Wunsch von d6ideas: Riten, Sitten und Traditionen einer Volksgruppe III

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Besitz und Leben

Obwohl die Gaurianer genügsame Wesen sind und an ihre Umwelt keine hohen Ansprüche stellen, besitzen sie eine gehörige Portion Raffgier. Dabei geht es aber nicht darum, sich ein möglichst bequemes Leben zu machen, sondern einfach nur um die fast krankhafte Lust am Besitz und das Ansehen, das reichen Gaurianern entgegengebracht wird. Bei den Gaurianern gibt es keinen festgelegten Arbeitslohn, sondern jeder Arbeiter darf einen Teil des von ihm geschürften Erzes, über welches peinlichst genau Buch geführt wird, für sich behalten.

Damit stellt der Reichtum eine Art Kenngröße über geleistete Arbeit dar. Nur für wenige Gaurianer, zumeist die, die nicht mehr in Surangs organisiert sind oder die außerhalb der Grube in den Handelssiedlungen leben, stellt Besitz eine wirkliche elementare Größe zum Überleben dar, da die Versorgung der Arbeiter in der Grube meist zentral geregelt wird.

Arbeit und Zeit

Die gaurianischen Gruben stehen nicht still, jede Sekunde rollen die Loren mit Gestein und Erz aus den Tunneln, rund um die Uhr strömt der Dampf in die sich öffnenden und schließenden Ventile und nie wird man erleben, dass die Hochöfen nicht unter Feuer stehen. Um dies zu gewährleisten, bildet jeder Gaurianer ein Rädchen in einem reibungslos funktionierenden System aus Fleisch und Technik. Die Zeit unter Tage teilt sich dabei für jeden Arbeiter in Grubenzeit und Ruhezeit ein. Die Grubenzeit ist 21 Schichten a 3 Stunden lang. Dabei werden 2 Schichten in der Mine gearbeitet, 1 Schicht im Schlafsarg, wenn vorhanden, geruht. Danach kommt die Ruhezeit, welche 18 Schichten lang ist. Sie ist jedoch keine Ruhezeit im Sinne von Urlaub, sondern während ihr werden weniger schwere Arbeiten verrichtet, die im Surang anfallen.

Einrichtung

Die Einrichtung in den gaurianischen Behausungen ist meist spartanisch und praktisch. Möbel bestehen größtenteils aus Holz, das die Gaurianer von der Erdoberfläche beziehen. Manchmal findet man auch metallische Regale und ähnliches in den Haushalten, welche dann von ihrem stolzen Besitzer gepflegt und gerne zur Schau gestellt werden. Dekoriert und geschmückt wird recht viel. Jedes Schmuckstück, jedes Artefakt und anderweitiges Kunstobjekt wird benutzt, um die Behausungen prunkvoller und edler aussehen zu lassen. Zusätzlich findet man auch ein paar Bilder der Familie und ihrer Ahnen vor. Was jedem Besucher gleich ins Auge fällt, ist die penible Ordnung, die eine gaurianische Behausung auszeichnet. Die Gaurianer achten sehr darauf, dass jeder Gegenstand an seinem rechtmäßigen Platz steht und verbringen täglich auch viel ihrer raren „Freizeit“ damit, die Möbel vom hartnäckigen Staub der Grube zu befreien.

Beziehungen zu anderen Surangs

Grundsätzlich sind Beziehungen untereinander als freundschaftlich und friedlich zu bezeichnen. Allerdings bestehen gute Kenntnisse anderer Surangs auf mindestens eine Entfernung von 100km, was ausgiebig für Klatsch und Tratsch genutzt wird. So weiß ein Gaurianer dieses Umkreises in der Regel sehr genau, wo die Stärken der Nachbarn, aber auch ihre Schwächen liegen. Letztlich ist diese Art des Klatsches von der Struktur der Gaurianer selbst so gewünscht, regt sie schlussendlich ja auch die Motivation an. Hier geht es um besonderes Ansehen und Konkurrenzkampf, der selten ernste Formen annimmt, der Produktivität der einzelnen Surangs jedoch förderlich ist. Nicht zuletzt aus diesem Grunde haben sich bei den Gaurianern auch die dreistelligen Zeichen eingebürgert, die zwar auf die besonderen Stärken der letzten 3 Generationen hinweisen, zugleich aber auch auf die dadurch vernachlässigten sieben. Selbst der älteste bekannte Surang weist also nach Weltsicht der Gaurianer trotz seiner Stärke eine numerologische Unzulänglichkeit von Fünf auf.

