Jemand im Umbrella-Kostüm neben Clawdeen mit Daumen hoch

Wir waren zum ersten Mal auf der NordCon, also gibts dazu natürlich ein paar Eindrücke.

Im Vorfeld

Tatsächlich wollte ich schon immer mal gern zur NordCon, weil ich so viel Gutes darüber gehört hatte und mich (vor Corona) auch immer das Angebot an Workshops und Lesungen so angesprochen hat. Ich bin so jemand, ich kann mich von morgens früh bis abends spät in irgendwelche Vorträge setzen (mache ich bei Kongressen, Messen etc. nicht anders) und habe meist diebischen Spaß dabei.

Dass erst jetzt der erste Besuch anstand, lag vor allem an der Entfernung. Die war früher zwar von NRW aus nicht so hoch wie von Bayern aus, aber weit weg eben schon. In diesem Jahr haben wir aber eine gute Zugverbindung entdeckt und kurzerhand eine Ferienwohnung gebucht mit dem Plan, endlich mal selbst auf der NordCon sein zu können. Passte auch gut zu unserem Vorhaben, dieses Jahr überhaupt mal wieder Cons zu besuchen.

Die Anreise war unkompliziert und die Fahrt haben wir auch gut hinter uns gebracht. Die Ferienwohnung war ziemlich … basic, aber völlig ausreichend und fußläufig gerade mal 400 Meter vom Congelände entfernt.

Erste Eindrücke

Am Freitag waren wir etwa eine halbe Stunde vor der Eröffnung dort und es war nicht allzu hoher Andrang, zumal viele Helfende (danke euch für den Einsatz!) bereits auf dem Gelände waren und viele weitere zudem mit den Eintrittsbändchen ausgestattet. Auf der Webseite der Con gibts einen Punkt in den FAQ, der darauf hinweist, dass Helfende nicht schlecht gelaunt und mürrisch wären, sondern vielleicht einfach mal konzentriert und angestrengt gucken könnten. Hat niemand. Von Freitag bis Sonntag waren alle jederzeit sehr freundlich, hilfsbereit und hatten stets ein Lächeln parat. 🙂

Freitag

Foto eines Charakters mit Abbildung von Ultima RatioEigentlich war mein Plan, in Ruhe alles anzusehen und vielleicht schon mal das eine oder andere zu shoppen. Das wurde allerdings recht zeitnah torpediert. Ich hatte es gerade so geschafft, ein paar Fragen bei den Storypunks zu :Otherscape (Achtung: aktuell laufender Kickstarter!) loszuwerden und mir bei Spiegelkinder zwei neue Notizbücher zu kaufen (nachdem ich zuvor wirklich wochenlang versucht hatte, den Shop wiederzufinden im Netz), als verkündet wurde, dass wir nun eine Spielrunde hätten.

Jemand hatte wohl schon öfter auf Cons nach Demorunden für Ultima Ratio gefragt und hatte nun eine Zusage bekommen. Leider so spontan und ungeplant, dass weitere Mitspielende fehlten – und unser Grüppchen ist da „mal eben“ eingesprungen.

Wir haben also knapp 4 Stunden lang Ultima Ratio gespielt, alle erstmals, und bis wir fertig waren, hatten natürlich keine Stände mehr geöffnet.

Samstag

Vorträge

Tobias Hamelmann auf der Bühne vor der Präsentation zum Workshop, aktuell Einblendung von Stadteigenarten zur AtmophäreIm Fokus standen hier für mich einige Vorträge. Den Anfang machte Märkte, Mauern, Metropolen von Tobias Hamelmann. Der Vortrag war echt gut, zumal es nicht der übliche Vortrag war, sondern das Publikum durch offene Fragen zu eigenen Ideen ständig einbezogen wurde. Etwas, das eher selten bei den „Workshops“ auf Cons ist. Es gab viele Ideen und das Teilen der Überlegungen zu Atmosphäre einschließlich Stadteigenarten, Hintergrundeinflüssen auf eine Stadt und einiges mehr. Ich denke, da konnten neue Städtebauer ebenso wie alte Hasen die eine oder andere Idee mitnehmen. Besonders spannend fand ich, dass die Merkmale aus dem Die-Rollenspiel einen eigenen kleinen Platz bekommen haben in diesem Workshop (als es um verschiedene Funktionen von Elementen ging). Bislang habe ich mich mit dem Die-Rollenspiel, das ja auch vom Squink-Verlag im Deutschen umgesetzt wird (wovon Tobias Hamelmann die Hälfte des Verlags ausmacht ;)), noch gar nicht beschäftigt. Aber dieser kleine Einschub dazu hat mich da ein wenig neugieriger werden lassen.

