Posten für Intrigen in der Stadt (Vampire)

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Wie vielen bereits bekannt sein dürfte, haben wir einige Jahre mit einer Vampire-Kampagne verbracht. Sie begann als Dark Ages-Runde nach den üblichen oWoD-Regeln, wurde nach kurzer Zeit aber in die nWoD/CofD konvertiert. Das Setting blieb dabei unverändert, zumal wir anfangs größtenteils die Inhalte der „Transylvanischen Chroniken“ spielten. Wir hatten jedoch relativ schnell diese Nase davon voll, dass unsere Charaktere von A nach B gescheucht wurden, irgendwelche Gefallen erarbeiten sollten und derlei mehr. So wurde unsere Kampagne zunehmend freier  und charakterfokussierter. Dazu zählten Ausflüge bis nach Indien aus eigener Feder, wechselnde SL, aber eben auch die Verfolgung eigener Ziele.

Und genau letzteres passt recht gut zum Karneval der Rollenspielblogs in diesem Monat. Das Thema lautet „Stadt, Land, Dungeon“ und wird gemeinsam von Sorben und Zornhau organisiert. Dieser Artikel hier widmet sich dem Thema Stadt.

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Voraussetzungen

In unserer Kampagne war es uns gelungen, uns in Kronstadt (Brasov) einzunisten, und dort wollten wir auch unseren Stand festigen und ausweiten. Hierbei agierten wir zwar grundsätzlich als Gruppe, doch waren die einzelnen Motivationen und Ziele recht unterschiedlich. An manchen Stellen brachten sie durchaus auch Konkurrenzsituationen mit sich. Hinzu kamen anfangs zwei, später ein Spieler, die es eher nicht so mit dem kooperativen Spiel hatten und gern PvP-Situationen im Spiel wollten, die der Rest ablehnte.

Wir entschieden, eine Weile das Stadtspiel in den Fokus zu rücken und wollten dabei den individuellen Wünschen entgegen kommen. Dazu zählte einerseits der Machtausbau für jeden einzelnen innerhalb der Stadt. Doch auch die Beziehungen, ob gut oder schlecht, zu den anderen Orten Siebenbürgens sollten thematisch möglich sein.

Zunächst erstellten wir in liebevoller Kleinarbeit eine Hexmap „unserer“ Stadt, in der wir sowohl die unterschiedliche Bevölkerungsdichte und auch Art der Bevölkerung, sowas wie Stadtviertel abbilden wollten. Also beispielsweise die Bereiche, in denen vermehrt Handwerk (unterschiedliche) anzutreffen war, die Umgebung der Kathedrale mit besseren Wohnhäusern, Gilden und so weiter.

Außerdem waren wir natürlich nicht die ersten Vampire in der Stadt; ein paar waren dort bereits ansässig, die ebenfalls verortet werden mussten.

Abschließend legte jeder von uns fest, wo sein Charakter ansässig geworden war, was wiederum sehr leicht war, da wir das zuvor in den Sessions bereits erzählerisch abgehandelt hatten nach und nach.

Leider habe ich kein Bild mehr der gesamten Karte gefunden, wo dann auch umliegende Bauernhöfe, Straßen und sowas noch zu erkennen gewesen wären. Aber das genutzte Bild aus den Anfangszeiten gibt euch ja vielleicht dennoch einen kleinen Eindruck von dem, das wir da erstellt haben.

Kronstadt-Hexmap relativ zu Beginn
Kronstadt-Hexmap relativ zu Beginn

Mini-Game: Primacy

Um unsere Ideen umzusetzen, nutzten wir grob die Primacy-Regeln aus dem nWoD-Buch Damned City. Wer es nachlesen möchte, findet die Beschreibungen dort ab Seite 235. Es steht dort übrigens extra dabei, dass es sich dabei nicht um ein Mini-Game handele, aber … na, wir fanden schon. 😉

Noch mal: Wir nutzten das System nur grob und reduziert, nämlich so, wie es für uns am besten taugte, dass es möglichst flüssig spielbar blieb. Wer also nachliest, findet im Buch noch ein paar Sachen mehr und ein paar Sachen auch ein wenig anders.

Einfluss

Eingeführt wurde ein neuer Vorteil, nämlich Einfluss, den jeder abhängig von seinem aktuellen Status, also abhängig von der Rücksprache mit der Gruppe, für (je 10) EP erwerben konnte. Einen Punkt von 2 hatten zu Beginn alle, wobei man 1 Punkt abgeben konnte an einen anderen Charakter. 10 war das Maximum. Welcher Wert wie viele Vorteile bringt, findet sich im Buch in einer Liste.