Technik

Monoton klang das Stakkato des Hämmerwerks durch die staubig-trockenen Gänge. Nur in der Ferne waren die Schemen von Gestalten erkennbar, die sich durch die Tunnel quälten und eine Gesteinsschicht nach der anderen beäugten. Über ihnen verliefen alte Leitungen, an zigtausend Stellen notdürftig geflickt, in denen kochend heißer Dampf zirkulierte, um die komplizierten, dampfbetriebenen Maschinen am Leben zu erhalten. Ein Rattern kündigte an, dass der Fahrstuhl betätigt wurde, und tatsächlich kamen einige Sekunden später aus der unterirdischen Dunkelheit vier Gaurianer zum Vorschein, die sich langsam und müde auf die in einer Reihe aufgestellten monströsen, technischen Gerätschaften zu bewegten. Zischend sprangen die wie Särge aussehenden Kisten auf und jeder kletterte in eine von ihnen, bevor sie sich langsam wieder schlossen. In nur drei Stunden würden sie wieder auf die untere Sohle müssen, um die Gruben zu erweitern …

Die Gaurianer leben recht einfach, jedoch wurde, bedingt durch ihre Umwelt und Arbeit, ihr Leben mancherorts technisiert. Sie halten die Maschinen aus der alten Zeit in Betrieb und studieren alte Aufzeichnungen in der Hoffnung, eines Tages selbst ein solches Wunderwerk zu vollbringen. Viele neue, dampfbetriebene Anlagen wurden geschaffen, und wenn diese auch nicht mit der alten Technik mithalten können, so erleichtern sie die Arbeit doch ungemein.
Bei ihren Streifzügen durch den Untergrund förderten die Gaurianer so manche technische Artefakte zu Tage. Aus deren Bauteilen wurden dann oft neue Dinge entwickelt, die meistens sogar funktionieren. Dies liegt zum Teil an der für die Mechanik so günstigen Luft sowie an den findigen Bastlern der Gaurianer.

Schlafsarg

In diesen Maschinen, die von Bastlern aus alten Teilen hergestellt wurden, regenerieren die Minenarbeiter nach einer Schicht ihre Kräfte. Eingebettet in eine weiche, variable Form wird der Sarg nach dem Schließen mit einem Gemisch aus frischer Luft und ätherischen Dämpfen gefüllt. Dieses entkrampft und reinigt die Lungen von dem Grubenstaub. Die Zusammensetzung der ätherischen Dämpfe ist nicht fest vorgegeben, da sie davon abhängt, welche Kräuter, Flechten und sonstigen Pflanzen den Gaurianern zur Verfügung stehen. Nicht jeder Surang verfügt über diese Apparatur, da die benötigten Bauteile schwer zu beschaffen sind.

Industrieanlagen

Hier und da finden die Gaurianer bei der Ausweitung ihrer Surangs eine alte, verschüttete Industrieanlage. Diese wird dann meist von fachkundigen Tüftlern inspiziert und – sollte sie in einem noch annehmbaren Zustand sein – ausgeschlachtet. Die dadurch erbeuteten Teile werden zu neuen Maschinen zusammengesetzt, die den Gaurianern bei ihrer Arbeit helfen sollen, wie z.B. dampfbetriebene Pumpen und Stanzen für Metallteile.

