So, Feierabend. Teil 2. Money, money, money!

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Vorab möchte ich mich heute erst mal für die doch zahlreichen Rückmeldungen zum gestrigen Artikel bedanken. Sowohl die Möglichkeit, hier direkt zu kommentieren (juhu!), den Thread auf rsp-blogs und vor allem Twitter habt ihr genutzt, um Rückmeldungen zu geben. Darüber habe ich mich sehr gefreut (und werde da auch nach und nach noch ausführlicher drauf eingehen). Und erstaunt war ich, dass sich doch nicht wenige teilweise oder zu einem Großteil wiedergefunden haben. Andere sehen das nicht (ganz) genau so oder finden, es lohnt sich gar nicht, darüber (so) viel nachzudenken bzw. es aufzuschreiben.

Da ich die insgesamt 5 Blogposts ja schon geschrieben habe, kann ich sagen, dass sie sich für mich auf jeden Fall gelohnt haben. Und eine Aufarbeitung für mich ist das hier in erster Linie gewesen. Die Artikel sind auch durchaus unterschiedlich ausgefallen, was ihren Anteil an Frust, Meckerei, Information und Lösungsansätzen (die kommen nämlich auch noch) betrifft. Seht ihr ja noch.

Auch hier bei diesem Artikel gilt wieder: Ich freue mich über Feedback, über eure – auch anderen! – Wahrnehmungen des Ganzen und zudem gilt:

  1. Ich schreibe das hier aus meiner persönlichen Sicht und ziehe am Ende meine persönlichen Schlüsse daraus. Das ist sicher nicht alles objektiv richtig (und auch nicht vollständig bzw. abschließend), sollte sich aber aus dem Text jeweils auch erkennen lassen.
  2. Man kann hier im Blog kommentieren. Auf Twitter. Und bei bei rsp-blogs.

Heute gehts jedenfalls weiter – mit money, money, money!

Wofür zahlt man im Hobby online Geld?

Was ja immer mal wieder aufkommt ist das Thema der Kosten für das Hobby. Klar, man kauft sich die ganzen Bücher und wir alle wissen, was sie kosten. Man investiert viel Zeit und die gibt es streng genommen (ebenso wie Regalplatz übrigens) auch nicht umsonst.

Es gibt aber noch weitere Aspekte, die gerade online relevant sein können. Hängt davon ab, aus welcher Perspektive usw., aber mal einfach aufgelistet:

Domain

Eine eigene Domain ohne Werbung und ohne viel Schnickschnack kriegt man so für 4-6€ im Monat, das geht schon.

Bilder

Einsatz von Grafiken/Bildern ist schon schwieriger. Gibts zwar etliche kostenlos verwendbar (zumindest, wenn man nicht kommerziell unterwegs ist), etliche sind zweifelhaft kostenlos, außerdem kann man Lizenzen kostenpflichtig erwerben. Da liegt man pro Bild dann etwa bei 3€-10€. Oder man lässt sich Dinge zeichnen/anfertigen, das kostet dann so 20€-150€ (und mehr). Und wenn man es kann, kann man natürlich auch vieles selbst anfertigen. Kostet dann vor allem Zeit.

Musik

Für Musik gilt ähnliches. Kann man auf Verdacht blind einsetzen, kostenlos verwendbare Musik verwenden, selbst machen, kaufen. Kaufen liegt im Schnitt bei 1€ pro Minute, ob man nun Jingles möchte oder eine Untermalung für einen 3-Stunden-Stream. Auf Verdacht einsetzen heißt, dass Urheberrechte geltend gemacht werden können. Das kann einerseits bedeuten, dass die entsprechenden Videos damit z.B. von Youtube dann monetarisiert werden (auch wenn der Kanal sonst nicht monetarisiert ist) und die Einnahmen direkt an den/die Komponisten gehen, kann aber auch eine Verwarnung oder später Bann bedeuten. Alles nicht so einfach.

Kamera, Mikrofon und Co.

Fürs Streamen bzw. für Videos braucht man mindestens eine Kamera und ein Headset. Erstere kann man für 20€ kriegen. Sieht dann auch so aus. Bei Headsets hab ich schon gute gehabt für denselben Preis. Externe Webcam, die recht gut ist: ca. 100€.