Als nächstes referierte Lars-Hendrik Schilling zum Blick über den großen Würfelpool, bei dem er Eigenheiten amerikanischen und deutschen Rollenspiels gegenüberstellte. Diesen Vortrag hatte ich ohnehin schon im Visier, aber nachdem ein Besucher sehr begeistert von den Vorträgen von Lars im Allgemeinen schwärmte, wurde er zum must-see. Der Vortrag war sehr locker, sehr gut aufbereitet und hatte zahlreiche interessante Infos zu bieten. Bei der einen oder anderen Randbemerkung bin ich inhaltlich jetzt nicht so ganz mitgegangen, aber insgesamt war das alles schon sehr kurzweilig und informativ. Es gab – ganz ohne erhobenen Zeigefinger – allerdings auch den Hinweis auf Folgen der bisherigen Entwicklungen, wozu, sehr knapp gefasst an dieser Stelle, auch eine verarmte Spielkultur zählt oder zählen kann.

Eigentlich hatte ich noch einiges mehr auf dem Schirm, aber unter anderem wegen der Hitze besuchte ich dann nur noch den Shadowrun-Redaktionstalk, gehalten von Mel Helke. Da gab es nun nicht allzu viel Neues zu anstehenden Produkten (wenn man da einigermaßen informiert ist), dafür aber noch ein paar Plaudereien dazu, wie etwas entsteht, geplant wird, ein paar Dinge rund um den Dis-Plot (der mit dem Abenteuerband Ernteschäden (deutsche Fassung von Lethal Harvest) dann auch endlich mal ein Ende finden wird) und Spekulationen (aus dem Publikum) zu Shadowrun 7 (keine Angst, steht nicht zeitnah an ;)).

Gelände & Angebote

Dann war endlich mal Zeit für den großen Rundumschlag quer übers Gelände, wovon ich leider kaum Fotos geknipst habe, weil ich zu beschäftigt damit war, mich umzusehen oder mich zu unterhalten. 😁

Zwei Ponys auf ihrem Stallgelände bei der NordConGroße Überraschung für Erstbesuchende waren definitiv die beiden Ponys auf dem Schulgelände. Die waren weit genug weg, sodass es keine Versuchungen gab, dass alle möglichen Leute versuchen, sie anzufassen, zu füttern oder so etwas. Und hey, einige Schilder wiesen auch extra darauf hin, dies zu unterlassen. Nicht gerichtet an Con-Besuchende, sondern an die Schulkinder, die ja ihre Zeit im Alltag sehr reichhaltig mit der Anwesenheit der beiden Ponys verbringen dürfen.

Das Gelände war viel, viel größer, als ich im Vorfeld angenommen hatte. Autor*innen tummelten sich vor allem rechts in den Gebäuden, Rollenspielverlage sowohl rund um die Cafeteria (mit sehr gutem, günstigen und reichhaltigen Angebot beinahe durchgängig) als auch auf der großen Wiese ganz hinten. Es gab das obligatorische Spielrundenaushangbrett, zahlreiche Künstler*innen verschiedenster Art in verschiedenen Räumen, in Zelten und an Ständen, eine Area für Aktives wie zum Beispiel der Zombiecalypse, Fechtkampfeinführungen, Workshops zu mittelalterlichem Tanz und mehr. Es waren Brettspiele vertreten, Tabletop in beachtlicher Menge, und es gab auch Gimmicks wie die von Yvis Nerd- and Geek-World. Bei letzterem haben wir uns zwei Stücke Würfelseife gegönnt. Schaut euch da auch gerne mal im Shop um; ich fand den Kontakt da echt sehr sympathisch. Außerdem turnt Yvi wirklich schon quasi ewig im (Rollen)spielbereich rum und ist ein sehr kreativer Mensch. Die Idee zum Shop fand ich immer schon mega, jetzt durch den (kurzen) persönlichen Kontakt empfehle ich den wirklich gerne weiter.

