Wie ich zu Pathfinder kam

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So einiges bin ich dem Blog hier noch schuldig, ob nun die weiteren „Clawdeen liest“-Texte oder den Karneval (und diese Versatzstücksache will ich ECHT noch nachholen!), aber chaotisch, wie ich bin, drängle ich mal ein ganz anderes Thema dazwischen: Pathfinder.

Tatsächlich würde ich darüber gern mehrere Artikel schreiben, weil es einfach ein umfassenderes Thema für mich ist und auch, weil mich obskures da mal auf eine entsprechende Idee gebracht hat. Aber jede Artikelreihe hat so ihren Anfang, und über genau den blogge ich also heute mal.

Ich war eigentlich immer ein „DSA-Kind“, wie man auch an der Retro-Reihe (hoppla, noch so eine Reihe, die unbeendet ist!) ganz gut erkennen kann. Mit D&D habe ich sogar eher schlechte Erfahrungen gemacht, insbesondere mit AD&D und D&D 3.5. Als ich mein Glück mit letzterem versuchte, war ich schon ein ganzes Stückchen älter, aber das waren echt Sessions, die mir Schauer über den Rücken gejagt haben, und das meine ich nicht positiv. „Gekriegt“ hat mich dann tatsächlich D&D 4. Ich habe mindestens zwei Theorien dazu, warum das so war, aber dazu vielleicht ein anderes Mal ebenfalls mehr. Was mich an D&D 4 aber vor allem gestört hat: jede Menge englischsprachiger Kram und die klassischen D&D-Welten.

Natürlich hab ich zahlreiche englischsprachige Rollenspielbücher und lese sie durchaus auch. Die nWoD ist da ja ein gutes Beispiel, denn abseits der damaligen kläglichen paar Bücher (waren es vier?) kam da ja auch nichts. Die meisten Changeling (cWoD/oWoD)-Bücher wurden nie übersetzt, Wraith sowieso nicht … es gibt schon so einige Sachen, die ich kaufe und lese in englischer Sprache. Das sind dann aber auch Sachen, die mich wirklich sehr begeistern, teils auch solche, bei denen ich einfach nicht abwarten möchte, bis iiiirgendwann vielleicht mal das Ganze in deutscher Sprache erscheint, selbst dann nicht, wenn es bereits angekündigt ist. Nur gehört D&D für mich einfach nicht zu diesen Settings/Systemen.

Meine rollenspielerische Sozialisierung verlief weitgehend ohne D&D, und damit auch ohne Baldur’s Gate, Neverwinter Nights und Co. Oh, eine Ausnahme davon gibt es: Drizzt Do’Urden. Jemand empfahl mir Ende der Neunziger die (deutschen Taschen)bücher und ich kaufte die ersten beiden, um mir davon einen Eindruck zu verschaffen. Die habe ich nicht gelesen, sondern verschlungen und saß entsprechend trotz sofortiger Order der weiteren Romane kurzzeitig auf dem Trockenen mit meinen zunächst nur zwei (dünnen) Romanen. Die Begeisterung ist dann letztlich aber so schnell verflogen, wie sie gekommen war.

Was folgt daraus? Das Setting vermag mich nicht zu begeistern und ich kenne mich dort schlichtweg nicht aus. Selbst die allseits bekannten Vergessenen Reiche (Forgotten Realms) sind nahezu an mir vorbei gezogen. Meine einzigen Erinnerungen daran beziehen sich auf desaströse Rollenspielrunden. Das ist mir bei einer D&D 5-Runde bzw. bei zweien auch stark aufgefallen. Die waren nicht desaströs, aber ich völlig orientierungslos. Schwertküste? Sagt mir nichts. Weiß der Geier, wo wir jetzt sind …

Und die Regeln? Die können mich auch nicht begeistern. Ist ja schön, wenn die 5. Edition da schlanker ist als die 3.5te oder so, wenn Leute über das MMORPGige von D&D 4 diskutieren und Co., mir ist das alles egal. Spiele ich irgendwo mit, bemühe ich mich, wenigstens die Grundregeln irgendwie auf die Reihe zu kriegen (gelingt mir auch nicht immer *hust*), und damit ist gut. Das Umsetzen von Regeln ist da einfach ein gemeinsames Werkzeug, an das ich mich anpasse, aber interessieren tut es mich zumeist nicht.

