Blogtitelbild mit Schriftzug "Sleepy Hollow"

Ich hatte vor einer Weile bereits einen Artikel zum Sleepy Hollow RPG geschrieben, und auch ein Video habe ich als Überblick zum Spiel erstellt.

Nachdem wir nun die Gelegenheit hatten, das Ganze auch mal im Rahmen eines Oneshots (Teil 1, Teil 2) zu spielen, gibts hier noch eine ergänzende Meinung dazu.

Setting

Im letzten Artikel schrieb ich unter anderem:

Gleichzeitig liefern Grundregelwerk und Zusatzbände unzählige Ideen für allerlei Storys, so dass man sicherlich Jahre mit diesen Inhalten locker füllen kann. Ich halte das Spiel dennoch nicht für alles über kurze Kampagnen hinaus besonders tauglich. Dafür ist die Thematik dann doch zu speziell und die Gefahr von Wiederholungen thematisch zu hoch. Das sieht man auch schon bei den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Örtlichkeiten rund um Sleepy Hollow, denn schon da schleichen sich recht schnell Wiederholungen ein.

Das kann ich an der Stelle nur noch mal unterstreichen.

Es ist ein wirklich reichhaltig und sehr detailliert ausgearbeitetes Setting, das man hier bekommt. Und genau darin liegt zugleich die Krux. Es ist trotz der Zusatzinfos (wie im separaten Büchlein The Parish Ledger) fast unmöglich (für mich), diese Fülle auch nur halbwegs lebendig darzustellen. Grundsätzlich liebe ich ja Hintergrundinfos, aber wenn es einen Detailgrad erreicht wie beim Sleepy Hollow RPG, dann finde ich es eher erdrückend und stressend.

Am Ende unseren Oneshots gab es noch viele Fäden, aus denen man weitere Geschichten hätte stricken können. Ich denke, so 3-5 Oneshots hätten da auch noch Spaß gemacht. Vielleicht sogar mehr, weil man mit dem gebotenen Setting bis dahin ja auch noch mal viel vertrauter geworden ist. Darüber hinaus? Hm.

Regeln

Auf die Regeln bin ich im letzten Artikel eigentlich gar nicht eingegangen. Dort fand sich vor allem der grundsätzliche Hinweis, dass die Regeln auf der Year Zero-Engine basieren.

Der Teufel steckt wie so oft im Detail.

Die vorgefertigten Abenteuer (größtenteils in einem Extrabuch, A Little Darkness) sind allesamt eher brutal einschließlich Body Horror orientiert. Das ist für mich okay und erklärt, warum Waffen einschließlich Schusswaffen entsprechende Relevanz im Spiel haben.

Die Stärke und Fähigkeiten von Gegnern passen allerdings wirklich auch eher, wenn man es sehr knapp und brutal mag (in Bezug auf die Charaktere).

Beispiel:

Die Kreaturen aus dem Grundbuch weisen Lebenspunkte in Höhe von 2 selten mal 6 Punkten auf. Ausreißer ist hier der Kopflose Reiter höchstpersönlich mit 11 Lebenspunkten.

Den von uns gespielten Oneshot hatte ich schon im Vorfeld ein bisschen reduziert. Grundsätzlich sind zwei Male Gegner geplant in Menge der Charaktere (plus 1) mit jeweils 9 (!) Lebenspunkten. Hinzu kommt der Endkampf gegen eine Person mit 7 Lebenspunkten. Dazu gesellen sich aber jeweils noch besondere Fähigkeiten und eine Waffenauswahl (Nahkampf).

Bei uns gab es nur eine Begegnung und die schon etwas runtergefahren.

Dennoch wurde vor allem im Rahmen des Kampfes klar, dass durch die Kombi mit der Eskalation der Stress-Spirale hier ziemlich schnell eine Grenze gezogen wird.

Die Auswirkungen von Stress im Sleepy Hollow RPG betreffen nicht unbedingt immer nur eine Person selbst, sondern durchaus auch deren Umfeld. Es ergibt sich also eine rasche Abwärtsspirale, die zusammen mit knackigen Kämpfen einerseits für sehr schnelle Degeneration der Charaktere sorgt. Andererseits resultiert daraus auch ein ziemliches Gewürfel und Notieren zusätzlich, was die einzelnen Kampfaktionen unterbricht und damit nicht so ganz flüssig wirken lässt.