Zeichnen, Schreiben, Basteln

Ich habe außerdem eine Künstlerin entdeckt, die ich zuvor zwar noch nie live getroffen habe, zu der ich aber bis vor etwa 15 (!) Jahren recht guten Kontakt online hatte. Das allein, sich dort nach so langer Zeit quasi zufällig zu treffen, erstmals zu sehen und kurz quatschen zu können, war für mich schon ein Highlight für sich genommen.

Mit so vielen Autor*innen vor Ort hatte ich ebenfalls nicht gerechnet und auch da das eine oder andere nette Gespräch geführt. Witzigerweise waren dort die Leute, deren Namen mir zumindest etwas sagte, nicht unbedingt die Personen, die mich dann persönlich so richtig abgeholt haben. Wirklich sympathisch hingegen fand ich vor allem Kim Rylee, von der ich zuvor noch nie gehört oder etwas gelesen hatte. Eine sehr lebensfrohe und offene Person, deren Herz nicht nur für Bücher, sondern auch für Koalas schlägt. Ich hab mit Rücksicht auf das bis dahin angesammelte Gepäck mitsamt Neuanschaffungen noch nichts von ihr gekauft, aber das werde ich definitiv zeitnah nachholen und bin schon gespannt, ob mir ihr Schreibstil ebenso gefallen wird wie das Gespräch mit ihr.

Einige Figuren von Trench Crusade (Kickstarter sowie zwei Eigenbauten der Baba Yaga-Hütte)Im Tabletop-Bereich war es schön, dass gerade Spiele, die nicht unbedingt Standard auf Cons sind, hier mitsamt zahlreicher Fans vertreten waren. Darunter zählen OPR (One Page Rules), Gaslands, Frostgrave und beispielsweise Trench Crusade. Zugegeben, alle genannten kenne ich selbst nicht vom aktiven Spielen, sondern vielmehr von Tsus Basteleien, virtuellen Umsetzungsideen und deren Testung sowie von örtlichem Stammtisch-Talk, aber es waren zu all diesen Spielen begeisterte Leute am Start. Natürlich gab es auch bekanntere Spiele wie Battletech, Freebooter’s Fate und so weiter, aber gerade die kleineren/unbekannteren finde ich immer sympathisch, weil die Minis gerade hier besonders viel Kreativität entdecken lassen. So auch die Baba Yaga-Hüttenvarianten aus dem Selbstbau, die ich direkt mal geknipst habe.

Rollenspielrunde am Samstag

Durch eine etwas spontane und wilde Art Wette kam es am Samstag Abend noch zu einer Runde Historia. Eigentlich hatte ich mir nur den Schnellstarter beim Squink-Verlag zugelegt, durch eine gewisse Vorgabe, die das Leiten beinhaltete, bekam ich von Tsu dann das wirklich wunderschön illustrierte Grundregelwerk geschenkt. Mit ein paar hilfreichen Vorabinfos von Cat und auch Raphael sowie einer halben Stunde Lesezeit des Abenteuers wagten wir dann spontan zu sechst unsere ersten Schritte mit dem DnD (2014)-Ableger und ich kann ohne Übertreibung sagen, dass wir alle sehr viel mehr Spaß hatten, als wir ursprünglich – auch gerade wegen der gegen Null gehenden Vorbereitung und Vorkenntnisse – angenommen hatten.

Sonntag

Am Sonntag fand noch ein Flohmarkt statt, auf dem ich – zum Glück mit Blick aufs Gepäck – nichts gefunden habe, was ich nun unbedingt jetzt sofort hätte haben wollen.

Poster zu einer Bachelorthesis, due untersuchte, ob/wie TTRPG-Elemente helfen, Inhalte zu vermitteln und zu verankern (am Beispiel Echoes of Discordia)Dafür wagte ich mich – ebenfalls wieder auf Empfehlung – in den ersten Programmpunkt zum wissenschaftlichen Symposium des Bonn Lab for Analog Games and Imaginative Play. Es gab Folgeprogrammpunkte nach dem ersten Vortrag, aber leider reichte für mich die Zeit dafür nicht mehr. War ein interessanter Vortrag und ebensolcher Austausch, auf den ich bestimmt irgendwann zurückgreifen werde. Dann aber vermutlich eher aus beruflicher statt aus Hobbyperspektive. Mal gucken.

