Früher war mehr Lametta?

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Sorben von Gelbe Zeichen hat neulich im rsp-blogs-Forum etwas geschrieben, das mir auch schon ein paar Male durch den Kopf ging und über das ich auch schon mehrmals nachgedacht habe. Aufhänger war der Karneval der Rollenspielblogs, aber die Aussage geht darüber hinaus:

Die Beteiligung nimmt generell ab, meine Einschätzung. Ich finde auch, es wird derzeit überhaupt weniger gebloggt, vielleicht ist meine Beobachtung auch falsch?!

Die Beteiligung am RSP-Karneval

Leider finde ich den ollen Zettel nicht mehr, auf dem ich mir die Karnevalsbeteiligung 2017 mal notiert hatte. Und ich bin jetzt auch zu faul, noch mal durchzuzählen. Ich kam dabei jedenfalls auf den Schluss, dass zumindest die Beteiligung am Rollenspielkarneval nicht wirklich abnimmt. Zumindest nicht, wenn man es auf 2017 bezieht.

Gleich im Januar gab es irgendwas um die 60 oder mehr Beiträge. Dagegen sehen natürlich die zum Beispiel 6 Beiträge im September mehr als alt aus.

Tatsächlich gab es 2017 sogar zwei Monate mit unwahrscheinlich vielen Beiträgen, allerdings wurden beide Monate in erster Linie durch tägliche (!) Beiträge von d6ideas.com gepusht. Nimmt man diese Spitzen raus, kommt man im Mittel auf etwa 12 Beiträge monatlich. Das ist nicht gerade unfassbar viel bei über 150 bei rsp-blogs.de gelisteten Blogs.

Blogs & Blogger

Wirft man mal einen etwas genaueren Blick auf die Liste der Blogs, dann tauchen dort im Vergleich zu früher relativ viele Blogs auf, die mehr oder weniger unternehmerische Ambitionen haben, ob nun „Webmagazine“, sonst unternehmerisch motivierte Blogs, Autoren- und Zeichnerwebseiten oder Spiel-/Systemvorstellungen. Hinzu kommen einige Podcasts, Preisverleihungsseiten und ähnliche sowie Vereinsaktivitäten und Kalender. Selbst mit einer sehr vorsichtigen Durchsicht kam ich beim Zählen auf mehr als zwei Dutzend.

Und auch ohne zu zählen bin ich ziemlich sicher, dass bei weiteren zwei Dutzend nur 3-4x im Jahr was zu lesen ist, wenn überhaupt. Hinzu kommen hier noch ambitionierte Neublogger, denen nach den ersten Beiträgen die Puste offenbar gleich komplett ausgegangen ist.

Da bleiben von gut 150 also schon „nur“ noch 100 Seiten übrig. Und auch das sind bei weitem nicht alles rein private und/oder ausschließlich rollenspielerisch bezogene Blogs. Da fällt also vielleicht regelmäßig was zum Posten an, aber nur jeder 3.-5. Beitrag hat dann auch mal einen Rollenspielbezug. Ist relativ undefinierbar für mich, da auf eine Art „festen Kern“ zu kommen.

Gleichzeitig sind allerdings allein 2017 bislang 17 neue Einträge hinzu gekommen und fast alle sind auch mehr oder weniger aktiv dabei.

Blogs als Spezies

ohaJetzt wird es hart, Leute: Die Welt dreht sich! Ich glaube, nicht die Aktivität als solche ist gesunken, sondern die Spezies der Blogs hat sich in den letzten 1-2 Jahren geändert. Davor natürlich auch schon, aber ich glaube, dass manche der „neueren“ Änderungen eben zu solchen Wahrnehmungen führen wie oben zitiert.

Grundsätzlich ist ein Blog ja nichts anderes als ein „Webtagebuch“, in unseren Fällen eben vor rollenspielerischem Background. Die Fülle an Möglichkeiten, die Blogs durch ihre leichte Handhabung mit sich bringen, macht das Gebilde der Blogs aber eben auch als eine Art „alternative Webseite“ interessant.

Derweil sich unsere Nische noch immer hartnäckig weigert, irgendwie „kommerziell“ ankommen zu wollen, stehen dem zahlreiche Blogger auch in Deutschland gegenüber, die sich – in anderen Branchen – genau damit selbstständig gemacht haben und ihr Geld damit verdienen. Und da rede ich nun nicht von ein paar popeligen Affiliates und/oder Rezensionsexemplaren, nicht mal von Werbebannern, Paypal-Buttons und Patreon, sondern von konkret bezahltem Content, also bezahlten Artikeln.