Outdoor usw. geht mittlerweile viel mittels Handy. Die kosten auch ne Stange Geld, aber ein Smartphone haben die meisten ohnehin. Ähnliches gilt für Tablets, die man beim Einkauf von Handys und Co. auch gerne „geschenkt“ dazu kriegt. Ansonsten würde sowas etwa 300€ kosten.

Mögliche Alternative ist eine Handycam für 200€-400€ für den „Hausgebrauch“.

Ob Smartphone, Handycam oder noch was anderes: Abseits von Streams werden Videos in der Regel noch nachbearbeitet (geschnitten), wofür man dann natürlich auch entsprechende Software benötigt. Auch da wird einiges zur kostenlosen Nutzung angeboten. Abseits dessen liegt ein Schnittprogramm grob zwischen 40€-100€.

Podcast (Zusatz)

Beim Podcasten hab ich persönlich ja am meisten mit den Ohren geschlackert. Kann man einfach per Discord aufnehmen. Hört sich dann auch so an. Oder man setzt auf entsprechende Hard- und Software (vor allem erstere geht fix ins Geld). Gutes Mikrofon, Popschutz, das geht ordentlich ins Geld. Um die 200€ kann man da schon rechnen.

Hinzu kommt das Hosting, das bei etwa 10€ im Monat liegt.

Deutschsprachige Rollenspielpodcasts erreichen wohl selten eine kritische Masse an Zuhörer*innen. Davon abgesehen sollte man sich aber zumindest bewusst sein, dass man oft nur eine gewisse Anzahl an Speicherplatz für deine Audiofiles hat und die Zugriffe (Traffic) ab einem bestimmten Punkt möglicherweise noch zusätzlich Geld kosten können.

Was ich jetzt mit den ganzen Preisen will?

Ich möchte einfach mal auflisten, was es so kostet, wenn man das Hobby Rollenspiel statt am Tisch (ob nun zu Hause, im Verein, auf Cons etc.) wie auch immer online bringen möchte. Zu unterscheiden ist da natürlich ganz klar spielen und selbst was auf die Beine zu stellen. Nicht wenige scheuen selbst die Ausgaben für eine gute Webcam (oder Handy/Tablet), um mit einem guten Bild mitspielen zu können und die für ein 20€-Headset. Kann ich zu Anfang auch gut nachvollziehen, weil online zu spielen durchaus eine Hürde für viele darstellt, von der sie noch nicht wissen, ob und wie sie abgebaut wird und ob das Spielen online bzw. mit Kamera für sie taugt.

Will man selbst was auf die Beine stellen, sprich: Kanal bei Youtube oder Twitch (oder beides), Podcast etc. sind die Anforderungen natürlich auch noch mal andere als bei (Gelegenheits)mitspieler*innen.

Man investiert also sowohl monetär als auch zeitlich einiges, und das gilt für die meisten Streamer*innen und Creators von Video- und Podcastinhalten. Einige wenige geben einfach mal gar nix drauf, dass das, was sie da machen, irgendwie (technisch) gut aussieht, sich gut anhört oder auch nur interessant ist oder Sinn ergibt, aber das ist definitiv nicht die Mehrheit.

Persönliche Bilanz

Ich hab ehrlich gesagt jetzt nicht ganz so viele Hobbys in meinem bisherigen Leben gehabt, die (viel) Geld gekostet haben. Trotzdem versuche ich mal einen Vergleich:

Dressurreiten: ca. 60 DM monatlich; wären heute etwa 100€-150€ monatlich plus Hose, Stiefel, Helm und so weiter

Musikunterricht: ca. 80 DM monatlich; wären heute 100€ monatlich plus Instrument

Aquaristik: ca. 20€ monatlich mit 5 Süßwasserbecken, ungefiltert, viel getauscht

Bogenschießen: ca. 20€ monatlich plus Bogen (waren in dem Fall 400€)

Krafttraining: ca. 40€ monatlich

Also meine Rollenspielaktivitäten liegen für mich MIT Streaming und Podcast, aber OHNE Neuanschaffungen bei Büchern/PDF bei etwa 60€. Mit Neuanschaffungen im Schnitt also etwa 80€, wobei ich nicht monatlich was Neues kaufe.

Ich hab das übrigens extra genau ausgerechnet für diesen Artikel.