Ich hab sogar ein für mich neues Tool kennengelernt: CATS. Die Buchstaben stehen für concept, aim, tone und safety, und das klang ganz spannend. Hat das schon mal jemand genutzt?

Fazit

Ich denke, man kann ganz gut erkennen, dass ich jetzt noch Kilometer weiter schreiben könnte. Vielleicht lagere ich das eine oder andere noch aus, zum Beispiel die Spielberichte. Ansonsten bleibt nur zu sagen: Tolle Con, tolles Wetter, tolle, freundliche und engagierte Leute, tolle Vorträge, tolle Runden, tolles Programm.

In diesem Sinne bestimmt bis nächstes Jahr!

Überblick über die sehr gefüllte Halle der 1. Buchmesse Ingolstadt

Man kann wirklich nicht behaupten, dass es im Umfeld keine Leute gäbe, die einfach mal machen würden. So entstand die MicroCon Ingolstadt, über die ich letztens schon geschrieben habe. Gleiches gilt auch für die 1. Buchmesse Ingolstadts namens Seitenzauber. Andrea und Frank haben diese Buchmesse im Kulturzentrum neun in Ingolstadt organisiert.

Vorbereitungen, Vorahnungen und Wartezeiten

Überblick über die sehr gefüllte Halle der 1. Buchmesse IngolstadtGut 80 Ausstellende waren bereits im Vorfeld angekündigt. Da wir die Halle des Kulturzentrums bereits kannten, haben wir ein bisschen gezweifelt, was den Platz für so viele Ausstellende plus Besuchende betrifft. Zu Recht, wie sich später noch rausstellen sollte.

Schon vor der Eröffnung wurde bekannt gegeben, dass der Vorverkauf vorbei sei (da ausverkauft), und dass es an der Tageskasse gerade mal 130 Karten geben sollte. Wir haben uns entsprechend früh auf den Weg gemacht, um eine solche Tageskarte zu ergattern. Dafür haben wir etwas mehr als eine Stunde angestanden, obwohl wir schon 20 Minuten vor Öffnung vor Ort waren. Die Schlange war ewig lang, wenn auch durchsetzt von vielen Leuten, die eigentlich bereits Karten hatten. Als wir gute zwei Stunden später das Gelände verließen, hatte sich an der Länge der Warteschlange übrigens noch nichts geändert. Geöffnet hatte die Messe von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Man konnte sich im Vorfeld sämtliche Ausstellenden und ihre Werke genauer anschauen bzw. ihre Webseiten, Schwerpunkte und so weiter. Wir erwarteten damit mindestens 95% Romance und Romantasy und hatten uns im Vorfeld gerade mal eine Hand voll Autor*innen ausgeguckt, die wir etwas genauer unter die Lupe nehmen wollten. Außerdem wollten wir mindestens eine Lesung im eigens dafür aufgestellten Nostalgiebus besuchen. Beides stellte sich als gar nicht mal so einfach heraus, wie wir dachten …

Überraschungen

Das Gedränge in der Halle selbst überbot wirklich alles, was wir vorher schon befürchtet hatten. Man stand teils Minuten lang, ohne sich vom Fleck bewegen zu können, obwohl man an Ständen stand, die einen gar nicht interessierten. Zum Glück waren wir am Morgen da; wie sich das am Nachmittag gestaltete, möchte ich gar nicht wissen. Laut Social Media-Beiträgen einzelner ist es bis zum Nachmittag völlig überfüllt geblieben.

Das war umso ärgerlicher, weil man die ganzen Ausstellenden damit gar nicht so wirklich würdigen konnte. An Ständen von Leuten, die einen ohnehin schon interessierten, konnte man sich nicht lang aufhalten, weil eben jede Menge andere Leute auch schauen, reden und kaufen wollten. An anderen Ständen haben wir dann Titel entdeckt, die unser Interesse weckten, die wir zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten. Und wir haben auch nichts davon gekauft, weil eben keine Zeit und zu viel Gedränge war, als dass man tatsächlich kurz eine Art Buchplausch halten oder sich einen Pitch von irgendwas abholen konnte.