Ich spiele nach Bauchgefühl. Immer. Begeistert mich ein Setting, beherrsche ich auch die Regeln. Bei regelleichten Systemen geht das entsprechend fix, bei schwereren Kalibern dauert es vielleicht länger bis lang, habe ich auch nach längerer Spielzeit immer noch Lücken (bei SR 3 habe ich diese Lücken über JAHRE gepflegt, hehe). Aber ich bin bereit, mich da reinzuknien, irgendwas Hunderte Male zu lesen in der Hoffnung, dass es sich iiirgendwann dann doch mal einprägt. Heißt nicht, dass das auch so klappt, aber es fließt meinerseits viel Energie rein. Das ist eben der „Bock“, zu dem ich ja schon einige Male was gebloggt habe.

Irgendwann sagt also jemand zu mir: „Dann spiele doch mal Pathfinder. Da gibt es ja die meisten Sachen auch auf deutsch. Und eine eigene Welt hat es auch.“

Und was sage ich? „Nö, wozu sollte ich?“

Viele Jahre hatte ich der klassischen bzw. EDO-Fantasy sowieso komplett den Rücken zugewandt. Danach gab und gibt es plötzlich etliche Möglichkeiten – tatsächlich auch auf deutsch -, sich wieder rollenspielerisch mit dem Genre zu befassen. Meine alte große Liebe DSA in mal wieder neuem Gewand, Splittermond, Dungeonslayers, Malmsturm, ältere Sachen wie Midgard oder Earthdawn … wozu sich mit einem D&D-Klon abquälen, wenn man auch was ganz anderes ausprobieren kann? Nö. Langweilig.

Und dann, 2013, da kam sie: Die Winterkönigin. Ein Abenteuerpfad von Paizo zu Pathfinder. Der erste Band heißt „Sommerschnee“ und zeigt im Vordergrund Baba Yaga, im Hintergrund schneebedeckte Landschaft (und eine Kampfszene). Das Ganze in intensivem hellblau (nein, kein Splittermondblau!). Und die Beschreibung beginnt mit

Alle 100 Jahre kehrt die Hexenkönigin Baba Jaga ins Land Irrisen zurück, um eine neue Tochter auf den Thron zu setzen, doch dieses Mal ist etwas schiefgegangen. Weit im Süden überzieht der Winter den Wald nahe dem Dorf Heldren mit Sommerschnee …

Ich mag russische Mystik sehr gerne. Eigentlich suche ich meist da ja eher nach Romanen in Richtung Urban Fantasy, in der die klassischen Wesen etc. aber durchaus auch ihren Platz finden. Baba Yaga, die kennt man natürlich in allen möglichen Varianten. Und die bei Pathfinder? Wie cool!

Ein Abenteuerpfad, der mit Schnee mitten im Sommer beginnt, also Wetter sozusagen auch als Thema hat? Das mag ich. Wie cool!

Das musste ich lesen!

Und ich las einen Abenteuerband, der mich ziemlich in den Bann geschlagen hat, der mich begeistert hat, bei der einen oder anderen Illustration leuchtende Augen oder auch eine Art Zuckerschock („Awwww!“) verursachte. Und dann las ich, was in den weiteren Bänden so auf einen zukommt bei diesem Abenteuerpfad. Das war – und ist – völlig verrückt, völlig schrill.

Das wollte ich spielen bzw. leiten, jawohl. Und zwar U N B E D I N G T.

Meine erste Idee war natürlich, das Ganze mit irgendwas anderem umzusetzen. Da scheiterte ich dann ziemlich fix an den Kreaturen- und sogar Probenbeschreibungen des Abenteuers. denn ich konnte ja nicht mal wirklich einschätzen, wie leicht oder schwierig da jetzt irgendwas sein sollte. Diese ganzen Kürzel haben mich kirre gemacht und ich saß vor einem Rätsel. Aber ich erwähnte ja bereits diese „Bock“-Sache, gell? Also musste halt das Regelwerk her. Und wo ich schon dabei war, noch das eine oder andere Quellenbüchlein mit reichlich Fluff. Und das tatsächlich primär in deutscher Sprache auch noch, haha, sehr schön.

So kam ich erst mal nicht wirklich zu Pathfinder, aber nach Golarion. Und natürlich ist es Geschmackssache, aber mich hat so vieles schwer begeistert, was ich gelesen habe. Bei mir sind das meist Details, irgendwelche atmosphärischen und sonst völlig unwichtigen Dinge, die mich einwickeln, während ich andere – für’s Spielen womöglich relevantere – Sachen einfach links liegen lasse. Die Welt, die sich da Stück für Stück ausbreitete, gefiel mir ausgesprochen gut. Wonach auch immer ich suche, ich finde es irgendwo dort.