Das ist echt viel Geld. Halten wir aber fest, dass Dressurreiten und Musikunterricht teurer wären. 😉

Wichtig ist hier aber auch zu sehen, dass meine sonstigen Hobbys mich etwa noch zusätzlich 40€ monatlich kosten. Zusammengenommen. Filme und Serien (Netflix, Amazon Prime), Bücher, Hörspiele und Hörbücher (Audible). Inklusive sind da auch Neuanschaffungen fürs Tabletop (ja, da mache ich auch nicht soviel). Was ich jetzt nicht reinzähle, sind Unternehmungen, also Museumsbesuch, Kino und sowas. Kostet zwar auch Geld, aber ich geh nicht jeden Monat in ein Museum oder ins Kino.

Bis vor kurzem kamen noch Kosten durch Fort- und Weiterbildungen sowie Studium und entsprechende Fahrtkosten dazu. DAS war wirklich, wirklich teuer. Ist aber jetzt vorbei.

Hilfe, ich will mein Geld zurück!

money

Das ist die große, immer wiederkehrende Frage: Kriegt man das Geld irgendwie wieder zurück? Kann man sich das irgendwie zurückholen sozusagen? Immerhin bietet man den Leuten ja was an, bietet Unterhaltung in gewisser Weise.

Ich hab mich dazu schon mehrfach geäußert. Ich kann der Argumentation durchaus folgen. Der, das man nicht gerne auf den Kosten „sitzenbleiben“ möchte und der, dass man ja auch für ein Bier, einen Kinobesuch etc. zahlt, dann könne man ja auch für gute Unterhaltung bezahlen. Außerdem, anderwo auf der Welt ist das mit dem „Gegenfinanzieren“ alles gang und gäbe. Awesome!

Es ist im Prinzip ja auch easy: Wenn du keinen Bock auf die Werbung bei wem hast, kannst du sie ausblenden. Und wenn du keinen Bock hast zu spenden, dann lässt du es halt sein.

Bezahlte Spielleitung

Gleiches gilt für das Bezahlen von SL-Tätigkeiten. Ist in anderen Gefilden offenbar auch voll supi, und ein paar Sachen gibt es, die mich da sogar überzeugen. Beispielsweise SL, die richtig fettes Gelände und Miniaturen auffahren usw., also über die eigentliche SL-Tätigkeit hinaus noch jede Menge weiterer Unterhaltungsaspekte einbringen. Die haben dann aber auch noch mal ganz andere Kosten.

Für mich hat das Ganze zwei Seiten, die ich als ziemlich konträr erlebe.

Einerseits leben wir a) in einer Dienstleistungsgesellschaft und b) wird kreative Arbeit oft schlecht belohnt. SL zu bezahlen oder auch Leute, die öffentlich leiten (ob nun Con, Theater oder online) entspricht dem, und demzufolge ist es auch eine angemessene Forderung oder Möglichkeit. Man zahlt ja auch für Romane, für Bilder, ja, man zahlt auch für Rollenspielprodukte und -abenteuer, die letztlich auch nichts anderes sind als kreative Werke. Warum also zu SL-Tätigkeiten unterscheiden? Und ja, es gibt durchaus Leute, bei denen ich denke „Mensch, das fand ich super, da würde ich jetzt gerne mal nen Euro springen lassen.“ Muss ja nicht wöchentlich oder monatlich sein oder so.

Auf der anderen Seite hat man diese Kosten doch sowieso. Man hat sich Rollenspiele als Hobby ausgesucht, also kauft man entsprechend den Kram. Man mag es plastisch, also hat man irgendwann mit Gelände und Miniaturen auf Battlemaps angefangen. Man möchte gern online was machen, also schafft man sich entsprechendes Equipment an.

Da wird dann oft auf die „Professionalisierung“ des Hobbys Rollenspiel angesprochen. Ich frage mich immer: Was soll das denn sein? Wenn du überdurchschnittlich athletisch bist, wirst du vielleicht Profisportler oder so. Das ist allerdings auch was, das sich nicht in Wochen oder Monaten, sondern in vielen Jahren entwickelt. Und selbst wenn du da richtig gut bist, macht dich das nicht auch zugleich profifähig. Und selbst wenn du dorthin kommst: Bis dahin hast du etliches an Geld, Mühe, Zeit und Leistung investiert.