Nostalgiebus der Buchmesse Ingolstadt

Auch die geplanten Lesungen haben wir letztlich ausfallen lassen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lesungen im Nostalgiebus (es gab noch parallel weitere Lesungen in einem Raum) sich ebenfalls ziemlich schnell sehr anstrengend anfühlten von außen. Begrenzter Platz, strahlender Sonnenscheinparkplatz und geschlossene Türen teils während Lesungen … nee.

Die ersten Lesungsslot um 10:30 Uhr und 11 Uhr zumindest krankten wiederum daran, dass um diese Zeit die meisten Leute noch in der Warteschlange standen und gar nicht die Möglichkeit hatten, diese zu besuchen.

Die Buchmesse war also mies?

Nein, gar nicht. 🙂

Es war wirklich anstrengend und viel zu voll. Und ja, das hat einiges von der (möglichen) Besuchserfahrung schon empfindlich gestört. Das gilt auch nicht nur für uns, sondern auch für die Besuchenden, mit denen wir zwischendurch ein paar Worte gewechselt haben.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass das Organisationspaar das Ganze wirklich als Herzensprojekt aus eigener Initiative geschaffen hat. Das ist ein Aufwand, den man leicht unterschätzen kann. Und manches muss man halt erst einmal (ein)schätzen, um es dann im Lauf der Zeit besser zu machen.

Die Idee mit dem Nostalgiebus finde ich grundsätzlich sehr klasse. Foodtrucks verschiedener Art gab es auch vor Ort, sodass für Stärkung (und auch Getränke natürlich!) gesorgt war.

Alle Stände waren wirklich liebevoll dekoriert. und alle Autor*innen haben sich sehr bemüht, gute Stimmung zu verbreiten und ihre Werke unaufdringlich beworben. An vielen Ständen gab es auch kleine Goodies passend zu den Veröffentlichungen von Lesezeichen bis hin zu besonderen Kerzen.

Abseits der großen Verlage

Was ich im Nachhinein viel spannender finde, als ich gedacht hätte: Vor Ort waren fast nur Autor*innen von Kleinverlagen oder aus dem Selbstverlag sowie Kleinverlage selbst. Das fand ich sehr ungewöhnlich, aber es war auch sehr interessant mal zu sehen, wie sich der Buchmarkt so verändert (hat). Die Zeiten sind auch vorbei, zu denen die Autor*innen dann annehmen, wortlos irgendwo mit Büchern zu stehen, reiche als Marketing aus. Im Gegenteil haben die meisten sich diesbezüglich absolut professionell gegeben und sich um ein Rundumpaket für die Besuchenden bemüht. Das kannte ich so bislang nicht. Von den größeren Messen nicht, weil Selfpublisher da nicht vorkommen oder an den Rand geschoben untergehen, von Conventions nicht, weil die wenigsten dort (die ich bislang gesehen/gesprochen) habe, selbst größeren Wert auf Marketing legen.

Die Genres waren schon klar erkennbar. Ob nun in der Übersicht oder anhand der gewählten Cover und Titel: unsere Einschätzung bezüglich Romance und Romantasy war da im Vorfeld schon ziemlich genau. Umso überraschender war es eigentlich, dass man vor Ort dann doch noch mehr Titel als erwartet gefunden hat, die genau diese Genres (die uns nämlich leider gar nicht interessieren) nicht im Fokus haben. Gefunden haben wir einiges aus den Genres Krimi, Thriller, Fantasy (ohne Romance) und Urban Fantasy bis hin zu ein bisschen Grusel und Horror sogar. Entsprechend sind wir auch mit gefüllten Taschen zufrieden wieder nach Hause gefahren.