Abschließendes Fazit

Wir haben auch nach Abschluss der Runde noch kurz dazu geplauscht und waren einhellig der Meinung, dass hier leider so manches „schief“ ist.

Wenn man ohnehin mit der Year Zero-Engine gut vertraut ist und Lust hat, sich in das Setting einzuarbeiten, dann findet man im Sleepy Hollow RPG definitiv eine umfangreiche und liebevoll erstellte Fundgrube. Wer viel Zeit investieren möchte, ist hier ebenfalls richtig. Da sollte einem aber bewusst sein, dass dieses Spiel sich eher für Oneshots/Fewshots eignet und die investierte Zeit am Ende sich entsprechend nicht unbedingt gelohnt hat im Verhältnis.

Überblick über die sehr gefüllte Halle der 1. Buchmesse Ingolstadt

Man kann wirklich nicht behaupten, dass es im Umfeld keine Leute gäbe, die einfach mal machen würden. So entstand die MicroCon Ingolstadt, über die ich letztens schon geschrieben habe. Gleiches gilt auch für die 1. Buchmesse Ingolstadts namens Seitenzauber. Andrea und Frank haben diese Buchmesse im Kulturzentrum neun in Ingolstadt organisiert.

Vorbereitungen, Vorahnungen und Wartezeiten

Überblick über die sehr gefüllte Halle der 1. Buchmesse IngolstadtGut 80 Ausstellende waren bereits im Vorfeld angekündigt. Da wir die Halle des Kulturzentrums bereits kannten, haben wir ein bisschen gezweifelt, was den Platz für so viele Ausstellende plus Besuchende betrifft. Zu Recht, wie sich später noch rausstellen sollte.

Schon vor der Eröffnung wurde bekannt gegeben, dass der Vorverkauf vorbei sei (da ausverkauft), und dass es an der Tageskasse gerade mal 130 Karten geben sollte. Wir haben uns entsprechend früh auf den Weg gemacht, um eine solche Tageskarte zu ergattern. Dafür haben wir etwas mehr als eine Stunde angestanden, obwohl wir schon 20 Minuten vor Öffnung vor Ort waren. Die Schlange war ewig lang, wenn auch durchsetzt von vielen Leuten, die eigentlich bereits Karten hatten. Als wir gute zwei Stunden später das Gelände verließen, hatte sich an der Länge der Warteschlange übrigens noch nichts geändert. Geöffnet hatte die Messe von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Man konnte sich im Vorfeld sämtliche Ausstellenden und ihre Werke genauer anschauen bzw. ihre Webseiten, Schwerpunkte und so weiter. Wir erwarteten damit mindestens 95% Romance und Romantasy und hatten uns im Vorfeld gerade mal eine Hand voll Autor*innen ausgeguckt, die wir etwas genauer unter die Lupe nehmen wollten. Außerdem wollten wir mindestens eine Lesung im eigens dafür aufgestellten Nostalgiebus besuchen. Beides stellte sich als gar nicht mal so einfach heraus, wie wir dachten …

Überraschungen

Das Gedränge in der Halle selbst überbot wirklich alles, was wir vorher schon befürchtet hatten. Man stand teils Minuten lang, ohne sich vom Fleck bewegen zu können, obwohl man an Ständen stand, die einen gar nicht interessierten. Zum Glück waren wir am Morgen da; wie sich das am Nachmittag gestaltete, möchte ich gar nicht wissen. Laut Social Media-Beiträgen einzelner ist es bis zum Nachmittag völlig überfüllt geblieben.

Das war umso ärgerlicher, weil man die ganzen Ausstellenden damit gar nicht so wirklich würdigen konnte. An Ständen von Leuten, die einen ohnehin schon interessierten, konnte man sich nicht lang aufhalten, weil eben jede Menge andere Leute auch schauen, reden und kaufen wollten. An anderen Ständen haben wir dann Titel entdeckt, die unser Interesse weckten, die wir zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten. Und wir haben auch nichts davon gekauft, weil eben keine Zeit und zu viel Gedränge war, als dass man tatsächlich kurz eine Art Buchplausch halten oder sich einen Pitch von irgendwas abholen konnte.