Das mit Rollenspielen zu vergleichen, ob nun mit dem Leiten von Spielen, Reviews, Erläuterungen, Tipps, was auch immer – ich finds echt schräg.

Verlagssupport?

Es ist irgendwie ambivalent, wenn man Rollenspielverlagen zugesteht, das Engagement von Einzelpersonen nicht zu honorieren oder maximal mit PDF-Versionen zu unterstützen, oder vielleicht – wenn überhaupt – eine Aufnahme in übliche Supporterteams (die dann aber auch schon wieder eine gewisse Befangenheit mit sich bringen; für mich mehr als PDF-Unterstützung) zu ermöglichen.

Während für jede*n völlig selbstverständlich zu sein scheint, dass man sagt, man habe auf Con XYZ 4 Stunden XYZ geleitet (vielleicht wurde man dort auch gesehen) und dafür dann pro Stunde irgendwas kriegt (Gimmicks, Gummipunkte, Euro), flippen bei „Rezensionsexemplaren“ beispielsweise gleich alle aus.

Da sollte man aber genauer hinsehen: Die Negativstimmen beziehen sich nämlich darauf, dass für so ein Exemplar ein Schema F-Text in all seiner Belanglosigkeit völlig ausreicht. Sie beziehen sich auf der anderen Seite darauf, dass es eigentlich ein Witz ist, ein PDF auszugeben in dem Fall, dass sich wirklich jemand intensiv damit auseinandersetzt, was je nach Artikel locker 10-30 Stunden (!) sein können: akribisch lesen, Notizen machen, mindestens Dinge nachwürfeln, bestenfalls Testrunden dazu leiten und so weiter. Bezieht man Medium und diesbezügliche Arbeit nochmals ein (Texte muss man schreiben und korrigieren, Videos muss man schneiden oder zumindest rendern etc.), ist eine „Unterstützung“ von einem 15€-PDF ein Witz. Und nicht mal ein guter, denn selbst das ist manchen schon zu viel.

Das versteht irgendwie natürlich auch jede*r, weil wir ja alle wissen, dass es Rollenspielverlage nicht leicht haben, dass sie meist nur nebenberuflich laufen können und so.

Und natürlich halten sich Verlage da auch gern zurück, denn was man A zugesteht, muss man auch B zugestehen. Also besser weder A noch B unterstützen. Oder man muss besondere Richtlinien festlegen, womit wir wieder in Richtung Supporterteam gehen. Finde ich grundsätzlich allerdings, wie schon geschrieben, eher zweischneidig.

Immerhin gibts ja jetzt trotz allem auch Community- und Eventmanager als Posten bei Rollenspielverlagen zu besetzen. Sind wir mal ehrlich: Da könnte man Werbung, die Blogger, Youtuber etc. durchaus bringen, auch anders honorieren. Oder gar nicht. Einfach nix und für niemanden. Mal gucken, was dann übrig bleibt. Fair wäre es irgendwie schon. Anarchie!

K.I.Z. feat. Henning May: Hurra die Welt geht unter – Textlink: https://www.youtube.com/watch?v=XTPGpBBwt1w

Begeisterung der Schaffenden

Davon abgesehen steht auf der anderen Seite der kreativen Dienstleistung eben ein Hobby. Und beim Rollenspiel hat das für mich ganz viel damit zu tun, den Nachwuchs zu vergrößern und zu begeistern.

Für mich war das tatsächlich damals der Hauptgrund, um mit Youtube anzufangen: Ich wollte Leuten ein paar Sachen genauer erklären (zu Anfang waren das vor allem die Chronicles of Darkness, rasch aber mehr) und ich wollte im Verlauf Leute begeistern und damit den Einstieg ins Rollenspielhobby erleichtern. Denn auch wenn einige Streams langweilig finden und lieber selbst spielen (was übrigens keinerlei Gegensatz ist, aber … ach, egal), hat das alles doch einen Unterhaltungswert (ich streame nicht nur, sondern schaue mir auch viel an), man kann sich ein paar Sachen abschauen, und gerade für Einsteiger ist es toll mal von vorne bis hinten zu sehen, wie Leute dieses Rollenspiel spielen.

