Huch, Western!

Zornhau richtet im August den Karneval der Rollenspielblogs aus und sein gewähltes Thema lautet: Western in anderen Genres.

Mein erster Gedanke dazu war: Ok, da bin ich raus, mit Western habe ich echt nichts am Hut.

Tatsächlich hat Zornhau mit diesem Karnevalsthema aber quasi jetzt schon „gewonnen“, wenn auch wohl nicht so wie angedacht. Denn was gewünscht wird, ist ja laut Titel eigentlich eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Genre in Bezug auf andere, nicht die grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Western als Genre an sich.

Macht nix, denn abgeholt hat mich trotzdem vor allem Teylen mit ihrem umfangreichen Artikel über genau das, was mich selbst beschäftigt: Western, was soll das? Und spannenderweise benennt sie auch genau die Punkte, die auch für mich Western als Genre grundsätzlich erst mal uninteressant machen.

Nach dem Lesen des Eingangsartikels, der ebenfalls am Ende einige Fragen stellt (auch abseits des fokussierten Karnevaltitels), Teylens Artikel und den zugehörigen Kommentaren, den Ansichten von Infernal Teddy sowie der Beiträge in einem Thread des Blutschwerter-Forums habe ich beschlossen, mich in diesem Monat doch mal ein wenig mehr mit dem Thema Western auseinanderzusetzen.

Bevor ich aber irgendwas zum Thema Western im Zusammenhang mit Rollenspiel schreiben kann, sollte ich klar machen, was Western für mich überhaupt ist bzw. wo ich Aspekte davon sehe oder auch nicht. Und das weiß ich zum aktuellen Zeitpunkt selbst noch nicht, also starte ich mit einem Brainstormingartikel, der vielleicht folgende Artikel dann hier und da auch verständlicher macht, wenn man meine Person in Bezug auf das Genre ein bisschen besser einschätzen kann.

Ich starte also mit einer persönlichen Annäherung und einer grundsätzlichen Auseinandersetzung, plane aber, darauf weitere Karnevalsartikel aufzusetzen, die dann auch mehr von Zornhaus gestellten Fragen und seinem eigentlichen Thema beinhalten sollen.

Der Western und ich

Western ist grundsätzlich erst einmal ein Genre, womit ich nicht sonderlich geprägt wurde als Kind. Am ehesten könnte ich noch die Wochenenden bei meinem Opa erwähnen, der gerne Western sah und auch entsprechende Heftromane las. Bei ersterem saß ich häufig mehr oder weniger zwangsläufig dabei, zog aber nichts aus den Filmen und war auch für viele(s) davon einfach noch zu klein und zu jung. Letztere habe ich – bis heute übrigens – nie angerührt.

Mein Bezug zu Western durch Filme

Ähnlich wie bei Teylen ursprünglich liegen meine hauptsächlichen Berührungspunkte, die auch so etwas wie Interesse weckten, bei Bud Spencer und Terence Hill. Und auch bei mir war der Charme von Hills Rollen dabei mit Sicherheit sehr wesentlich.

Die rechte und die linke Hand des Teufels und Vier Fäuste für ein Halleluja habe ich einige Male gesehen, Mein Name ist Nobody und Nobody ist der Größte sogar zig Male.

Was mir davon „westernmäßig“ in Erinnerung geblieben ist? Wohl am meisten Sand, Staub, Cowboyhüte und -stiefel, zerschlissene Hemden, jede Menge Baked Beans und loses Mundwerk gepaart mit einem gewissen Rebellentum.

Eine weitere Gruppe Filme, die ich durchaus mehrmals gesehen habe, waren Karl May-Verfilmungen: mit Winnetou, Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi und natürlich Apanatschi. Meine am besten erhaltene Erinnerung aus dieser Gruppe ist faszinierenderweise Vorkommen und Darstellung von Santa Fe … warum auch immer.

Irgendwo dazwischen blitzt vage eine Erinnerung auf an Western wie Spiel mir das Lied vom Tod und Darsteller wie Clint Eastwood oder John Wayne.

Man sieht es schon: Ab da breitet sich bereits gähnende Leere in meinem Gedächtnis aus, kurz unterbrochen von Erinnerungen an Filme wie Young Guns, Blaze of Glory und Bad Girls sowie, wenn man sie dazu zählen mag, Wild Wild West und Maverick.

Es folgt eine weitere lange Phase von Leere, dann – noch recht frisch – das Remake von Die glorreichen Sieben.

Wirklich begeistert hat mich übrigens die viel erwähnte Serie Firefly. 😉

Oh, und natürlich Westworld! Den Film (bzw. beide, auch den Nachfolger) fand ich schon damals sehr spannend (übrigens gibt es dort sehr wohl auch andere Settings als den Western), entsprechend interessiert war ich auch gleich an der Serie.

Mein Bezug zu Western im Rollenspiel

Die Serie Westworld inspirierte mich tatsächlich zu einer Antwort im Rahmen der diesmonatigen #RPGaDay-Challenge.

Ansonsten gab es mal eine Deadlands-Runde, auf die ich sehr neugierig war, die aber nach einer Session gleich wieder im Sande verlief. Und diese Session habe ich nicht in allzu guter Erinnerung. Es war eine Art Savage Worlds gemixt mit den ursprünglichen Regeln von Deadlands. Der SL mischte beides irgendwie zusammen mit ein paar eigenen Ideen, wenn ich mich richtig erinnere, weil er das irgendwie besser fand. Aber was dabei herauskam, war wirklich ziemlich unangenehm und hat mir lange Zeit sowohl das Interesse an Deadlands als auch an Savage Worlds gründlich versaut, bis ich ein paar Jahre später dahinter kam, dass es mitnichten an Setting oder System lag, sondern an diesem unsäglichen Mix. Ändert allerdings nichts daran, dass meine erste „richtige Western-Erfahrung“ im Rollenspiel völliger Murks und zum Abgewöhnen war. Dass es dabei dann noch mehr um Pärchenkram, Flirtereien und Co. als um Rollenspiel ging, macht die Sache nun nicht wirklich besser. Einziges Highlight der Runde war für mich Mitspieler Jan Hegenberg als Gunslinger-Prediger, was ziemlich gerockt hat.