Entdeckung: Peter Hohmann

Clawdeen und Autor Peter Hohmann am Stand der Buchmesse Ingolstadt, das Buch "Mothman" wird gezeigtEigentlich waren wir zuerst am Stand von Lew Marschall. Der Name war uns nicht geläufig, aber betitelt mit den Genres LitRPG, GameLit, Fantasy und SciFi. Sollte also thematisch passen, haben wir uns gedacht, darum haben wir uns an diesen Stand zuerst gewagt. Hier hat mich eigentlich am meisten Die Gilde der Wortmagier angesprochen, ein gemeinsamer Roman von Lew Marschall, Pascal Wokan und Peter Hohmann. Nachdem ich also eine Faltlandkarte zum Roman Der Sohn des Orkschamanen erstanden hatte, führte unser Weg direkt weiter zum Stand von Peter Hohmann.

Er ist wohl etwas später erst zu den Ausstellenden gestoßen, wie man munkelt. Würde erklären, warum er sich nicht auf meinem „Laufzettel“ wiederfand, denn genremäßig waren seine Werke beschrieben als Fantasy, SciFi und Thriller. Also was für uns grundsätzlich mal. Seine Bücher sind bislang im Selbstverlag erschienen oder aber bei kleinen Verlagen, die Genrefans (und Rollenspielende) durchaus kennen dürften: Atlantis-Verlag, Amrûn-Verlag (Anthologie von André Skora (Hrsg.), ebenso eine beim Begedia-Verlag), Verlag Torsten Low.

Der Gemeinschaftsroman zu den Wortmagiern ist es dann übrigens doch nicht geworden, dafür durfte Mothman mitkommen. Diese Legende gepaart mit München als Spielort – bin gespannt! 👍

Entdeckung: Yellow King Productions

Auslage am Stand von Yellow King ProductionsDass wir an diesem Stand nicht vorbei kamen, liegt ja auf der Hand, oder? Yellow King Productions bezeichnet sich selbst als unabhängige Multimedia-Agentur und Verlag für die Genres Horror, Weird Fiction, Fantasy, SciFi und Heimatliteratur. Letztere scheint hierbei auch eher auf Folklore bezogen zu sein.

Mitkommen durfte Das Artefakt von Jörg Fischer. Spielt 1914, ebenfalls in Bayern.

Da wären noch ein paar weitere interessante Büchlein gewesen, aber wir wollten es auch nicht übertreiben. Soll ja schließlich alles auch mal gelesen werden. Und bei gebundenen Büchern haben wir in den letzten Jahren ohnehin nur noch selten zugeschlagen.

Spannend ist, dass es von Yellow King Productions auch so einiges an Hörspielen gibt. Da werde ich mich beizeiten auch mal weiter umsehen.

Entdeckung: Sara Fee

Zugegeben, beim Namen bin ich etwas verwirrt. Die Webseite betitelt mit Sara Fee, die Domain ist allerdings Sara Fee Wieland, und das Cover ziert ein S. F. Kraft als Autorin.

Wie auch immer hatte ich im Vorfeld schon Lust, mir diese beiden – laut Autorin auch unabhängig voneinander zu lesenden – Tagebuchromane genauer anzuschauen. Der Kurzbeschreibung nach vermute ich, es geht um irgendwas mit Werwölfen. Klingt so, dieses Forsaken Diaries – Mondverflucht, oder? Mal sehen. Denn der erste Band landete ebenfalls bei den Käufen und ist hier auch noch mal in der Gesamtausbeute zu sehen (worunter sich noch ein Book Journal gemogelt hat – ich kann bei sowas immer schlecht Nein sagen …):

Ausbeute von der Buchmesse Ingolstadt 2025; einige Bücher auf einem Tisch ausgebreitet

Die nächste Seitenzauber-Buchmesse ist bereits für den 2. Mai 2026 angekündigt.

Bereits ab dem 11. Mai 2025 kann man sich hierfür laut Webseite anmelden.

Ich bin mir sicher, dass ich auch nächstes Jahr wieder vorbeischauen werde. Dann entweder noch früher oder viel später am Tag, definitiv auch mit Nutzung des Vorverkaufs dann.

Wünschen würde ich mir neben einer räumlichen Entzerrung der Veranstaltung und ein bisschen mehr abseits Romance/Romantasy, dass weniger Tamtam gemacht wird rund um Verlosungen von Meet & Greet-Treffen sowie um „spezielle“ Blogger. Letztere waren fokussiert auf Instagram und TikTok (was ja nun mal beides keine Blogs sind). Aber entweder standen wir da zentriert (un)günstig inmitten vieler solcher Teilnehmenden, oder aber es gab wirklich wahnsinnig viele mit „Bloggerplätzen“.