Nostalgiebus der Buchmesse Ingolstadt

Auch die geplanten Lesungen haben wir letztlich ausfallen lassen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lesungen im Nostalgiebus (es gab noch parallel weitere Lesungen in einem Raum) sich ebenfalls ziemlich schnell sehr anstrengend anfühlten von außen. Begrenzter Platz, strahlender Sonnenscheinparkplatz und geschlossene Türen teils während Lesungen … nee.

Die ersten Lesungsslot um 10:30 Uhr und 11 Uhr zumindest krankten wiederum daran, dass um diese Zeit die meisten Leute noch in der Warteschlange standen und gar nicht die Möglichkeit hatten, diese zu besuchen.

Die Buchmesse war also mies?

Nein, gar nicht. 🙂

Es war wirklich anstrengend und viel zu voll. Und ja, das hat einiges von der (möglichen) Besuchserfahrung schon empfindlich gestört. Das gilt auch nicht nur für uns, sondern auch für die Besuchenden, mit denen wir zwischendurch ein paar Worte gewechselt haben.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass das Organisationspaar das Ganze wirklich als Herzensprojekt aus eigener Initiative geschaffen hat. Das ist ein Aufwand, den man leicht unterschätzen kann. Und manches muss man halt erst einmal (ein)schätzen, um es dann im Lauf der Zeit besser zu machen.

Die Idee mit dem Nostalgiebus finde ich grundsätzlich sehr klasse. Foodtrucks verschiedener Art gab es auch vor Ort, sodass für Stärkung (und auch Getränke natürlich!) gesorgt war.

Alle Stände waren wirklich liebevoll dekoriert. und alle Autor*innen haben sich sehr bemüht, gute Stimmung zu verbreiten und ihre Werke unaufdringlich beworben. An vielen Ständen gab es auch kleine Goodies passend zu den Veröffentlichungen von Lesezeichen bis hin zu besonderen Kerzen.

Abseits der großen Verlage

Was ich im Nachhinein viel spannender finde, als ich gedacht hätte: Vor Ort waren fast nur Autor*innen von Kleinverlagen oder aus dem Selbstverlag sowie Kleinverlage selbst. Das fand ich sehr ungewöhnlich, aber es war auch sehr interessant mal zu sehen, wie sich der Buchmarkt so verändert (hat). Die Zeiten sind auch vorbei, zu denen die Autor*innen dann annehmen, wortlos irgendwo mit Büchern zu stehen, reiche als Marketing aus. Im Gegenteil haben die meisten sich diesbezüglich absolut professionell gegeben und sich um ein Rundumpaket für die Besuchenden bemüht. Das kannte ich so bislang nicht. Von den größeren Messen nicht, weil Selfpublisher da nicht vorkommen oder an den Rand geschoben untergehen, von Conventions nicht, weil die wenigsten dort (die ich bislang gesehen/gesprochen) habe, selbst größeren Wert auf Marketing legen.

Die Genres waren schon klar erkennbar. Ob nun in der Übersicht oder anhand der gewählten Cover und Titel: unsere Einschätzung bezüglich Romance und Romantasy war da im Vorfeld schon ziemlich genau. Umso überraschender war es eigentlich, dass man vor Ort dann doch noch mehr Titel als erwartet gefunden hat, die genau diese Genres (die uns nämlich leider gar nicht interessieren) nicht im Fokus haben. Gefunden haben wir einiges aus den Genres Krimi, Thriller, Fantasy (ohne Romance) und Urban Fantasy bis hin zu ein bisschen Grusel und Horror sogar. Entsprechend sind wir auch mit gefüllten Taschen zufrieden wieder nach Hause gefahren.

Entdeckung: Peter Hohmann

Clawdeen und Autor Peter Hohmann am Stand der Buchmesse Ingolstadt, das Buch "Mothman" wird gezeigtEigentlich waren wir zuerst am Stand von Lew Marschall. Der Name war uns nicht geläufig, aber betitelt mit den Genres LitRPG, GameLit, Fantasy und SciFi. Sollte also thematisch passen, haben wir uns gedacht, darum haben wir uns an diesen Stand zuerst gewagt. Hier hat mich eigentlich am meisten Die Gilde der Wortmagier angesprochen, ein gemeinsamer Roman von Lew Marschall, Pascal Wokan und Peter Hohmann. Nachdem ich also eine Faltlandkarte zum Roman Der Sohn des Orkschamanen erstanden hatte, führte unser Weg direkt weiter zum Stand von Peter Hohmann.