Warum hat mich Deadlands interessiert? Western plus Horror, Gunslinger und Huckster waren die Schlagworte, die mich dabei angefixt und abgeholt haben.

Zornhau nennt noch mehr Western-Rollenspiele, die ich alle nur dem Namen nach kenne, wenn man wirklich dicht an der Definition bleibt und nicht die Nennungen mit Versatzstücken aus seiner Sicht einbezieht.

Sehr begeistert hat mich Through the Breach, das Rollenspiel zum Tabletop Malifaux (das ich ebenfalls sehr gerne spiele). Hier werden zivilisierter Steampunk und „wilde“ Elemente bunt gemischt und mit Horroranteilen gemischt, gespielt wird mit Karten und ein paar interessanten Mechaniken. Sehr, sehr stylisch und sehr, sehr cool. Wir haben leider nur wenige Sessions gespielt, aber die haben mich unheimlich begeistert.

Rollenspielerisch war es das aber dann auch schon.

Mein Bezug zu Western im Alltag und sonstigen Hobby

Sehr nett war mal ein mehrtätiger Besuch in der Westernstadt El Dorado. Was war daran nun Western? Das bauliche Ambiente und die Einrichtung waren für mich ziemlich westerntypisch, die kleine mexikanische Kapelle mit angrenzendem (Pseudo)friedhof, Mainstreet und Ranch, Goldwäsche, Pferde und Bisons – spannenderweise fand ich die indianischen Aspekte dort ebenso wie die klassisch einmal täglich stattfindende Schießerei von „Sheriff vs. böse Räuber“ ziemlich uninteressant.

Westerncharakter haben für mich persönlich übrigens auch Line- und Squaredance. Klar, hat nun nix mit Cowboys, Lonesome Rangers, Landerschließung und Co. zu tun, aber was mit Atmosphäre, Squaredance noch mehr als Linedance. Ersteres habe ich darum wohl auch kurzzeitig im Verein praktiziert.

Atmosphärisch passt für mich aus ähnlichen Gründen tatsächlich auch die Serie McLeods Töchter in diesen Bereich (ohne den ganzen Beziehungskram, der im Verlauf immer mehr zunimmt). Hier ist es die ländliche Umgebung und der Alltag auf einer Ranch mit Land- und Viehwirtschaft, die mich besonders interessiert haben. Für mich gibt es hier auch einige „typische“ Elemente, nämlich harte landwirtschaftliche Arbeit, mit der Natur und zugleich ein Stück weit gegen sie, sich gegen Konkurrenten und Natur durchzusetzen, sich etwas abzutrotzen und nicht zuletzt, sich weiterzuentwickeln.

Fazit: Hat Western einen Reiz auf mich und wenn ja, wo?

Nachdem ich jetzt (hoffentlich) alles zusammengesammelt habe, was mir im engeren bis hin zum eher sehr entfernten Sinn zum Genre einfällt, fallen mir zusammenfassend einige Dinge auf.

Identifizieren kann ich mich vor allem mit Themen wie Landerschließung (mitsamt Landwirtschaft, Viehwirtschaft etc.), Stadtentwicklung und -aufbau. Gemessen an meiner Bewertung der genannten und mir bekannten Filme und Co. und verglichen mit Zornhaus Eingangsartikel holen mich also vor allem Besiedelungsaspekte sowie die romantisierte Variante inklusive starker westerntypischer Optik ab.

Themen rund um Eisenbahnen interessieren mich so gut wie gar nicht (weshalb ich zum Beispiel Hell on Wheels recht schnell abgebrochen hatte, fällt mir gerade auf), Konflikte mit Indianern überhaupt nicht. Eroberungen sind also nicht so sehr meins.

Konflikte finde ich nicht an sich spannend. Die klassische Schießerei auf der Main Street brauche ich nicht, wenn es dabei nicht um etwas Besonderes geht. Hier ist es weniger der klassische Kampf Recht und Ordnung vs. Gesetzlosigkeit, der mich interessiert, als vielmehr persönliche Geschichten, also zum Beispiel aus quasi altruistischen Motiven Siedlern gegen eine Übermacht von X helfen oder durchaus auch das Motiv der Rache für Y.

Was ich bislang nicht erwähnt habe, aber ein wichtiger Punkt ist, den man aber bei meiner Erwähnung von Through the Breach vielleicht ein wenig herauslesen kann: Ich kann mich für Viktorianisches und Steampunk ziemlich begeistern. Ein wichtiger Punkt ist also womöglich, dass der Wilde Westen mir vielleicht einfach stellenweise zu „wild“ ist?

Was interessiert EUCH?

Falls ihr nicht mit eigenen Beiträgen am Rollenspielkarneval teilnehmen solltet, habt ihr ja vielleicht Lust, mir eure Sicht auf den Western in einem Kommentar zu schildern?

Wofür ich ebenfalls sehr dankbar wäre, sind Fragen bzw. Inspirationen für weitere Artikel zum Karneval dieses Monats, mit denen ich auch als so Unbedarfte im Genre mehr beisteuern kann. Ideen habe ich noch für 1-2 weitere Artikel, aber Inspiration für mehr/anderes geht ja immer. 🙂