Und diese Entwicklungen schwappen auch unmonetarisiert durchaus auf Blogs im Allgemeinen über. Will heißen: Die Erwartungshaltung an die Inhalte eines Blogs steigen.

Groß, lang und breit, am besten Spielmaterial, und das am liebsten auch noch grafisch hinterlegt, aufbereitet und als PDF-Download, das ist schon mal was, das richtig gern gesehen wird.

Generell soll es auch nicht mehr so popelig aussehen, sondern irgendwie hip, und mit Bildern, am besten noch mit Wasserzeichen oder ähnlichem versehen. Optimalerweise pinteresttauglich, ansonsten aber bitte zumindest SEO-optimiert, denn man will ja Besucher und Statistiken, am besten gleich ein fesches Mediakit (falls da doch mal Unternehmen was anbieten wollen … oder so).

Das Dumme an solchen Sachen ist, dass es einen Grund dafür gibt, dass man Leute für sowas bezahlt: Es ist nämlich aufwendig, kostet Zeit und eventuell sogar noch Geld. Und das geht zuletzt durchaus auch auf Kosten des Outputs (und evtl. der Kreativität).

Entwicklung bei mir selbst

Ursprünglich habe ich mit diesem Blog erstellt, damals noch ohne eigene Domain, um Zeug zu meinen Spielrunden festzuhalten. Meine heißgeliebten Charaktertagebücher, Charakterdaten, NSC, bestimmte Orte und so weiter.

Blick auf den alten Blog
Blick auf den alten Blog

Das ist auch recht lange so geblieben, bis sich dann noch andere Sachen dazu mogelten. Gedanken zu Rollenspielrunden, zu Rollenspielen an sich und derlei mehr.

Interessant finde ich, dass es den einen oder anderen Beitrag von mir selbst gibt, über den ich noch mal aus irgendeinem Grund stolpere und bei dem ich mir dann denke: Ui, den hast du aber gut hinbekommen. Und danach sofort: Wieso schreibst du mittlerweile solche Artikel nicht mehr?

Ganz generell zählte zu meinen Vorsätzen für 2017, wieder mehr zu bloggen. Im Schnitt waren es 2015 und 2016 jeweils um die 60 Beiträge pro Jahr, das wollte ich nach oben schrauben. Zwischenfazit bis jetzt: gerade mal 30 Artikel 2017. Und wenn ich mir die so anschaue, dann sind 6 davon Teilnahmen an der Blog-O-Quest und 5 Artikel rund um den RSP-Karneval. Weitere 6 Artikel befassen sich sozusagen mit „Sonstigem“, während sich nur 7 mit konkreten Systemen beschäftigen, und das meist auch eher abstrakt als konkret.

Anders gesagt gibt es bei mir nur noch sehr selten Artikel, die tatsächlich mal – auch im entfernteren Sinne – Spielmaterial beinhalten. Es gibt gar keine Reviews oder etwas in der Art und auch nur sehr selten mal ein verlinktes Video. Wenn man bedenkt, dass ich mittlerweile sehr viel aktiver im Bereich Youtube bin als im Blogbereich (und auch einige Leute von Youtube aus den Weg zum Blog finden) und auch, wenn man bedenkt, dass ich durchaus viel Rollenspielkram lese, ist all das eigentlich ziemlich bescheuert. Warum also gibt es sowas hier kaum noch?

Ganz einfach: Ich habe mich in der Vergangenheit enorm von Blogger- und „Community“-Bla beeinflussen lassen.

  • Reviews und Co.

Reviews in scheinbar egal welcher Form sind demnach offenbar des Teufels, wenn man nicht hergeht und den Titel von vorne bis hinten zerfetzt. Das muss ein guter Rollenspielerschon leisten, damit man als kompetent und nicht als Fanboy/-girl wahrgenommen wird oder sowas in der Art. Ist aber leider nicht mein Ding. Ich kritisiere durchaus auch Dinge, und was ist schon perfekt? Mein persönlicher Fokus liegt aber tatsächlich mehr auf den Dingen, die ich gut finde. Jaha, das hatten wir doch auch schon mal? Genau. Da heißt es dann, aha, wenn man sowieso nur was bespricht, was man eh gut findet, dann sei auch das ja quasi eine inkludierte Disqualifizierung, weil … und dann kriegen wir die Kurve wieder hin zum Fanboy/-girl.