Noch mal zum Geld für Spielleitung und Videos

Wenn ich hergehe und dafür Geld nehme, ist es eher wie das Besuchen eines Kurses. Das entwertet nicht den Kurs an sich, aber es baut eine gewisse Hürde auf.

Und natürlich regelt sich der Markt in gewisser Weise von selbst. Auch darüber kann man schon wieder streiten, allein die Bewertung von Rollenspiel als potenziellem Markt ist für mich diskutabel. Mich persönlich stößt das ab, aber ich bin auch generell keine Freundin des bestehenden Kapitalismus. Dennoch: Wenn Leute gegen Geld spielleiten wollen, können sie das natürlich tun, und die Leute entscheiden dann, ob es ihnen ihr Geld wert ist. Da kann jemand, der/die seit 20+ Jahren spielleitet, eine totale Schnarchnase sein und jemand, der/die recht frisch dabei ist, durchaus auch frische Ideen mitbringen. Das regelt sich dann von allein. Spätestens nach dem Versenken von einigen Hundert Euro wird sich gezeigt haben, wo man dieses Geld besser oder schlechter investiert.

Ist im Grunde in anderen Hobbys auch so. Da hat man zwar einen gewissen Nachweis von Kenntnissen (Muttersprachler*in bei Sprachkursen, brauner Gürtel beim Judo, Vizeweltmeister*in im Bodybuilding Klasse X usw.), heißt aber nicht, dass diese Kenntnisse von den Personen auch gut vermittelt werden können.

Vielleicht nervt mich das alles vor allem deshalb so, weil heutzutage jede*r aus jede*r Ecke kommen kann und Webinare anbietet, wie AUCH DU in 30 Tagen Millionär werden kannst. Man versucht einfach alles zu Geld zu machen. Es ist also für mich wahrscheinlich nicht das Anbieten von SL-Tätigkeiten an sich, das mich nervt, sondern die Attitüde des Ganzen, die da mitschwingt.


Apropos Attitüde …

 

14 Kommentare

  1. Oh wow, Hier triffst du meinen Nerv ja total!
    Ich verstehe den Unmut zu den Rezensionsexemplaren total. Ich schreibe mittlerweile seit 20 Jahren, früher für verschiedene Redaktionen, heute nur noch für roterdorn. Ich habe entsprechend miterlebt, wie schnell sich die Szene gewandelt hat. Hast du vor 15 Jahren noch sehr viele Rezensionsexemplare bekommen und Unterstützung durch die Verlage erfahren, hat sich das ab 2005 schlagartig geändert. Immer mehr Leute fingen mit dem Bloggen an und haben alle Verlage abgegrast und sich überall Sachen gesichert. Kamst du als Redakteur dann an, hieß es oftmals „Tut mir leid, das Kontingent ist bereits erschöpft“.

    Und wenn du dann die Rezensionen im Netz findest, sind sie alle Schema F.
    Ganz toll anzusehen ist das bei der Literatur. Nahezu jeder (mir bekannte) Buchblogger baut seine Rezensionen so auf: Klappentext, gefolgt von der eigenen Meinung und Fazit. Das schon als Rezension zu bezeichnen finde ich schwierig, denn von Auseinandersetzung mit dem Inhalt ist in solchen Texten kaum etwas zu finden. Ein Klappentext gehört nicht in eine Rezension, die eigene Meinung ist nur ein winziger kleiner Teil der Kritik und das Fazit ist oft so nichtssagend, dass ich nach dem Lesen solcher „Rezis“ immer noch nicht weiß, ob das Buch etwas für mich ist oder nicht.

    Es gab eine Zeit, da habe ich mich übrigens geweigert PDFs zu rezensieren. Ich stecke da wirklich viel Zeit rein, das Schreiben eines Textes kostet mich je nach Umfang mindestens 2-4 Stunden pro Seite und als selbständige Informatikerin weiß ich sehr genau, wie teuer so eine Stunde ist. Wenn ich als Gegenwert dann nur ein PDF bekomme, was reell den Verlag nichts (0€!) kostet, ist das wirklich frustrierend. Es gab damals übrigens Verlage, da durftest du für die Rezi-Exemplare bezahlen. Zwar den Händler-Vorzugspreis, aber trotzdem. Empfinde ich als Frechheit und würde niemals auf so etwas eingehen.
    Auch als Verlag darf man sich die Mühe machen mal zu schauen, wem man da etwas schickt. Und ein Blogger/Redakteur, der vom Schema F abweicht, darf gerne mehr erhalten als der Blogger, der sich nicht mal die Mühe macht mehr als den Klappentext zu lesen. Im Filmbereich gibt es auch so Publisher, die bemustern dich zwar, aber nur mit einer selbstgebrannten DVD, die du auch noch zurückschicken darfst, weil andere wollen die auch noch haben.

