Und immer wieder Lovecraft

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Der Steamtinkerer hat auf eine Frage der Deutschen Lovecraft Gesellschaft e.V. geantwortet, die diese auf Facebook am 7.7.17 gestellt hat. Und da dachte ich so: Ui, cool, eine Schwafelfrage! 🙂

Die Frage lautet:

„Howard Phillips Lovecraft – der Mann um den sich dieser Verein dreht. Doch wie stößt man heute noch auf einen Autoren, der vor 80 Jahren gestorben ist? Liegt das an der „Marke“ Cthulhu? Sind seine Geschichten nach wie vor zeitlos? Oder hilft das Pen & Paper Rollenspiel seine Bekanntheit am Leben zu halten?

Daher fragen wir Euch, die Fans von HPL: wie seid Ihr zu Lovecraft gekommen?“

 

Erste Begegnung: Gothic Novels

In einem früheren Leben war ich ein ziemliches „Gothgirl“. Neben dem äußeren Erscheinungsbild und der Musik bildete unter anderem auch Literatur eine meiner Hauptinteressen. Das ist heute durchaus auch noch so, aber heutzutage lese ich alles querbeet.

Jedenfalls habe ich mich länger und eingehender mit Gothic Novels als Literaturform beschäftigt, und zwar ab Ende des 16. Jahrhunderts bis heute. In diesem Zuge wurde ich damals auf Mary Shelleys Frankenstein aufmerksam; ein Buch, das ich heute noch sehr mag.

Das wiederum brachte mich dann bei meinen Recherchen zur Biografie Shelleys dazu, ein bisschen was zu Leuten aus ihrem Umfeld erfahren zu wollen. So kam ich auf Lord Byron, von dem ich mir damals einfach mal eine Biografie mit Texten vom Suhrkamp-Verlag bestellte.

Dadurch wurde ich auf das Verlagsprogramm des Suhrkamp-Verlages aufmerksam, und das wiederum brachte mich dazu, ein Buch von H. P. Lovecraft zu bestellen, weil es interessant klang. Ich weiß leider nicht mehr, was für ein Buch das war. Es hat mich damals aber nicht angesprochen und nach kurzem Einlesen in 2-3 Geschichten habe ich es direkt aussortiert.

Zweite Begegnung: Kurzgeschichten

Sie werden in der Regel ja unglaublich schlecht verkauft, allerdings mag ich Anthologien gerne. Sie sind nette Happen zwischendurch. Ich mag die zumeist fokussierte Themenauswahl und freue mich, wenn ich darüber zufällig über AutorInnen stolpere, die mich näher interessieren.

So kam ich beispielsweise zu Brian Lumley, William Hope Hodgson … und schließlich auch H. P. Lovecraft.

Meine erste Geschichte, die nun doch mein Interesse weckte, war Pickmans Modell.

Es dauerte dennoch lange, bis ich mehr von Lovecraft lesen wollte, denn die anderen Neuentdeckungen hatten mich doch schneller und drängender in ihren Bann gezogen.

Zwischenzeitlich hatte ich durchaus erfahren, dass es ein Rollenspiel namens Call of Cthulhu gibt, das mich sogar interessierte, weil es eben in die von mir favorisierte Grusel-/Horror-Ecke passt.

Da ich zum damaligen Zeitpunkt allerdings Vorworte und derlei stets großzügig übersprungen habe beim Lesen, habe ich 2-3 Bücher des Spiels gekauft, ohne auch nur einen Bezug zu Lovecraft herzustellen bzw. hatte ich schon wieder nahezu vergessen, dass da doch noch dieser Autor von dieser einen Geschichte war, von dem ich doch gerne noch mal was lesen wollte.

Ich hab es ja schon mal erzählt: Ich hab die Rollenspielbücher gemocht, mal einen Charakter erstellt, aber schließlich habe ich die Bücher wieder verkauft. Fand sich damals eh keiner, mit dem ich das hätte spielen können, Platz im Regal konnte ich immer gebrauchen, und ich war damals recht frisch mit der World of Darkness eingestiegen, sodass mein Bedarf in dieser Richtung gedeckt war, wie ich fand. Jepp, ich habe dieser Urban Fantasy mit Horroreinschlag ganz klar den Vorzug gegeben. 😉

Dritte Begegnung: Hörbücher

Erst Ende 2007 etwa wurde ich auf ein Hörbuch aufmerksam: Der Schatten über Innsmouth.

Generell klangen die Hörbücher von LPL Records ganz nett, also deckte ich mich nach und nach großzügig mit ihnen ein.

Aber es kam, wie es jedes Mal kam: Ich fand vor allem Gefallen an Brian Lumleys Necroscope. Zwar hatte mir Der Schatten über Innsmouth richtig gut gefallen und mein Interesse an Lovecraft war weiter gewachsen, aber nach und nach die Necroscope-Hörbücher zu kaufen, erschien mir irgendwie sinnvoller. Und das war es dann auch schon wieder mit Lovecraft und mir.

Vierte Begegnung: Die Berge des Wahnsinns

Es dauerte wieder mehrere Jahre, bis ich mir Die Berge des Wahnsinns als Hörbuchs anhörte. Und diese Geschichte, die war es.

Ich habe mir das Hörbuch mittlerweile bestimmt schon vier Male angehört und ich liebe es!

Danach ging es dann recht schnell. Nach und nach zogen weitere Hörbücher mit Lovecraft-Geschichten ein und ich verschlang eines nach dem anderen.

Es zeigte sich allerdings, dass diese neu entdeckte Liebe weiterhin schwierig bleiben sollte.

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert …

Ich bin schon unzählige Male beim Hören eines Lovecraft-Hörbuchs eingeschlafen. Tatsächlich geht das so weit, dass ich in letzter Instanz, wenn ich nicht schlafen kann, ein Lovecraft-Hörbuch einwerfe, weil ich es nahezu als Garant sehe, doch noch einschlafen zu können.

Es gibt Geschichten, die finde ich einfach nur langweilig und andere, die mich wirklich begeistern und Wiederlese- oder -hörwert haben.

Einige Geschichten finde ich auch bei der ersten Lektüre oder dem ersten Hören ziemlich fad, ein paar Monate später finde ich sie plötzlich überaus gelungen.

Manches lese ich einmal und speichere es gleich so gut ab, dass ich noch Monate später daraus zitieren könnte. Anderes lese ich und weiß schon zwei Wochen später nicht mehr, ob ich die Geschichte schon kenne, bis ich erneut rein lese.

Es gibt keinen einzigen Autoren, bei dem ich so dermaßen hin und her gerissen bin und bei dem die Wirkung derselben Geschichte nach Ablauf einer gewissen Zeit so dermaßen unterschiedliche Bewertungen meinerseits hervorruft.

Ich finde das sehr spannend, kann es aber leider an nichts festmachen.

Ausblick

Trotz der in den letzten Jahren gewachsenen Begeisterung für H. P. Lovecraft gibt es vieles, was ich noch nicht kenne.

Insgesamt kenne ich mittlerweile genug, um sensibler geworden zu sein für die zahlreichen Anspielungen auf seine Geschichten wirklich überall (und manches, zum Beispiel Brettspiele, finden sich mittlerweile auch bei uns im Regal), aber insgesamt sind es vielleicht 20 Geschichten, die ich kenne, also da ist noch viel Luft nach oben.

Mit meiner gerade entstehenden Begeisterung für Call of Cthulhu 7 allerdings gehe ich davon aus, dass sich da in den nächsten 1-2 Jahren noch so einiges tun wird.