Kochen fürs Rollenspiel

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Kochen für die Runde? Sehr interessiert, aber zunehmend verwundert las ich just den Artikel von Spielosophie zum Thema.

Kochen und Rollenspiel verbindet zwei meiner Hobbys, weshalb ich das Thema auch 2012 schon mal für den Karneval der Rollenspielblogs vorgeschlagen hatte.

Warum und inwiefern, dazu möchte ich jetzt, inspiriert durch oben erwähnten Artikel, mal genauer eingehen.

Mein Hintergrund zum Thema

Ich koche seit 1992 selbst, einfach weil meine Mutter es damals nicht einsah, wegen einer meiner „Macken“ mehr Arbeit zu haben. Damals hatte ich beschlossen, fortan vegetarisch zu essen, und nach einigem Hin und Her bekam ich ab sofort wöchentlich einen Anteil des Wochenbudgets, um mich damit selbst zu verpflegen. Da mich das Kochen bis dahin nicht interessiert hatte, führte mich mein Weg also erst mal durch zig Kochbücher aus der Bücherei. Und durch die Erfahrung, nach 2-3 Tagen wunderbarer Gerichte kein Geld mehr in der Kasse zu haben. 😉

1996 begann ich meine Ausbildung zur Krankenschwester, in deren Rahmen zumindest damals auch einiges an Ernährungslehre auf dem Plan stand (in der Schule hatten wir sowas nicht). Da ging es in erster Linie um Nährwerte, deren Berechnung, Mikro- und Makronährstoffe sowie Ernährung bei bestimmten Erkrankungen, aber das war schon einiges, und ich fand das damals sehr spannend.

Daraus wurde, dass ich später berufsbegleitend noch eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin absolviert habe. Das war inhaltlich sehr … bodenständig. Es gab viele Wiederholungen für mich, aber ich habe auch eine Menge gelernt, was zum Beispiel Grundrezepte, Menüentwicklung, Vorratshaltung, Budgetierung und so weiter betrifft.

moehrenlachsNoch ein bisschen später war Ernährung dann aus der anderen Richtung ein Thema für mich. Als selbstständige Dozentin für Gesundheits- und Krankenpflege habe ich unter anderem Betreuungsassistenten für Senioren ausgebildet, an einem Standort mit hauswirtschaftlichem Schwerpunkt. Dabei hatte diese Ausbildung, ebenso wie andere Gesundheitsförderungskurse, die ich geleitet habe, auch einen praktischen Anteil in einer Übungsküche. Dafür habe ich Rezepte unter unterschiedlichen Aspekten und für unterschiedliche Personenzahlen zusammengestellt und selbst entwickelt, die dann praktisch nachgekocht wurden.

Zum damaligen Zeitpunkt war ich längst auf die vegane Lebensweise umgeschwenkt und habe zudem entsprechende Kochkurse für Privatpersonen angeboten, auch hier mit unterschiedlichen Schwerpunkten und mit Aromaküche als einem meiner Steckenpferde.

Kochen fürs Rollenspiel

Mein allererster Blog entstand damals (2000? 2001?) tatsächlich als Rollenspielblog, auf dem ich Rezepte aus der heimischen Runde postete bzw. den Mitspielern die Rezepte zugänglich machte. Ergänzt wurde das um fiktive Rezepte mit entsprechend fiktiven Zutaten, und später dann noch um Rundeninfos, Zusammenfassungen usw., bevor dieser Blog hier (ich berichtete hier schon grob) entstand.

Piroggen für die Winterkönigin
Piroggen für die Winterkönigin

Der damalige Blog hatte als Hintergrund Kacheln mit Erdbeeren und sah fürchterlich aus. 🙂 Er fand sein Ende, als der Herr, der ihn hostete, auf Nimmerwiedersehen sang- und klanglos verschwand und meinen Blog gleich mitnahm.

Bis ich das Kochen übernahm, wurde bei jeder Session Pizza bestellt. Bei wirklich jeder Session. Ich hab nun nix gegen Pizza, aber diese geballten Schachteln sind mir damals echt gegen den Strich gegangen. Es hat mich ein bisschen Überzeugungskraft gekostet, bis ich die Runde dazu bewegen konnte, eine Essenskasse aufzumachen. Befürchtungen waren: zu teuer, dauert zu lange, schmeckt nicht.

Zu teuer war am leichtesten auszuhebeln. Einfach die Pizzakosten bewusst machen und dann festlegen, dass jeder pro Termin 3€ in die Kasse gibt, fertig.

Dass es zu lange dauert entkräftete ich damit, dass wir zu Beginn des Treffens essen und ich entsprechend vorbereiten würde. Bestellt hatten wir sonst auch immer zu Beginn, die Wartezeit dann mit Geplänkel verbracht und dann erst nach dem Essen „richtig“ zu spielen begonnen, war also auch keine Umstellung.

Na, und dass es nicht schmeckt, blieb eben ein offenes Risiko. Ich argumentierte damit, dass bei 3€ ja im Zweifel noch genug Geld übrig sei, um doch noch Pizza zu bestellen. 😉

Entwicklung der Rollenspielkocherei

Anfangs gab es einfach was zu essen. Ich machte mir keinerlei Gedanken zum Rollenspielbezug, sondern schlichtweg darum, für die 3€ einfach jeden satt zu kriegen und zufrieden zu stellen, um mich mit dem Vorgehen längerfristig durchzusetzen.