    Damals, also vor ca. 15 Jahren, habe ich noch studiert und wenig verdient, da konnte ich mir vieles nicht leisten. Heute sieht das anders aus und ich gebe wirklich verdammt viel Geld für meine Hobbys aus. Ich gehe jede Woche ins Kino (mindestens zu zweit, oft zu dritt oder manchmal mehr), ich mache bei jedem deutschen Crowdfunding im Rollenspielbereich mit. Wenn es eine Deluxe-Variante gibt, dann ist diese meine bevorzugte Wahl, da gehen also auch gut und gerne 100€ im Monat drauf. Für die Redaktionsarbeit habe ich diesen Monat alleine 1000€ in Equipment investiert, einfach um mir selbst das Leben leichter zu machen. So etwas funktioniert nur, wenn man sich unterstützen lässt. Entsprechend bin ich sowohl auf Patreon wie auch auf Steady und wir generieren dadurch genug Einnahmen, dass zumindest die Serverkosten davon bezahlt werden können. Auf der anderen Seite investiere ich aber auch sehr viel, denn unsere Unterstützer der höchsten Stufe bekommen jährlich ein Geschenke-Paket, in dem auch viel Neues vorhanden ist.

    Als Hobby würde ich die Redaktionsarbeit übrigens nicht bezeichnen, würde ich es nur als Hobby machen, würde ich wahrscheinlich genauso bloggen wie die meisten Schema-F-Blogger auch. Es ist Arbeit, harte Arbeit sogar. Und wenn ich sehe, wie sich andere diese harte Arbeit auch machen, dann trage ich gerne mit einem Obolus dazu bei und unterstütze die Projekte durch Spenden.

    Was das bezahlen von SLs angeht: Ich fahre jetzt auf die Feencon und leite dort eine Runde. Als Gegenwert bekomme ich freien Eintritt. Ich bekomme also effektiv zwar kein Geld, spare aber etwas. Könnte man durch Umlegen auch als Bezahlung ansehen. Ich mache übrigens eine Demo-Runde, für die ich vom Verlag keine Gummi-Punkte erhalte. Aber dafür habe ich da andere Vorzüge, deshalb will ich mich nicht beschweren 😉 Gibt halt Projekte, die Unterstütze ich auch mit Zeit sehr gern. Und Zeit ist bekanntlich ja auch Geld.

  2. Ja, das Bloggen kostet tatsächlich einiges, wenn man mal zusammenrechnet, sowohl auf der technischen Seite als auch was den Input angeht, also z.B. Sachen, die man rezensiert. Da stimme ich vollkommen zu, dass es beispielsweise immer schwer nachvollziehbar ist, wenn Leute hinter Rezensionsexemplaren eine Art von Bestechung (oder milder formuliert) vermuten, auch wenn ich selber keine nehme.
    Ich will dem aber auch klar den von dir auch erwähnten Aspekt der Erfüllung eigener Bedürfnisse entgegenhalten. Man bloggt ja nicht, um reich zu werden (zumindest definitiv im Rollenspielbereich), sondern weil man anderen oder auch sich selbst etwas damit geben will. Die meisten von uns möchten mehr Leute für unser Hobby begeistern und wenn auch nur ab und an eine solche Rückmeldung erfolgt, dass man jemanden zu etwas bewegt hat, dann ist das toll. Für mich persönlich ist aber auch der ganze Prozess, also z.B. das Lesen/Spielen eines Rollenspielbandes und auch das Schreiben einer Rezension ejne ganz wichtige Alltagsflucht, die mir das ganze Geld absolut wert ist.
    Schöne Artikelreihe, bin auf die folgenden Sachen schon gespannt.