So verging gut ein Dreivierteljahr, ohne dass wirklich viel mehr passiert wäre. Gut, so Dinge wie die Einsteigerbox und diverse Pawns zogen nach und nach im Haushalt ein, und mit den Pawns für die Winterkönigin stand dann auch der Entschluss fest, den Abenteuerpfad tatsächlich umzusetzen. Nicht nur im Kopf, sondern tatsächlich, am Tisch. Regeln? Die hab ich mir wieder und wieder und wieder von Mandavar erklären lassen. Meist kamen die Erklärungen gleich mit einem „Bei der 4. Edition ist das allerdings viel besser, weil …“ – aber auf manchem Ohr bin ich einfach taub. Nein, ich wollte mittlerweile das Original. Kein D&D 4, kein D&D 5 (das es da eh noch nicht gab, sondern gerade erst im Begriff war, auf den Markt zu krabbeln), keine nWoD-Konvertierung, kein sonstwas. Wenn schon, denn schon.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich endlich Leute für eine Tischrunde zusammen hatte. So ein Abenteuerpfad umfasst sechs Bücher mit jeweils 100 Seiten. Vieles kann man natürlich rausrechnen, so beispielsweise die enthaltenen Kurzgeschichten, das Bestiarium und so weiter, aber selbst zusammengestrichen sind es noch immer 300 Seiten Plot. Das ist ein Zeitrahmen, in dem Charaktere von Stufe 1 bis auf Stufe 17+ klettern können und sollen. Oder anders gesagt: Das ist verdammt viel Zeit, die man da einplanen muss, erst recht, wenn man wegen des Schichtdienstes eigentlich immer nur alle zwei Wochen eine feste Runde spielen kann. Es gibt Leute, die spielen einen Band laut eigener Aussage in 4-7 Sessions durch (wobei die Frage ist, wie lang dann eine Session gedauert hat). Es gibt aber auch Leute, die spielen am ersten Band von „Rise of the Runelordsmehr als 113 Stunden in 30 Sessions (zu der Runde will ich auch mal so einiges bloggen … mach ich auch noch … demnächst irgendwann mal …). Also braucht man Leute, die am Ball bleiben, die Bock (da ist er wieder!) haben, so lange am Ball zu bleiben.

Vielleicht ist es schon iiiirgendwie klar geworden: An diesem Pfad hängt mein Herz. Gut, ich habe noch nicht sooo sonderlich viele Kaufabenteuer gespielt, in egal welchem System, aber es hat mich auch noch nie eines derart begeistert. Für die erste Session – mittlerweile Oktober 2014 – habe ich mir natürlich extra neue Würfel gekauft und zum Auftakt Piroggen gemacht. Joa, und dann stand einen Tag vorher immer noch nicht die Gruppenzusammensetzung fest, keiner hatte so richtig Zeit und/oder Lust, sich da mal irgendwas zu überlegen, und zu allem Überfluss sagten dann zwei oder drei Leute zur ersten Session kurzfristig ab. Und das war dann etwas, das ich entsprechend meiner Begeisterung und Vorfreude ziemlich persönlich genommen und auch entsprechend zickig reagiert habe. Um es kurz zu machen: Die Piroggen habe ich selbst gefuttert, die Würfel bis heute nicht einmal rollen lassen, und die Runde hatte sich erledigt, bevor sie überhaupt angefangen hatte.

Erst mal habe ich geschmollt, dann überlegt, wie zum Geier ich diesen Abenteuerpfad spielen könnte. Die Umsetzung online war naheliegend, aber da stellte sich auch wieder das Zeitproblem. Wen ich von mir aus fragte, mochte entweder partout kein Pathfinder spielen oder sich nicht für einen so langen Kampagnenzeitraum festlegen. Ich hätte die Runde ausschreiben können, aber dann wäre das Risiko noch viel größer gewesen, dass Leute abspringen, einfach nicht zusammenpassen oder sonstwas. Nein, das Risiko war mir für genau diese Kampagne einfach zu hoch. Dann lieber warten …