Er ist wohl etwas später erst zu den Ausstellenden gestoßen, wie man munkelt. Würde erklären, warum er sich nicht auf meinem „Laufzettel“ wiederfand, denn genremäßig waren seine Werke beschrieben als Fantasy, SciFi und Thriller. Also was für uns grundsätzlich mal. Seine Bücher sind bislang im Selbstverlag erschienen oder aber bei kleinen Verlagen, die Genrefans (und Rollenspielende) durchaus kennen dürften: Atlantis-Verlag, Amrûn-Verlag (Anthologie von André Skora (Hrsg.), ebenso eine beim Begedia-Verlag), Verlag Torsten Low.

Der Gemeinschaftsroman zu den Wortmagiern ist es dann übrigens doch nicht geworden, dafür durfte Mothman mitkommen. Diese Legende gepaart mit München als Spielort – bin gespannt! 👍

Entdeckung: Yellow King Productions

Auslage am Stand von Yellow King ProductionsDass wir an diesem Stand nicht vorbei kamen, liegt ja auf der Hand, oder? Yellow King Productions bezeichnet sich selbst als unabhängige Multimedia-Agentur und Verlag für die Genres Horror, Weird Fiction, Fantasy, SciFi und Heimatliteratur. Letztere scheint hierbei auch eher auf Folklore bezogen zu sein.

Mitkommen durfte Das Artefakt von Jörg Fischer. Spielt 1914, ebenfalls in Bayern.

Da wären noch ein paar weitere interessante Büchlein gewesen, aber wir wollten es auch nicht übertreiben. Soll ja schließlich alles auch mal gelesen werden. Und bei gebundenen Büchern haben wir in den letzten Jahren ohnehin nur noch selten zugeschlagen.

Spannend ist, dass es von Yellow King Productions auch so einiges an Hörspielen gibt. Da werde ich mich beizeiten auch mal weiter umsehen.

Entdeckung: Sara Fee

Zugegeben, beim Namen bin ich etwas verwirrt. Die Webseite betitelt mit Sara Fee, die Domain ist allerdings Sara Fee Wieland, und das Cover ziert ein S. F. Kraft als Autorin.

Wie auch immer hatte ich im Vorfeld schon Lust, mir diese beiden – laut Autorin auch unabhängig voneinander zu lesenden – Tagebuchromane genauer anzuschauen. Der Kurzbeschreibung nach vermute ich, es geht um irgendwas mit Werwölfen. Klingt so, dieses Forsaken Diaries – Mondverflucht, oder? Mal sehen. Denn der erste Band landete ebenfalls bei den Käufen und ist hier auch noch mal in der Gesamtausbeute zu sehen (worunter sich noch ein Book Journal gemogelt hat – ich kann bei sowas immer schlecht Nein sagen …):

Ausbeute von der Buchmesse Ingolstadt 2025; einige Bücher auf einem Tisch ausgebreitet

Die nächste Seitenzauber-Buchmesse ist bereits für den 2. Mai 2026 angekündigt.

Bereits ab dem 11. Mai 2025 kann man sich hierfür laut Webseite anmelden.

Ich bin mir sicher, dass ich auch nächstes Jahr wieder vorbeischauen werde. Dann entweder noch früher oder viel später am Tag, definitiv auch mit Nutzung des Vorverkaufs dann.

Wünschen würde ich mir neben einer räumlichen Entzerrung der Veranstaltung und ein bisschen mehr abseits Romance/Romantasy, dass weniger Tamtam gemacht wird rund um Verlosungen von Meet & Greet-Treffen sowie um „spezielle“ Blogger. Letztere waren fokussiert auf Instagram und TikTok (was ja nun mal beides keine Blogs sind). Aber entweder standen wir da zentriert (un)günstig inmitten vieler solcher Teilnehmenden, oder aber es gab wirklich wahnsinnig viele mit „Bloggerplätzen“.

Obwohl ich ja nun mal selbst blogge, auf Youtube aktiv bin und so weiter, fand ich als Besucherin – bei allem Verständnis für notwenige Werbung gerade bei einer neuen Veranstaltung – den ganzen Kram rund um Social Media eher too much als hilfreich.

Insgesamt war es ein ereignisreicher Vormittag, der uns trotz der genannten Kritikpunkte echt gut gefallen hat. Hut ab vor der ganzen Organisation!