Obwohl ich ja nun mal selbst blogge, auf Youtube aktiv bin und so weiter, fand ich als Besucherin – bei allem Verständnis für notwenige Werbung gerade bei einer neuen Veranstaltung – den ganzen Kram rund um Social Media eher too much als hilfreich.

Insgesamt war es ein ereignisreicher Vormittag, der uns trotz der genannten Kritikpunkte echt gut gefallen hat. Hut ab vor der ganzen Organisation!

Und dass es Bedarf gibt als Veranstaltungen wie dieser, das wurde heute mit der ersten stattgefundenen Messe definitiv bewiesen.

Kunstinstallation "Plant a Piano" mit bewachsenen alten Klavieren

Die erste MicroCon in Ingolstadt hab ich leider nicht besuchen können. Tsu war allerdings dort und von der Atmosphäre ziemlich angetan. Zur Folgecon am 28.+29. März 2025 hatte ich allerdings auch die Gelegenheit hinzugehen. Gleichzeitig war es die erste Con, die ich seit 2019 überhaupt mal wieder besucht habe. Spoiler vorweg: Ich fands toll!

Kunstinstallation über dem Kap94 IngolstadtLocation & Veranstaltende

Die MicroCon findet in den Räumlichkeiten des Kap94 in Ingolstadt statt. Dabei handelt es sich um eine Kaponniere in der Nähe des Donauufers. Heute befindet sich dort eine Kunst-und Kulturwerkstatt unterschiedlicher Sparten. In den diversen Ateliers agieren Künstler*innen unterschiedlichster Bereiche neben- und miteinander. Zusätzlich gibt es Ausstellungsflächen, einen Veranstaltungsraum, eine kleine Bühne, eine Bar sowie einen Dachgarten. „Aufgemöbelt“ wurde und wird das Ganze durch den gemeinnützigen Verein KulturKAP e.V.

Gleichzeitig können dort kulturelle Veranstaltungen stattfinden, ebenso sind die Räumlichkeiten für private Feiern beispielsweise zu mieten. Und genau dort findet also die MicroCon statt, fleißig mit gestaltet durch den Spieleclub Ali Baba in Ingolstadt sowie den Tabletop-Club Illuminatus Frankenstein in Ingolstadt (die Webseite ist veraltet, der Discord-Server allerdings aktiv). Eigentlich hat Ingolstadt übrigens auch einen SciFi- und Fantasy-Verein in der Stadt, was Pen & Paper-Rollenspiele einschließt, aber irgendwie ist es um den abseits der monatlichen „Dragon Dinner“ recht ruhig geworden. Keine Ahnung warum und wieso, jedenfalls war von dort meinem Wissen nach zumindest niemand aktiv an der Gestaltung der MicroCon beteiligt.

Der Eintritt war sowohl Freitag als auch Samstag frei. Freitag ging es ab 18 Uhr los bis Mitternacht, am Samstag durfte es dann noch weitergehen.

Programm

Spielfeld für OPR

Ich weiß nicht genau, wie viele Leute vor Ort waren, kenne das Fassungsvermögen des Kap94 nicht und bin echt schlecht im Schätzen. Ganz so „micro“ fand ich die Con allerdings gar nicht (mehr), denn viel Platz hätte es zumindest ohne größeren Einsatz von Kreativität nicht mehr gegeben.

Den Großteil haben zumindest am Freitag die Brettspielenden eingenommen, gefolgt vom Tabletop.

Spielende auf der MicroCon

Beim Tabletop gab es Demotische für Blitzbowl, Battletech (!) und OPR. Geplant war hier ursprünglich wohl auch Gaslands, musste aber kurzfristig ausfallen (zumindest am Freitag).