  3. Das ist ja schön, dass jemand von meinen beiden im ersten Artikel erwähnten Positivbeispiele sich hier in einem Kommentar zu Wort meldet. 😉

  4. Ich selbst ziehe PDF heute meistens Print vor. Hat aber gänzlich andere Gründe. Und ja, an die Nummer mit den DVDs erinnere ich mich auch noch gut.

    Ansonsten verstehe ich dich, komme da aber wohl einfach aus ner eher idealistischen Ecke.

    Dieses Ding mit dem freien Eintritt finde ich hingegen völlig okay. Das ist ja der generellen Tatsache geschuldet, dass es oft an SL fehlt. Klar, man macht da was für die Veranstaltung, aber wahrscheinlich wäre man eh da zum Spielen/Leiten, und du kannst dir ja aussuchen, was und wie genau du machst.

  5. Oje. Diese Artikelreihe wird ja fast schon zu einem Wespennest, in dem ich mich kritisiert fühlen muss. ^^

    Klar: Rezensionsexemplare machen viel aus. (Und wenn man geradezu überschüttet wird, wirds richtig spannend.) Das Problem dürfte aber auch noch etwas anderes sein: Es gibt da draußen beim Thema „wie rezensiere ich richtig?“ keine Handreichung, so das sich viele Leien tatsächlich gegenseitig voneinander irgendwas abgucken und am Ende dann auch noch ein „guter Stil“ dabei rumkommt. (Quasi ein Wikipedia-Problem, wenn man auf der Seite der Wikipedia-Kritiker sich befindet). Heißt ja nicht umsonst im deutschen, dass zu viele Köche den Brei verderben würden.

    Das kann man dann gut oder schlecht finden. Oder man siebt für sich selbst Dinge raus. (Ich denke mal, dass ich selbst auch eher zu den Bloggern da draußen gehöre, die für fiele unter ferner-liefen gelegentlich mal auftauchen, nach dem Motto „wie den gibts auch noch?“, weil ich sehr fiel Füllmaterial produziere, bis dann wieder was vernünftiges mal auftaucht. Du hast da ja auch mal einen entsprechend kritischen Beitrag unter einen meiner vernünftigeren Artikel geschrieben, weil du meine Bleiwüsten unerträglich fandest. Und ich muss offen sagen, das sich kurz darüber nachgedacht hatte dich zu trollen, indem ich einen „Clawdeen-Edition“-Artikel veröffentlicht hätte, indem jeder Satz einen eigenen Zeilenumbruch bekommen hätte. XD

    Also im Grunde bin ich HIntergrundrauschen. Wenn auch immer mal wieder mit dem Versuch dabei irgendwas auf die Beine zu stellen, das vielleicht nur kurzfristig brennt (bis dann dieses schlechte Videospiel „Realität“ mit der noch besch********* Grafik zuschlägt) aber im kleinen anscheinend auffällt. (Und sei es nur wegen Catcontend, der kaum eigezogen schon Starallüren entwickelt.)

  6. Ich sehe es so – man kann heutzutage „schneller“ jemanden für etwas Geld in die Hand drücken und wenn 20 Leute jede Woche für 90 Minuten von mir und meinen Freunden unterhalten sind und dann bereit sind, dafür einen Obulus zu geben – freiwillig, ohne Zwang und ohne Sanktionen wenn sie es nicht tun würden – dann kommt für mich etwas an Geld rein, das unterstützt oder bewerkstelligt, dass ich diesen Service weiter aufrecht erhalten kann. ABER: Es ist MEIN Hobby und MEIN Spaß und deswegen verstehe ich nicht, warum manche Menschen meinen, dass ihre private Entscheidung gleichbedeutend ist mit finanziellen Aufwendungen anderer. Also, völlig deiner Meinung: Alles kostet Geld, Rollenspielen auch.