Und dass es Bedarf gibt als Veranstaltungen wie dieser, das wurde heute mit der ersten stattgefundenen Messe definitiv bewiesen.

Blogtitelbild mit Schriftzug "Sleepy Hollow"

Durch ein Video von Raldanash bin ich auf das Rollenspiel „Sleepy Hollow“ aufmerksam geworden. Netterweise hat er aufgrund meiner Nachfragen sogar noch ein zweites Video zu einem der Quellenbände des Spiels gemacht, und danach war für mich klar: Muss ich mir genauer anschauen, dieses „Sleepy Hollow„-Rollenspiel.

Hintergründe zum Spiel

Veröffentlicht wurde das Ganze via Crowdfunding von Kids in the Attic. $3,500 waren bis zum 1. Oktober 2024 angepeilt, letztlich kamen durch 709 Backer insgesamt $21,661 zustande, sodass auch einige Stretchgoals freigeschaltet wurden. Gleich Mitte Oktober 2024 waren die ersten Sachen dann auch schon tatsächlich via Drivethru erhältlich, also auch eine sehr zuverlässige Auslieferung des Rollenspiels.

Das Setting ist ca. 1810 in Sleepy Hollow (Neuengland) angesiedelt, etwa 20 Jahre nach dem Verschwinden des Ichabod Crane aus der Originalgeschichte. Der Fokus liegt auf Folk Horror, der sowohl düster, unheimlich, als auch mit einer ordentlichen Prise Grauen und Body Horror garniert auftreten und umgesetzt werden kann.

Das Grundregelwerk

Titelbild GrundregelwerkAuf 180 Seiten findet sich alles, was man zum Spielen braucht.

Grundsätzlich finden sich hier sämtliche Regeln auf Basis der Year Zero-Engine einschließlich Charaktererschaffung, Settingbeschreibung und einem Startszenario.

Die Charaktererschaffung geht flott von der Hand. 8 Archetypen hält das Grundregelwerk parat, weitere kann man in Quellenbänden zusätzlich finden. Diese acht Archetypen umfassen (eigene Übersetzung) den wandernden Minnesänger, den Jäger, den Hessen im Ruhestand, Reverend, Lehrer, Barber, Schlachter, Dorfjungen, dabei allesamt – einschließlich der Bebilderung – nicht vollauf historisch „geschlechtszugeordnet“ dargestellt. Genau genommen sind die Typen Jäger, Schlachter und Dorfjunge mit Zeichnungen weiblicher Charaktere dargestellt.

Ungefähr 60 Seiten und damit ein Drittel des Buches befassen sich mit den Regeln des Spiels einschließlich Verfolgungsjagden.

Ganze 45 Seiten beschreiben den Ort Sleepy Hollow sowie angrenzende Dörfer im Detail. Das schließt einzelne wichtige Örtlichkeiten vom General Store bis hin zum Galgenhügel ein. Jede Beschreibung ist dabei aus Sicht des Neffen des verschwundenen Ichabod Crane (aus der Originalgeschichte von Washington Irving) als Tagebucheintrag verfasst und jeweils mit zwei möglichen Hooks fürs Spiel garniert.

Ungefähr ein Dutzend Seiten widmen sich im Anschluss der Reise und entsprechender Regeln hierfür, falls es die Charaktere doch einmal aus dem storybeladenen Sleepy Hollow herausführen sollte.

Etwa zehn Seiten bieten Tiere, Menschen und Übernatürliches als Gegner mitsamt Werteübersicht an, ein weiteres Dutzend Seiten liefern ein Start-Szenario für 4-6 Spielende, das mich jetzt allerdings nicht so vom Stuhl gehauen hat.

Eine abschließende kurze Vita und sozusagen Ehrerbietung an Washington Irving, dessen Werk (in Form einer Kurzgeschichte in diesem Fall) Inspiration für dieses Spiel und Setting darstellt, rundet das Buch ab.

Apropos Buch: Das Ganze hat übrigens ungewöhnlicherweise ein komplett quadratisches Format (was als PDF egal ist, als Print jedoch durchaus interessant).