Beispiele:

  • bei Einfluss 1: 10 Posten maximal, 1 Schutz/Loyalität
  • mit Einfluss 3: 20 Posten maximal, 2 Schutz/Loyalität
  • bei Einfluss 6: 35 Posten maximal, 3 Schutz/Loyalität

Posten festlegen

10 Posten maximal hieß nicht, dass man 10 zuverlässige Menschen kontrollierte, sondern vielmehr konnte man seine Punkte auf verschiedene Leute aufteilen. Zum Beispiel 10 Leute mit jeweils einem Punktwert von 1 ausstatten oder 5 Leute mit einem Punktwert von 2 oder wie auch sonst. Diese Punkte waren vergleichbar mit den Punkten, wie man sie bei Kontakten verteilt. Umso mehr Punkte ein Posten also bekam, desto mehr Macht, Geld, Einfluss, Kenntnisse usw. hatte diese Person. Die Punkte wurden allerdings jeweils nur einem Skill zugeordnet, der zugleich einen Schwerpunkt des Postens repräsentierte.

Der Wert Schutz symbolisierte den körperlichen Schutz eines Assets. Loyalität spiegelte seine geistige Standfestigkeit wieder. Beide Werte konnten nur so oft an Assets verteilt werden, wie man Einfluss hatte. Mit Einfluss 1 konnte man also nur 1-2 Leute schützen (1x physisch, 1x psychisch), mit Einfluss 3 bis zu 6 Leuten und so weiter. Wichtig: Diese beiden Schutzmöglichkeiten fielen nicht unter den Bereich der Aktionen, sondern waren zusätzlich möglich.

Aktionen umsetzen

Bei einem sogenannten „Primacy Turn“ unterbrachen wir die aktuelle Handlung und für eine abgesprochene Anzahl an Nächten (1-2) spielten wir dann stattdessen mit den Posten. In diesen Nächten waren unsere Charaktere also damit beschäftigt, die von uns einzeln festgelegten Aktionen umzusetzen, statt sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Folgende Aktionen waren möglich: Angreifen, Verteidigen, Locken, Bedrohen, Aktion/Posten ausspähen.

Es war eine Aktion pro Posten möglich (Hausregel) und wir nutzten die – sonst eher verhasste – Methode, unser Ziel für die jeweilige Nacht auf einem Zettel geheim zu notieren.

Irgendwer fing dann an, las seinen Zettel vor und begann dann, die Notizen erzählerisch auszuschmücken. Also: Gegen oder für wen richtete sich die Aktion und wie sah die Umsetzung konkret aus? Nach der Beschreibung wurde gewürfelt. Gab es Kollisionen mit anderen Spieleraktionen (z.B. jemanden angreifen, der von jemand anderem geschützt wurde), meldete sich der betreffende Spieler zu Wort und das Würfeln veränderte sich entsprechend. Ansonsten ging es reihum oder storyentsprechend weiter.

Je nach Aktion und Erfolgen konnte man so Posten generell oder an andere verlieren. Man konnte sie generell oder von anderen gewinnen. Oder man bekam mehr Informationen darüber, wer wem die Loyalität zugesagt hatte und warum. Oder auch, wozu sich jemand die Loyalität eines Postens überhaupt gesichert hatte.

Konsequenzen

Abschließend setzten wir das normale Spiel bis zum nächsten „Primacy Turn“ fort, falls nicht vorab zwei aufeinanderfolgende ausgemacht worden waren.

Je nachdem, wie viele Posten man gewann, konnte man so auch automatisch an Einfluss gewinnen und mehr Menschen für sich gewinnen. Oder aber man verlor so viele Posten, dass der Einfluss sank.

Spielerfahrungen & weitere Möglichkeiten

Für uns hat dieses System, so wie wir es nutzten, tatsächlich ganz gut funktioniert. Es war eine interessante Möglichkeit, an seinen Einflussmöglichkeiten im Spiel zu drehen.  Durch die begrenzte Zahl an Runden dieser Art und möglichen Aktionen blieb das Ganze auch fokussierter. Es gab den PvP-orientierten Spielern in abgewandelter Form eine Möglichkeit dazu, ohne dass die SC der anderen dadurch direkt betroffen wurden abseits ihrer Einflusspunkte. Durch die zwingende Beschreibung sorgte das Ganze auch für eine gewisse Plausibilität der Aktionen, was dem Spiel ebenfalls zuträglich war.

Die Möglichkeiten gemäß Buch sind umfangreicher. Sie beinhalten beispielsweise auch Agenten und separate Ressourcenpunkte, den Einsatz von Einflusspunkten an sich und derlei mehr. Uns war das zu umständlich.

Vielleicht gibt es ja dem einen oder anderen von euch dennoch eine Idee mit. Falls ja, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen. Und falls ihr Erfahrungen mit dem kompletten Primacy-System gemacht habt, vielleicht sogar noch gute, dann sowieso. 🙂