Tatsächlich wurde es Februar 2015 und an eine Umsetzung war immer noch nicht zu denken. Tsu hatte mir schon beim Fail der Tischrunde damals tröstend versprochen, er spiele auf jeden Fall mit, wenn es je zu einer Umsetzung käme. Kaffeebohne hatte mir auch zugesagt. Ich kenne ihn nur von seinen Kommentaren und drei Hangouts (eine Besprechung, ein Oneshot, ein Kampagnenauftakt) bislang, aber mein Bauchgefühl (daaa ist es wieder!) riet mir dazu, ihn zu fragen. Hab ich getan und er hat spontan zugesagt. Nummer 3 wurde SteamGeorge, den ich ebenfalls nur von Kommentaren her und aus dem Zusehen bei einer Contact-Runde kannte. Nur Nummer 4 wollte sich einfach nicht finden lassen. Es gab einige Kandidaten, die aber eben aus unterschiedlichen Gründen nicht konnten, und ohne einen vierten Spieler wollte ich nicht starten.

Als wir „Savage Punk“ spielten, erzählte Tsu MeisterUmbreon von meiner Begeisterung für die Winterkönigin und davon, dass mir da ja leider noch jemand zum Mitspielen fehle. Geschickt, geschickt, denn Umbreon meldete sich sozusagen gleich freiwillig. Auf die Idee war ich selbst gar nicht gekommen. Einmal ist Umbreon ziemlich ausgelastet mit Tisch-, OffAir- und OnAir-Runden, wie ich das überblickte, dann hatte er aus meiner Sicht sicher keinen Bock auf NOCH eine Pathfinder-Kampagne, und dann gab es abseits dessen, mal Kommentare des anderen zu lesen oder sich einen Hangout anzuschauen auch keine Berührungspunkte (von einem D&D 4-Dings mal abgesehen). Und sicherlich schwang da unbewusst bei mir auch mit, dass da quasi Newbie auf Hardcore-Pathfinder-Crack stößt und er da vermutlich keinen Bock drauf hätte. Aber dank Tsu waren wir unerwartet nun zu fünft, also vier Spieler. Unglaublich, es konnte also doch noch losgehen!?

Noch vor Spielbeginn reduzierte sich die Spieleranzahl wieder auf drei, da SteamGeorge uns dann doch wieder verlassen hat (Technikstress). Die Frage stand also im Raum: Wieder einen vierten Spieler suchen? Die anderen drei Charaktere waren erstellt, aber es waren eben nur drei, und mit SteamGeorge fehlte es nun ausgerechnet am Heiler. Also wieder keine Winterkönigin? 🙁

Letztlich wurde entschieden, mit drei Spielern und ohne Heiler zu starten, also mit genau den Charakteren, die auch bereits gebastelt worden waren. Umbreon hat in seinen Charakter einen kleinen Trick eingebastelt, um das Ganze ein bisschen deckeln zu können, aber davon abgesehen steht die Runde.

Und heute, etwa ZWEI Jahre, nachdem der Abenteuerpfad Die Winterkönigin mich erstmals in den Bann schlug, soll die erste Session des Ganzen, also des Pfades, stattfinden. Mit Pathfinder. Als Setting. Als System. Natürlich hab ich die Regeln nach all der Zeit nach wie vor nicht im Kasten, mir steht zudem auch eine Premiere mit Roll20 bevor, es wird meine tatsächlich erste regelmäßige Pathfinderrunde überhaupt, es sind nun doch nur 3 Spieler und kein Heiler dabei und überhaupt … aber ich freue mich unbändig auf heute Abend, bin gespannt wie ein Flitzebogen und fühle mich – das sollte ich vielleicht auch mal erwähnen – in der Konstellation, die sich da zusammenfindet, wirklich gut und irgendwie auch sicher. Dann kann ich halt eine Regel nicht, dann kann sie Umbreon, und vom Spiel selbst her mache ich mir in der Konstellation eh keine Sorgen, das passt gut zusammen, denke ich, also was soll schon schiefgehen?

So kitschig das klingt, so ist es doch so, dass sich da ein kleiner Rollenspieltraum erfüllt und ich hoffe, hoffe, hoffe inständig, dass ich das auch ein kleines bisschen transportieren kann und ich es schaffe – wenn nicht heute, dann zumindest jedes Mal ein bisschen besser -, dass auch die Spieler die Kampagne mögen und sie gerne spielen.

Beim nächsten Mal vielleicht mehr zu dem einen oder anderen Punkt, aber jetzt bin ich schon wieder so ins Schwafeln gekommen … Zefix!