Kreaturenband

Ichabod Crane’s Field Guide to uncanny creatures“ ist das erste Stretchgoal gewesen, das freigeschaltet wurde. Titelbild Kreaturenband

Auf insgesamt 68 Seiten werden 30 Kreaturen beschrieben, die man gut ins Setting einbringen kann. Hierbei wechseln sich Klassiker wie Gespenster, verschiedene Hexen, Vogelscheuchen und Will-O‘-wisps ab mit ungewöhnlichen und andersweltlichen Kreaturen wie beispielsweise einer Kohlspinne, dem weinenden Squonk und korrumpierten Waldgeistern.

Die einzelnen Wesen sind farbig bebildert und bekommen neben vollständigen Werten jeweils eine Ingame-Introbeschreibung sowie jeweils einen Abschnitt mit Outgame-Beschreibung und meist auch eine Tabelle zum Auswürfeln besonderer Merkmale als Beschreibungshilfe und zur Erweiterung der Varianten.

Folk Magic

Bei $6000 wurde „Folk Magic: Spells and Charms of the Hollow“ freigeschaltet. Das habe ich tatsächlich bislang nicht, die Vorschau des Buches macht allerdings ziemlich klar, was drin ist.

Auf ebenfalls 68 Seiten wird dort beschrieben, welche Art der Magie es gibt, wie man sie erlernt, was man zur Umsetzung benötigt und was dabei raus kommt. Genau genommen umfasst die Spruchliste etwa 20 Seiten des gesamten Buches, also ein Drittel, und man bekommt auch Hinweise, wie man eigene Sprüche kreiert.

Es werden neue Talente und Archetypen eingebracht, und die letzten knapp 8 Seiten befassen sich dann mit Items, also Charms und Artefakten.

In der Vorschau ganz nett fand ich die Aufzählung der Magiearten und ihrer Herkünfte bzw. einer Erläuterung, aus welchem Mix sich die Volksmagie im Setting zusammensetzt. Hier findet sich dann auch die „Braucherei (BROW-ker-eye)“ mit deutschen Wurzeln, traditionell fokussiert auf Heilung, Abwehr des Bösen und dem Schutz von Individuen und Gemeinschaften

Titelbild SzenariobandSzenarios: A Little Darkness

Im Stretchgoal, das bei $8000 erreicht wurde, finden sich 4 Szenarios. Erneut haben wir hier 68 Seiten vor uns, allerdings eher spärlich bebildert im Vergleich zu anderen Büchern der Reihe. Maps, Charakterzeichnungen oder Handouts sucht man hier leider so gut wie vergeblich.

Der Ton der Szenarios unterscheidet sich meiner Meinung nach deutlich von dem im Grundregelwerk und hat einen wirklich bösen Unterton mitsamt einigem an Body Horror. Ich selbst mag das und hab mich darüber eher gefreut. Für andere mag das eher enttäuschend und zu viel des Guten sein.

NSC-Beschreibungen: The Parish Ledger

Auf wiederum 68 Seiten findet man hier eine detaillierter Beschreibung aller Hauptcharaktere, die man in wenigen Schlagworten bereits im Grundregelwerk angegeben fand. Titelbild NSC-Band

Die Beschreibung ist entsprechend umfangreicher und gut geeignet, einen besseren Eindruck (bzw. überhaupt einen Eindruck abseits der kurzen Droppings im Grundregelwerk) zu bekommen. Alle NSC haben hier auch eine kleine Portraitskizze bekommen. Außerdem wird zu jeder Person ein dunkles Geheimnis mitgeliefert, was sich für weitere Stories anbietet.

Dieser Band wurde mit $10000 im Crowdfunding freigeschaltet.

Session Zero und SL-Tipps: Faithful Companion

Auf etwa einem Dutzend Seiten widmet sich dieser Zusatzband ziemlich umfangreich der „Session Zero“ mitsamt möglicher Fragen, die es rund um Setting, Stimmung usw. zu beachten gilt. Inkludiert sind hierbei auch Hinweise zu Safety Tools und der Umgang mit Themen der damaligen Zeit (z.B. Sklaverei) bzw. Hinweise zur Etablierung einer Art alternativen Historie im Spiel, die mehr Diversität und Inklusion erlaubt.
Das klingt jetzt opulenter, als es tatsächlich beim Lesen ist. Ich fand die einzelnen Aspekte trotzdem gut (und schon allein, dass sie bedacht wurden), auch wenn sie ziemlich kompakt eingebracht sind.

