Spielerfahrung mit dem Sleepy Hollow RPG
Ich hatte vor einer Weile bereits einen Artikel zum Sleepy Hollow RPG geschrieben, und auch ein Video habe ich als Überblick zum Spiel erstellt.
Nachdem wir nun die Gelegenheit hatten, das Ganze auch mal im Rahmen eines Oneshots (Teil 1, Teil 2) zu spielen, gibts hier noch eine ergänzende Meinung dazu.
Setting
Im letzten Artikel schrieb ich unter anderem:
Gleichzeitig liefern Grundregelwerk und Zusatzbände unzählige Ideen für allerlei Storys, so dass man sicherlich Jahre mit diesen Inhalten locker füllen kann. Ich halte das Spiel dennoch nicht für alles über kurze Kampagnen hinaus besonders tauglich. Dafür ist die Thematik dann doch zu speziell und die Gefahr von Wiederholungen thematisch zu hoch. Das sieht man auch schon bei den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Örtlichkeiten rund um Sleepy Hollow, denn schon da schleichen sich recht schnell Wiederholungen ein.
Das kann ich an der Stelle nur noch mal unterstreichen.
Es ist ein wirklich reichhaltig und sehr detailliert ausgearbeitetes Setting, das man hier bekommt. Und genau darin liegt zugleich die Krux. Es ist trotz der Zusatzinfos (wie im separaten Büchlein The Parish Ledger) fast unmöglich (für mich), diese Fülle auch nur halbwegs lebendig darzustellen. Grundsätzlich liebe ich ja Hintergrundinfos, aber wenn es einen Detailgrad erreicht wie beim Sleepy Hollow RPG, dann finde ich es eher erdrückend und stressend.
Am Ende unseren Oneshots gab es noch viele Fäden, aus denen man weitere Geschichten hätte stricken können. Ich denke, so 3-5 Oneshots hätten da auch noch Spaß gemacht. Vielleicht sogar mehr, weil man mit dem gebotenen Setting bis dahin ja auch noch mal viel vertrauter geworden ist. Darüber hinaus? Hm.
Regeln
Auf die Regeln bin ich im letzten Artikel eigentlich gar nicht eingegangen. Dort fand sich vor allem der grundsätzliche Hinweis, dass die Regeln auf der Year Zero-Engine basieren.
Der Teufel steckt wie so oft im Detail.
Die vorgefertigten Abenteuer (größtenteils in einem Extrabuch, A Little Darkness) sind allesamt eher brutal einschließlich Body Horror orientiert. Das ist für mich okay und erklärt, warum Waffen einschließlich Schusswaffen entsprechende Relevanz im Spiel haben.
Die Stärke und Fähigkeiten von Gegnern passen allerdings wirklich auch eher, wenn man es sehr knapp und brutal mag (in Bezug auf die Charaktere).
Beispiel:
Die Kreaturen aus dem Grundbuch weisen Lebenspunkte in Höhe von 2 selten mal 6 Punkten auf. Ausreißer ist hier der Kopflose Reiter höchstpersönlich mit 11 Lebenspunkten.
Den von uns gespielten Oneshot hatte ich schon im Vorfeld ein bisschen reduziert. Grundsätzlich sind zwei Male Gegner geplant in Menge der Charaktere (plus 1) mit jeweils 9 (!) Lebenspunkten. Hinzu kommt der Endkampf gegen eine Person mit 7 Lebenspunkten. Dazu gesellen sich aber jeweils noch besondere Fähigkeiten und eine Waffenauswahl (Nahkampf).
Bei uns gab es nur eine Begegnung und die schon etwas runtergefahren.
Dennoch wurde vor allem im Rahmen des Kampfes klar, dass durch die Kombi mit der Eskalation der Stress-Spirale hier ziemlich schnell eine Grenze gezogen wird.
Die Auswirkungen von Stress im Sleepy Hollow RPG betreffen nicht unbedingt immer nur eine Person selbst, sondern durchaus auch deren Umfeld. Es ergibt sich also eine rasche Abwärtsspirale, die zusammen mit knackigen Kämpfen einerseits für sehr schnelle Degeneration der Charaktere sorgt. Andererseits resultiert daraus auch ein ziemliches Gewürfel und Notieren zusätzlich, was die einzelnen Kampfaktionen unterbricht und damit nicht so ganz flüssig wirken lässt.
Abschließendes Fazit
Wir haben auch nach Abschluss der Runde noch kurz dazu geplauscht und waren einhellig der Meinung, dass hier leider so manches „schief“ ist.
Wenn man ohnehin mit der Year Zero-Engine gut vertraut ist und Lust hat, sich in das Setting einzuarbeiten, dann findet man im Sleepy Hollow RPG definitiv eine umfangreiche und liebevoll erstellte Fundgrube. Wer viel Zeit investieren möchte, ist hier ebenfalls richtig. Da sollte einem aber bewusst sein, dass dieses Spiel sich eher für Oneshots/Fewshots eignet und die investierte Zeit am Ende sich entsprechend nicht unbedingt gelohnt hat im Verhältnis.