwieriges Thema unterzubringen hatte – auch wenn ich die grundsätzliche Idee von golarischen Helden auf der Erde in ihrem Ursprung und abseits des Kriegsgeschehens ganz nett fand.

Spielerisch bleiben für mich SEHR viel mehr positive als negative Aspekte und Szenen, was allerdings sehr viel mit der Gruppe und ihrem Charakterspiel zusammenhängt und nur zu Teilen mit den Inhalten des Pfades.

Nach Abschluss haben wir direkt einen Talk mit Livechat gestartet, der knapp länger als eine Stunde ging. Da waren echt viele Leute live dabei und haben kommentiert, und sowohl dort als auch im Discord haben wir noch unheimlich viel positives Feedback bekommen. Danke!

Den Talk separat kann man sich hier ansehen:

Ich kann immer noch gar nicht fassen, dass wir das wirklich komplett durchgezogen haben, denn – wie ich in unserem abschließenden Talk schon sagte: In dieser Zeit haben Beziehungen begonnen, wurde ein Haus gebaut, wurden 2 Kinder geboren, wurden Studiengänge begonnen, abgebrochen und beendet, wurde umgezogen und Arbeitsstellen verändert. Und wir haben es trotzdem geschafft. Und das nicht nur online und onair, sondern auch als Runde, zu deren Anfang wir nicht mal alle zusammen jemals gespielt hatten.

In genau dieser Konstellation haben wir aktuell keine Folgerunde geplant, aber Tsu, Umbreon und Lex sind bei der „Folgerunde“ (die allerdings schon vor Monaten begann) Storm King’s Thunder mit DnD 5 mit dabei, und mit Kaffee Bohne spiele ich demnächst eine kleine Kampagne mit Splittermond. Wer weiß, was sich sonst noch alles so finden wird in Zukunft.

Riesendanke an dieser Stelle nochmals an meine großartige Truppe, bestehend aus Tsu, Umbreon, Lex und Kaffee Bohne!

Gentlemen, es war mir eine Ehre, mit Ihnen zu spielen.

Dankeschön

2 Kommentare

  1. Sehr treffende zusammenfassung wie ich finde.

    Musste gestern leider in der talkrunde aussteigen, war aber in der session live bis zum ende dabei. Ich bereits dich nicht um pathfinder und die teilweise echt im letzten Band sehr willkürlichen encounter.

    Dafür ist es eine tolle Treppe gewesen,die ich immer wieder gern gesehen hab.

    Danke für die vielen tollen erinnerungen und das lachen, dass Ihr oft nach aussen getragen habt.

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