  7. Man muss ja nicht nach jedem Satz einen Umbruch machen. Aber leserlich darf es schon sein. Soll es ja auch, oder etwa nicht?
    Und klar ist das alles ein Wespennest. Ich selbst nehme mich da auch nicht aus, auch in den Texten ja nicht. 😉

  8. @Orakel:
    Zitat: Das Problem dürfte aber auch noch etwas anderes sein: Es gibt da draußen beim Thema „wie rezensiere ich richtig?“ keine Handreichung […]

    Ne.. So etwas lernt man in der Schule und im Studium oder in der Ausbildung, wenn man richtung Journalismus und Texterstellung geht. Und es gibt zahlreiche Hilfestellungen im Netz, was eine Rezension beinhalten sollte. Ansonsten ist das eine recht freie Textform, wie eine Erörterung, oder eine Recherche oder eine andere Form der Studienarbeit. Aber es gibt da im weiten Internet auch viele Hilfestellungen dazu,. wie man einen Roman schreibt, das heißt aber nicht, dass jeder dazu in der Lage ist, eben so einen Roman zu verfassen. Und dass er dann auch noch gut ist und verlegt/gelesen wird, ist eine ganz andere Sache.

    Zitat: Und ich muss offen sagen, das sich kurz darüber nachgedacht hatte dich zu trollen, indem ich einen „Clawdeen-Edition“-Artikel veröffentlicht hätte, indem jeder Satz einen eigenen Zeilenumbruch bekommen hätte. XD

    Wenn jeder Satz auch gleich ein Absatz ist, dann hast du ein Problem mit deiner Satzlänge. Da gibt es auch so Regeln für, sowohl aus Texter- und Journalismus-Sicht, als auch aus SEO-Sicht, wobei SEO sich das von den Journalisten und Textern abgeschaut hat. Und es gibt sogar Plugins dafür, die dir sagen, wo es zu viel ist und wo zu wenig. Eine kurze Gedankenpause ist halt schon notwendig, vor allem, wenn man aufmerksam dem Text bis zum Schluss folgen will. Ich finde Clawdeen macht das schon ganz richtig, ohne wirklich in die Analyse zu gehen, aus Texter-Sicht gibt es immer etwas zu verbessern. Ich weiß noch, wie ich in meiner Ausbildung total glücklich war, als mein erster Text nach der 10. Überarbeitung endlich angenommen wurde. Davor habe ich ihn komplett durchgestrichen zurück bekommen und durfte von vorn anfangen. 10 Mal den selben Text schreiben… Das waren noch Zeiten. Aber ich habe da wirklich sehr viel gelernt und meine Texte haben sich um ein Vielfaches verbessert.

  9. @Jo

    Mich interessiert weder SEO (also Google-Auffindbarkeit an sich) noch kann ich sagen, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt meines Studiums das Fach „Rezensionen schreiben“ beigebracht bekommen hätte. (Allerdings war wissenschaftliches Schreiben als fester Kurs zu dem Zeitpunkt auch nicht etabliert und man musste sich durch die wenigen Handbücher, die da rumgingen, selbst durchbeißen.)

    Und die Sache mit dem jeder Satz ein Zeilenumbruch: Es ging bei der Idee weniger um den Sinn, sondern die Betohnung lag dabei eindeutig auf dem Trollen.

  10. Was soll ich sagen? Hier bin ich voll dabei. Ja das hobby kostet geld. Aber ganz ehrlich viel „teuer“ ist die zeit die dafür dräupner wenn man in unserer kapitalistisch oriebtierten welt den nettostundenlohn draufrechnet. Ich mache das tatsächlich ab und zu bei Sachen auf die ich keinen bochum habe ubd gebe sie ab. Zum beispiel fahrrad reparaturen die aufwendiger sind. Kann ich dauert dann aber ewig. Bei dinge die ich gerne mache stelle ich diese frage bewusst nicht. Ich finde das untergräbt die idee eines hobbies an sich. Und was das equipment angeht… Ich hab mir cor Einer Woche eine egitarre gekauft. Nur für die online musik weil ich da was neues machen wollte. Aber ich hab die in ersten Linde mal für mich gekauft, weitmar das unglaublich viel spaß macht. Und ich erwarte weder dass die musik jemanden ausser mir gefällt, nich das mir jemand das geld für die gitarre gibt, ich mache beides erstmal für mich. Und ich hoffe das bleibt auch so.

  11. Über Leute, die Rezensionsexemplare als Bestechungsversuch verstehen, kann ich auch nur den Kopf schütteln. Aber meist wird das sowieso nur als „Argument“ gebracht, wenn die Rezension nicht die gewünschte, meist negative, Wertung beinhaltet.

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