Titelbild SL-BuchDie ersten 20 Seiten allerdings sind mehr oder minder klassische SL-Tipps, hier spezifisch zu Aspekten rund um den Folk Horror. Dabei gibts zwar zu den einzelnen Aspekten auch immer ein Beispiel, aber die fand ich so beliebig und allgemein gehalten, dass ich sie nicht besonders sinnvoll fand, sondern mehr aufplusternd. Schade.

Der Rest widmet sich Möglichkeiten des Teambuildings, beispielsweise durch gemeinsame Motivation, Aufträge, Anknüpfungspunkte aus der Vergangenheit. Ähnliches gilt für den Bezug zu Sleepy Hollow selbst, zu dem einige Ideen mitgegeben werden.

Wie strukturiert man nun eine Geschichte, die man im Setting anbieten möchte? Auch dazu gibts Tipps und anschließend diverse Tabellen, auf denen sich einzelne Bausteine einer Geschichte zusammenwürfeln lassen.

Mit dem Totengräber, der Hebamme und dem Gentleman kommen drei neue Archetypen ins Spiel.

Der Rest des Buches widmet sich einem örtlichen Festival und dessen Beschreibung. Von Stimmung/Atmosphäre über diverse Spiele, denen sich Bevölkerung und SC widmen können, bis hin zur Beschreibung der Angebote aller möglichen Stände bis hin zu abschließenden Plot Hooks ist alles dabei, um dieses Festival spielerisch umzusetzen.

Optisch ist dieser Band eher mau. Textstruktur, Absätze, Kontrast und so weiter sind zwar gut, aber es gibt hier im Vergleich zu anderen Büchern doch wirklich nur sehr wenig Bebilderung, was es ein bisschen anstrengend macht.

Weiteres aus dem Crowdfunding?

Die Crowdfunding-Seite beschreibt noch einen wildnisorientierten Hexcrawl („Dark was the night, cold was the ground„), eine Handout-Kollektion mit Tagebucheinträgen, Tavernenmenüs, Angeboten fahrender Händler und so weiter namens „Writs & Ephema“ und ein Rezeptbuch mit dem Titel „Roots & Roasts„.

Von denen habe ich bislang allerdings noch nichts auf Drivethru entdecken können. Angekündigt waren diese für November/Dezember 2024.

Da geht noch was …

TitelBild SoloregelnWas ich wiederum entdeckt habe, das ist „The Devil’s Nine Questions„, eine Umsetzung des Ganzen als Solo-Spiel. Ich hab bislang allerdings nur grob durchgescrollt und weder gelesen noch gespielt, darum kann ich euch dazu leider keine weiteren Infos geben.

Ebenfalls zu finden ist ein Weihnachts-Special namens „The Longest Night“ mit winterlichen Kulissen, Kreaturen und so weiter. Kann ich abseits dessen, dass dieses Special existiert, allerdings auch nichts zu sagen.

Eindrücke

Wir wollen es ganz bald austesten, sodass ich vorbereitend entsprechend intensiv gelesen habe. Dabei sind mir kaum Fehler/Schnitzer aufgefallen, das Englisch ist gut zu lesen, die Darstellung angenehm und gut strukturiert. Die Tagebucheinträge machen einem stellenweise das Lesen dann etwas schwerer, weil kein starker Kontrast zum Hintergrund besteht, alles andere ist deutlich augenfreundlicher.

Meiner Ansicht nach eignet sich das Spiel eher für Leute, die bereits ein bisschen Rollenspielerfahrung mitbringen und solche, die schon Berührung mit einem der YZE-Spiele hatten.
Neueinsteiger werden sich bei entsprechendem Interesse schon einfuchsen, aber es fehlen eben die klassischen „Was ist ein Rollenspiel?“ usw.-Erläuterungen, die die meisten Spiele sonst so mitbringen. Hinsichtlich der Regeln fehlen zudem jegliche Beispiele, um Abläufe zu verdeutlichen.

Gleichzeitig liefern Grundregelwerk und Zusatzbände unzählige Ideen für allerlei Storys, so dass man sicherlich Jahre mit diesen Inhalten locker füllen kann. Ich halte das Spiel dennoch nicht für alles über kurze Kampagnen hinaus besonders tauglich. Dafür ist die Thematik dann doch zu speziell und die Gefahr von Wiederholungen thematisch zu hoch. Das sieht man auch schon bei den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Örtlichkeiten rund um Sleepy Hollow, denn schon da schleichen sich recht schnell Wiederholungen ein.