Beispielhafte Kreatur und deren Nutzen

Mogri

Mogri sind große Käfer, die in unterirdischen Höhlen leben. Im Verlauf vieler Jahre haben die Gaurianer sie nicht nur entdeckt, sondern nahezu auch domestiziert.
Ein Mogri erreicht eine Höhe von etwa 40cm und eine durchschnittliche Länge von 90cm.
Diese Käfer sind lernfähig, was sie für die Gaurianer auch zu wertvollen Arbeitstieren macht, erfordern jedoch gute Behandlung und haben eine hohe mögliche Ausfallquote, da sie letztlich nicht wirklich steuerbar bzw. gezielt einsetzbar sind. Von einer wirklich vorhandenen Intelligenz kann also nicht ausgegangen werden.
Mogri haben insektentypisch vier Gliedmaßen, die wie der gesamte Körper sonst auch exklusive des Kopfes chitinbewehrt sind, zudem zwei starke Scheren vorn und zwei Beißzangen.
Der Kopf birgt die beiden Facettenaugen und hat eine eher elastische Konsistenz ähnlich der menschlichen Haut, die an den Unteramen Elle und Speiche schützen.
Mogri weisen eine Färbung in verschiedenen Violett-Tönen auf, die bis hin zu einer Art Rosa reichen können. Während sie eigentlich von dunkler Farbe sind, werden durch Muskelkontraktionen und Nervenreflexe Stoffe freigesetzt, die dieses Leuchten verursachen.
Mogri befruchten sich selbst und graben mit ihren Scheren dann Löcher von etwa 4m Durchmesser und 1m Tiefe in die Erde, wo sie ihre geleeartigen Eier ablegen. Die jungen Mogri mit einer Länge von etwa 30cm und einer Höhe von 15cm fressen nach ihrer Schlüpfung einen Großteil der Eihaut auf.
Generell ernähren sich Mogri sowohl von Erdklumpen als auch von Mäusen und Ratten, die sie mit erstaunlicher Schnelligkeit einholen und zumeist zertrampeln oder mit den Scheren packen oder erschlagen.
Die Käfer leben in der Regel in einem Verband von 5-10 Tieren und sind generell friedlich.

Nutzung:
Mit einem speziellen Geschirr versucht man seit längerem, Mogri unterstützend bei der Ausdehnung von Gräben einzusetzen, was jedoch – wie zuvor geschildert – eine relativ unzuverlässige Nutzungsmöglichkeit ist.
Hilfreich bei Arbeiten aller Art sind sie jedoch in jedem Fall durch ihre Leuchtkraft, die sich die Gaurianer teils durch einfaches Anbinden der Käfer zunutze machen.
Ein Einsatz in landwirtschaftlicher Nutzung ist bei den Mogri nicht denkbar, weil sie Pflanzen zertrampeln und Kleintiere fressen würden.

Der Hauptnutzen der Mogri ist jedoch deren Verdauungssystem bzw. deren Ausscheidungen. Umso mehr die Nahrung der Mogri mit Erdklumpen angereichert ist, umso reichhaltiger ist die „Beute“, weshalb man die Käfer in manchen Surangs in regelrechten Farmen hält.
Mogri setzen Erdklumpen, die mineralienhaltig sind, so um, dass ein zunächst klares, später milchiges Sekret abgesetzt wird. Innerhalb weniger Stunden härtet diese Masse zu einem etwa teigähnlichen Zustand ein und kann dann „geerntet“ werden.
Die Gaurianer können das Sares, wie es genannt wird, weiter einhärten und zu Schmuckstücken verarbeiten, die hauptsächliche Verwendung liegt jedoch darin, diese Ausscheidungen zu würfeln oder weiter zu trocknen und dann zu pulverisieren, um sie im Tauschhandel einzusetzen.
Während der Schmuck zwar sehr ansehnlich, jedoch nicht wirklich wichtig ist, kann mit Würfeln oder Pulvern zur Nahrungsaufnahme ein großes Geschäft gemacht werden.

Sares ist mit der Nahrung aufgenommen eine psychoaktive Substanz. Die Wirkung beruht vornehmlich auf hoher Konzentration von Dopamin und Serotonin, was zur Folge hat, dass Sares die Laune hebt bis hin zur Euphorie, für Ausgeglichenheit sorgen kann oder auch einen guten Schlaf mit starken Traumsequenzen fördert. Besonders beliebt ist Sares auch als schmerzdämpfendes Medikament, zur Schwächung von Blutungsneigungen oder auch zur Schwächung von Entzündungsneigungen verwandt.
Durch die Kombination besteht allerdings auch eine Chance von 4:1, dass Sares negativ wirkt. In diesem Fall können Angst, starke Halluzinationen, fiebrige Zustände, Kollapsgefahr und Atembeschwerden die Folge sein.

Übriggebliebene Eihäute frisch geschlüpfter Mogri gelten des weiteren als Delikatesse, können aber auch getrocknet bei kleineren Verletzungen als Auflagen benutzen, da sie granulationsfördernde Enzyme besitzen.