  • Youtube

Youtube-Videos sind ebenfalls des Teufels, denn da sind nur Selbstdarsteller und eben auch Leute mit monetarisierten Kanälen etc. unterwegs. Diese Diskussion hab ich auch schon bis zum Erbrechen oft geführt. Irgendwann hatte ich entschieden, gar nicht erst Videos via Blog zu teilen, um mir den Krempel zu ersparen. Das muss ich insofern wieder relativieren, dass sich die Stimmung zwischenzeitlich durchaus (aus meiner Sicht zum Positiven) verändert hat.

Immer mehr Leute nutzen Youtube (oder neuerdings auch/stattdessen Vid.me) als weitere Plattform zum Hobby abseits von Blogs, Facebook, Twitter und Google+. Es hat diesen „Igitt, das ist ja neu!“-Status mittlerweile weitgehend verloren und ich habe den Eindruck, man hat sich im Allgemeinen daran gewöhnt (oder vielleicht auch die Vorteile erkannt).

  • Spielmaterial & Spielberichte

Bleibt der dritte Punkt: Spielmaterial. Spielberichte sind nur teils sinnvoll für mich, gerade weil sich über Youtube einfach jeder selbst ein Bild vom Geschehen machen kann. Da fehlt mir eher der tatsächliche Austausch hin und wieder – aber Blogkommentare sind ja noch rarer gesät.

Bei diesem letzten Punkt habe ich mich im Verlauf von etwa 2 Jahren tatsächlich erfolgreich selbst ausgeknockt.

Da ist ein echter Mangel an kreativen Ideen entstanden, den ich darauf zurückführe, dass ich eben überall ein bisschen unterwegs war systemmäßig, statt wie früher eher aus dem „Zuhause“-System heraus zu schreiben. Dadurch ist viel von meiner Auseinandersetzung mit Rollenspielen immer systembezogener geworden statt mich weitgehender mit einem Setting auseinanderzusetzen. Da ich aus letzterem aber vornehmlich meine Ideen ziehe und nicht aus Regeln, steh ich auf kreativer Ebene demnach ziemlich blöde da mittlerweile.

Und jetzt?

Erst mal freue ich mich sehr über Sorbens Anstoß, über das Thema auch mal blogseitig nachzudenken und etwas dazu zu verfassen. Danke dafür!

Ansonsten warte ich gar nicht erst auf gute Vorsätze bzw. das nächste Jahr, sondern habe mir vorgenommen, mich mal wieder darauf zu besinnen, warum ich diesen Blog hier ursprünglich angefangen habe: zum Sammeln von Gedanken und Ideen zum Thema Rollenspiel. Und dahin will ich wieder zurück.

Zukünftig werde ich mir einfach gar keine Gedanken mehr machen, ob irgendwas mehr oder weniger Leute interessieren könnte, sondern meine Artikel in erster Linie daran ausrichten, dass sie mich interessieren. Wenn sich darüber dann Leute finden, die irgendwas gerne lesen, gerne nutzen, über etwas gerne diskutieren möchten: super, das würde mich total freuen. Und wenn nicht, dann eben nicht, ist total okay.

Ich werde in Zukunft auch meine Videos hier wieder verlinken oder einbinden. Letztlich mache ich die schließlich auch, damit Leute sie sich ansehen können.

Ob ich mal Reviews blogge, halte ich für fraglich. Will ich nicht ausschließen, aber eigentlich mag ich die lieber im Videoformat, zumal mich die 0815-„Rezensionen“ total anöden. Ich möchte einfach nie mehr im Leben nach so einem Schema schreiben. Der Stil, der mir in der Richtung gefällt und eher entspricht, ist aber unheimlich arbeitsaufwendig. Das lässt sich eher in den Rahmen eines Videos packen – ich rede bei weitem schneller als ich tippe. 😉

Meine neuerliche Verkündung, mich vornehmlich (nicht ausschließlich) auf ein einziges Spiel zu konzentrieren, ist für diesen Blog mit Sicherheit ebenfalls förderlich. Zusammen mit dem „einfach mal bloggen“ ein paar Absätze weiter oben bin ich mir nämlich ziemlich sicher, dass im Verlauf von ein paar Monaten meine „Kreativitätsschraube“ dadurch wieder anspringen wird. Wenn das mal keine Win-Situation ist! Ich hoffe jedenfalls darauf.

 

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