Bei den Rollenspielen wurden gleich drei Abenteuer an dem mobilen Whiteboard zu diesem Zweck angeboten, ich hab aber nicht rausfinden können, wer genau das anbietet, wo oder um welche Uhrzeit, darum ist das für mich rausgefallen (es wäre 1x Call of Cthulhu und 2x Minimum PbtA gewesen). So nett die Beschreibungen der Abenteuer gewesen sind, ohne Zeit und (Treff)punkt ein bisschen schwierig. 🤷🏻‍♀️

Ziemlich fix wurde am Freitag dann aber auch eine DnD 5E-Runde angeboten. Später folgte wohl noch das eine oder andere Angebot, und am Samstag war auch eine Demorunde der Dunkelmänner für „Children of the Fall“, das Ende letzten Jahres für die deutsche Fassung beworben und via crowd gefunded wurde, bereits angekündigt.

Was ich richtig nett fand war die Ecke neben der Bar, in der einfach mal alle möglichen Grundregelwerke zum Anschauen und Blättern standen. Wer hier nach Platzhirschen des Rollenspiels suchte, tat dies übrigens vergebens. Die meisten Spiele sind eher der Indie-Ecke zuzuordnen gewesen. Umso toller, diese mal als Print zum Blättern da zu haben.

Wichtig an der Stelle übrigens: Die MicroCon hat – wie der Name schon erahnen lässt – keine Verkaufs-/Verlagsstände vor Ort. Die gesamte Organisation ist von Leuten mit Bock auf sowas für Leute mit Bock auf sowas. Und das in diesem liebevoll-chaotisch-künstlerischen Umfeld … ich liebs!

Verpflegung

An der Bar gibt es sowohl nicht alkoholische als auch alkoholische Getränke zum Kauf zu angemessenen Preisen (z.B. Spezi-Flasche 0,5l für 3,60€).

Etwas zu essen gibt es vor Ort standardmäßig nicht, aber es gibt eine Küche. Die hat sich jemand aus der Organisation netterweise (wie schon zur ersten MicroCon) geschnappt und einen riesigen Topf Chili sin carne vorbereitet. Das konnte man tellerweise gegen eine kleine Spende erwerben und sich schmecken lassen, sogar wahlweise mit/ohne Brot.

Erlebnisse

Aufgebautes BlitzBowl-Spielfeld am DemotischGrundsätzlich habe ich mich gefreut, überhaupt mal wieder auf einer Convention  zu sein. Dann habe ich mich gefreut, zu ein paar Leuten aus Discord(s) auch mal Gesichter zu sehen. Zu guter Letzt war ich wirklich angetan sowohl von der Location als auch von der Freundlichkeit aller Leute, die mir so begegnet sind, auch wenn es nur ein kurzes „Hallo“ oder Lächeln auf dem Gang war.

Zwar haben wir BlitzBowl zu Hause (meinerseits aber noch ungespielt) und ich spiele echt gerne BloodBowl am PC, aber so eine Runde BlitzBowl ist doch ein bisschen anders, wie ich gelernt habe. Da hat sich das Demospiel also schon gelohnt. Auch hier: Richtig schön alles aufgebaut und in Szene gesetzt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Klasse!

Unser DnD-Spieltisch, bevor wir ihn mit Chaos belegten

Unsere DnD 5E-Runde führte zu „Der Drache vom Eisnadelgipfel“ aus dem Basisset. Besonders weit gekommen sind wir in den knapp vier Stunden natürlich nicht, zumal wir uns alle zunächst abgesprochen und dann selbst Charaktere erstellt haben. Machte aber gar nichts. Wir haben entspannt und dennoch (ein bisschen) gezielt vor uns hin gespielt, hatten keinerlei Beeinträchtigungen durch Lautstärke rundum und es war eine recht harmonische Runde, fand ich. Auch hier wieder ein Lob an DM Andi, der wirklich eine Menge Zeug dabei hatte (neben dem Basisset auch noch Maps und Gedöhns von ausgedruckt bis hin zu gekauften Sachen sowie etliche Würfel), die mit dem Spiel zu tun hatten, aber auch solche abseits davon (Süüüüüß- und Knabberkram!).

Ratzfatz war es dann auch schon Mitternacht und der Abend damit zu Ende.

Tsu ist am Folgetag nochmals mit Tabletop-Schwerpunkt dort gewesen, ich selbst freu mich auf die nächste MicroCon.

Die findet vielleicht schon im Herbst 2025 statt.

Ich hatte auf Youtube übrigens ein Short eingestellt zur Con, in der ihr in 45 Sekunden auch noch ein paar Eindrücke erhaschen könnt: