1. Buchmesse Ingolstadt
Man kann wirklich nicht behaupten, dass es im Umfeld keine Leute gäbe, die einfach mal machen würden. So entstand die MicroCon Ingolstadt, über die ich letztens schon geschrieben habe. Gleiches gilt auch für die 1. Buchmesse Ingolstadts namens Seitenzauber. Andrea und Frank haben diese Buchmesse im Kulturzentrum neun in Ingolstadt organisiert.
Vorbereitungen, Vorahnungen und Wartezeiten
Gut 80 Ausstellende waren bereits im Vorfeld angekündigt. Da wir die Halle des Kulturzentrums bereits kannten, haben wir ein bisschen gezweifelt, was den Platz für so viele Ausstellende plus Besuchende betrifft. Zu Recht, wie sich später noch rausstellen sollte.
Schon vor der Eröffnung wurde bekannt gegeben, dass der Vorverkauf vorbei sei (da ausverkauft), und dass es an der Tageskasse gerade mal 130 Karten geben sollte. Wir haben uns entsprechend früh auf den Weg gemacht, um eine solche Tageskarte zu ergattern. Dafür haben wir etwas mehr als eine Stunde angestanden, obwohl wir schon 20 Minuten vor Öffnung vor Ort waren. Die Schlange war ewig lang, wenn auch durchsetzt von vielen Leuten, die eigentlich bereits Karten hatten. Als wir gute zwei Stunden später das Gelände verließen, hatte sich an der Länge der Warteschlange übrigens noch nichts geändert. Geöffnet hatte die Messe von 10 Uhr bis 17 Uhr.
Man konnte sich im Vorfeld sämtliche Ausstellenden und ihre Werke genauer anschauen bzw. ihre Webseiten, Schwerpunkte und so weiter. Wir erwarteten damit mindestens 95% Romance und Romantasy und hatten uns im Vorfeld gerade mal eine Hand voll Autor*innen ausgeguckt, die wir etwas genauer unter die Lupe nehmen wollten. Außerdem wollten wir mindestens eine Lesung im eigens dafür aufgestellten Nostalgiebus besuchen. Beides stellte sich als gar nicht mal so einfach heraus, wie wir dachten …
Überraschungen
Das Gedränge in der Halle selbst überbot wirklich alles, was wir vorher schon befürchtet hatten. Man stand teils Minuten lang, ohne sich vom Fleck bewegen zu können, obwohl man an Ständen stand, die einen gar nicht interessierten. Zum Glück waren wir am Morgen da; wie sich das am Nachmittag gestaltete, möchte ich gar nicht wissen. Laut Social Media-Beiträgen einzelner ist es bis zum Nachmittag völlig überfüllt geblieben.
Das war umso ärgerlicher, weil man die ganzen Ausstellenden damit gar nicht so wirklich würdigen konnte. An Ständen von Leuten, die einen ohnehin schon interessierten, konnte man sich nicht lang aufhalten, weil eben jede Menge andere Leute auch schauen, reden und kaufen wollten. An anderen Ständen haben wir dann Titel entdeckt, die unser Interesse weckten, die wir zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten. Und wir haben auch nichts davon gekauft, weil eben keine Zeit und zu viel Gedränge war, als dass man tatsächlich kurz eine Art Buchplausch halten oder sich einen Pitch von irgendwas abholen konnte.
Auch die geplanten Lesungen haben wir letztlich ausfallen lassen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lesungen im Nostalgiebus (es gab noch parallel weitere Lesungen in einem Raum) sich ebenfalls ziemlich schnell sehr anstrengend anfühlten von außen. Begrenzter Platz, strahlender Sonnenscheinparkplatz und geschlossene Türen teils während Lesungen … nee.
Die ersten Lesungsslot um 10:30 Uhr und 11 Uhr zumindest krankten wiederum daran, dass um diese Zeit die meisten Leute noch in der Warteschlange standen und gar nicht die Möglichkeit hatten, diese zu besuchen.
Die Buchmesse war also mies?
Nein, gar nicht. 🙂
Es war wirklich anstrengend und viel zu voll. Und ja, das hat einiges von der (möglichen) Besuchserfahrung schon empfindlich gestört. Das gilt auch nicht nur für uns, sondern auch für die Besuchenden, mit denen wir zwischendurch ein paar Worte gewechselt haben.
Dennoch darf man nicht vergessen, dass das Organisationspaar das Ganze wirklich als Herzensprojekt aus eigener Initiative geschaffen hat. Das ist ein Aufwand, den man leicht unterschätzen kann. Und manches muss man halt erst einmal (ein)schätzen, um es dann im Lauf der Zeit besser zu machen.
Die Idee mit dem Nostalgiebus finde ich grundsätzlich sehr klasse. Foodtrucks verschiedener Art gab es auch vor Ort, sodass für Stärkung (und auch Getränke natürlich!) gesorgt war.
Alle Stände waren wirklich liebevoll dekoriert. und alle Autor*innen haben sich sehr bemüht, gute Stimmung zu verbreiten und ihre Werke unaufdringlich beworben. An vielen Ständen gab es auch kleine Goodies passend zu den Veröffentlichungen von Lesezeichen bis hin zu besonderen Kerzen.
Abseits der großen Verlage
Was ich im Nachhinein viel spannender finde, als ich gedacht hätte: Vor Ort waren fast nur Autor*innen von Kleinverlagen oder aus dem Selbstverlag sowie Kleinverlage selbst. Das fand ich sehr ungewöhnlich, aber es war auch sehr interessant mal zu sehen, wie sich der Buchmarkt so verändert (hat). Die Zeiten sind auch vorbei, zu denen die Autor*innen dann annehmen, wortlos irgendwo mit Büchern zu stehen, reiche als Marketing aus. Im Gegenteil haben die meisten sich diesbezüglich absolut professionell gegeben und sich um ein Rundumpaket für die Besuchenden bemüht. Das kannte ich so bislang nicht. Von den größeren Messen nicht, weil Selfpublisher da nicht vorkommen oder an den Rand geschoben untergehen, von Conventions nicht, weil die wenigsten dort (die ich bislang gesehen/gesprochen) habe, selbst größeren Wert auf Marketing legen.
Die Genres waren schon klar erkennbar. Ob nun in der Übersicht oder anhand der gewählten Cover und Titel: unsere Einschätzung bezüglich Romance und Romantasy war da im Vorfeld schon ziemlich genau. Umso überraschender war es eigentlich, dass man vor Ort dann doch noch mehr Titel als erwartet gefunden hat, die genau diese Genres (die uns nämlich leider gar nicht interessieren) nicht im Fokus haben. Gefunden haben wir einiges aus den Genres Krimi, Thriller, Fantasy (ohne Romance) und Urban Fantasy bis hin zu ein bisschen Grusel und Horror sogar. Entsprechend sind wir auch mit gefüllten Taschen zufrieden wieder nach Hause gefahren.
Entdeckung: Peter Hohmann
Eigentlich waren wir zuerst am Stand von Lew Marschall. Der Name war uns nicht geläufig, aber betitelt mit den Genres LitRPG, GameLit, Fantasy und SciFi. Sollte also thematisch passen, haben wir uns gedacht, darum haben wir uns an diesen Stand zuerst gewagt. Hier hat mich eigentlich am meisten Die Gilde der Wortmagier angesprochen, ein gemeinsamer Roman von Lew Marschall, Pascal Wokan und Peter Hohmann. Nachdem ich also eine Faltlandkarte zum Roman Der Sohn des Orkschamanen erstanden hatte, führte unser Weg direkt weiter zum Stand von Peter Hohmann.
Er ist wohl etwas später erst zu den Ausstellenden gestoßen, wie man munkelt. Würde erklären, warum er sich nicht auf meinem „Laufzettel“ wiederfand, denn genremäßig waren seine Werke beschrieben als Fantasy, SciFi und Thriller. Also was für uns grundsätzlich mal. Seine Bücher sind bislang im Selbstverlag erschienen oder aber bei kleinen Verlagen, die Genrefans (und Rollenspielende) durchaus kennen dürften: Atlantis-Verlag, Amrûn-Verlag (Anthologie von André Skora (Hrsg.), ebenso eine beim Begedia-Verlag), Verlag Torsten Low.
Der Gemeinschaftsroman zu den Wortmagiern ist es dann übrigens doch nicht geworden, dafür durfte Mothman mitkommen. Diese Legende gepaart mit München als Spielort – bin gespannt! 👍
Entdeckung: Yellow King Productions
Dass wir an diesem Stand nicht vorbei kamen, liegt ja auf der Hand, oder? Yellow King Productions bezeichnet sich selbst als unabhängige Multimedia-Agentur und Verlag für die Genres Horror, Weird Fiction, Fantasy, SciFi und Heimatliteratur. Letztere scheint hierbei auch eher auf Folklore bezogen zu sein.
Mitkommen durfte Das Artefakt von Jörg Fischer. Spielt 1914, ebenfalls in Bayern.
Da wären noch ein paar weitere interessante Büchlein gewesen, aber wir wollten es auch nicht übertreiben. Soll ja schließlich alles auch mal gelesen werden. Und bei gebundenen Büchern haben wir in den letzten Jahren ohnehin nur noch selten zugeschlagen.
Spannend ist, dass es von Yellow King Productions auch so einiges an Hörspielen gibt. Da werde ich mich beizeiten auch mal weiter umsehen.
Entdeckung: Sara Fee
Zugegeben, beim Namen bin ich etwas verwirrt. Die Webseite betitelt mit Sara Fee, die Domain ist allerdings Sara Fee Wieland, und das Cover ziert ein S. F. Kraft als Autorin.
Wie auch immer hatte ich im Vorfeld schon Lust, mir diese beiden – laut Autorin auch unabhängig voneinander zu lesenden – Tagebuchromane genauer anzuschauen. Der Kurzbeschreibung nach vermute ich, es geht um irgendwas mit Werwölfen. Klingt so, dieses Forsaken Diaries – Mondverflucht, oder? Mal sehen. Denn der erste Band landete ebenfalls bei den Käufen und ist hier auch noch mal in der Gesamtausbeute zu sehen (worunter sich noch ein Book Journal gemogelt hat – ich kann bei sowas immer schlecht Nein sagen …):
Die nächste Seitenzauber-Buchmesse ist bereits für den 2. Mai 2026 angekündigt.
Bereits ab dem 11. Mai 2025 kann man sich hierfür laut Webseite anmelden.
Ich bin mir sicher, dass ich auch nächstes Jahr wieder vorbeischauen werde. Dann entweder noch früher oder viel später am Tag, definitiv auch mit Nutzung des Vorverkaufs dann.
Wünschen würde ich mir neben einer räumlichen Entzerrung der Veranstaltung und ein bisschen mehr abseits Romance/Romantasy, dass weniger Tamtam gemacht wird rund um Verlosungen von Meet & Greet-Treffen sowie um „spezielle“ Blogger. Letztere waren fokussiert auf Instagram und TikTok (was ja nun mal beides keine Blogs sind). Aber entweder standen wir da zentriert (un)günstig inmitten vieler solcher Teilnehmenden, oder aber es gab wirklich wahnsinnig viele mit „Bloggerplätzen“.
Obwohl ich ja nun mal selbst blogge, auf Youtube aktiv bin und so weiter, fand ich als Besucherin – bei allem Verständnis für notwenige Werbung gerade bei einer neuen Veranstaltung – den ganzen Kram rund um Social Media eher too much als hilfreich.
Insgesamt war es ein ereignisreicher Vormittag, der uns trotz der genannten Kritikpunkte echt gut gefallen hat. Hut ab vor der ganzen Organisation!
Und dass es Bedarf gibt als Veranstaltungen wie dieser, das wurde heute mit der ersten stattgefundenen Messe definitiv bewiesen.