Als dann bald klar war, dass es bei der Kasse bleiben würde und alle befunden hatten, dass selbst kochen (bzw. Selbstgekochtes zu essen) die bessere Wahl sei, passte ich hier und da mal irgendwas thematisch an.

Bahari-Schokotorte
Bahari-Schokotorte

Das war nichts Weltbewegendes. Auf dem damals ersten Con für Chroniken der Engel hatte es schon thematisches Kochen gegeben, darum kam mir auch erst bei einer Kampagne dieses Spiels die Idee dazu, die ich dann flugs umzusetzen begann. Nur ohne Meerschweinchen (wer das Spiel kennt, wird ihn verstehen …).

Einen „Durchbruch“ von an das Spiel und/oder das Kampagnen-/Sessionthema angelehnten Gerichten kam dann aber tatsächlich erst mit Shadowrun auf. Es ist erstaunlich, wie wenig Vorstellungskraft viele Leute im Hinblick auf Soyfood haben. Das war damals noch nachvollziehbarer als heute, wo man Sojaprodukte in jedem Supermarkt bekommt, aber auch heute höre/sehe ich oft noch Runden, die völlig abstrusen Kram im Hinblick auf Soyfood von sich geben. Bei uns war es damals also naheliegend, einfach mal Soyfood auf den Tisch zu bringen.

Irgendwann brach diese langjährige Truppe dann wie so viele andere doch mal auseinander, aber es folgten andere, für die ich dann mindestens zeitweise kochte, dann allerdings ohne Essenskasse, sondern einfach so als Gastgeberin, weil ohnehin bei mir gespielt wurde.

Hinzu kam dann noch ein bisschen später der zeitweilige Fokus eher auf LARP-taugliches Essen.

Aktueller Kochstatus

Ich spiele mittlerweile weitgehend online, wodurch sich das Kochen fürs Rollenspiel weitgehend erledigt hat. Weitgehend, weil wir zwischendurch dann schon auch mal Tischrunden hatten, wo eben auch gekocht wurde. Sozusagen von allein, ohne Diskussion, sondern mehr selbstverständlich, allerdings auch ohne Rollenspielbezug. Gemeinsam gekocht wurde dabei noch nie, sondern die jeweiligen Gastgeber hatten was vorbereitet und/oder der Rest was (Ergänzendes) mitgebracht.

Witzigerweise habe ich schon mehrfach überlegt, ob ich nicht auf dem Blog und/oder via Youtube mal eine Kochreihe starten soll. Bislang bin ich immer davor zurückgeschreckt, weil ich überhaupt nicht einschätzen kann, ob/wie viele sowas interessieren würde und auch, weil es ein unglaublicher Aufwand ist, vor allem im Hinblick auf Video. Darum ist es bislang bei wenigen vereinzelten Beiträgen geblieben, so wie hier oben die Dragon-Muffins, die ich mal zum RSP-Karneval gebacken habe.

Ich hatte eine Zeit lang den Youtubekanal Nerdküche, wo ich beispielsweise Rezepte aus dem Kochbuch zu Werewolf, the Apocalypse nachgekocht habe, auf Tsus und meinem gemeinsamen Blog und Kanal haben wir das eine oder andere zum Thema gemacht, und hier und da verirrt sich auch schon mal was woanders hin, aber eben alles mehr sporadisch.

Ideen für Rezepte im Zusammenhang mit Rollenspiel habe ich zigfach, ob nun bezogen auf bestimmte Spiele/Regionen oder im Hinblick auf „möglichst günstig, für möglichst viele“ – so wie auch die Nerdküche angedacht war. Hier mal der alte (noch nicht fertige; habe keine Endversion mehr) Trailer des Kanals:

Und nu?

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich könnte jetzt noch Jahre lang was zu dem Thema schreiben. Andererseits geht mir gerade ein bisschen die strukturierte Puste aus.

Wie handhabt ihr das denn so bei euch? Zumindest von Tagschatten weiß ich, dass dort auch gekocht wird und es gibt auch entsprechende Rezepte auf seinem Blog. Auf den Artikel von Spielosophie verwies ich eingangs ja auch schon mal.

Gibt es bei euch auch essensbezogene Blogposts? Interessiert euch sowas? Falls ja, inwiefern mögt ihr dazu was lesen? Rezepte allgemein? Günstiges? Simples? Thematisches, also bezogen auf bestimmte Spiele/Regionen? Sonst was?

Schreibt doch mal! Wie ihr vielleicht mitbekommt: Ist voll mein Thema, interessiert mich brennend. 🙂

Ach so: Kochen für die Immersion? Das ist das, was mich bei Spielosophies Artikel so erstaunt und verwundert hat. Ich bin bislang nicht mal auf die Idee gekommen, damit irgendwie die Immersion steigern zu wollen. Für mich ist das einfach das Verbinden von Hobbys, was Praktisches und Fun. Ist das bei euch anders?