Samstags auf der Ratcon 2014

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Von Freitag bis Sonntag am ersten Augustwochenende trafen sich wieder zahlreiche Spielbegeisterte in der Stadthalle Unna zur Ratcon, der von Ulisses ausgerichteten Convention. Genau genommen berichtet der Artikel nicht über die gesamte Ratcon 2014 in Unna, sondern „nur“ über die Eindrücke vom Samstag. Aber da war so einiges los! Unter anderem löste Ulisses das Geheimnis rund um ihre neue Rollenspiellizenz ab 2015 auf.

Pünktlich zur prallen Mittagssonne erreichte ich die Stadthalle Unna, und gleich am Eingang gab es eine erste Überraschung: Wer keinen Goodiebag wollte, zahlte 10 Euro, wer ihn haben wollte, satte 17 Euro. Warum? Die obligatorische Con-Tüte enthielt diesmal unter anderem das DSA 5-Beta-Regelwerk, wie man an der Kasse erklärte. Wer also noch nicht bei der Druckversion zum Preis von 15 Euro zugeschlagen hatte, konnte hier für weniger als die Hälfte des Preises allein des Regelwerks wegen ein echtes Schnäppchen machen. Wer mit der PDF-Version zufrieden war oder kein Interesse an Das Schwarze Auge hat, hat leider Pech gehabt.

Teamspeak-Rollenspiel bekommt Konkurrenz

Die Neuerungen nach dem Betreten der Halle lenkten allerdings gleich wieder von diesem Angebot ab, denn hier hatte sich „Roleplay-Empire“ mit einigen Spielrunden ausgebreitet. „Roleplay-Empire“ ist ein (noch nicht offiziell gegründeter) Verein, der die Leute zum Rollenspiel über Teamspeak begeistern möchte. Neu ist diese Idee nicht, immerhin ist die Drachenzwinge mit diesem Angebot bereits seit Jahren etabliert, aber ambitioniert stellt man sich bei „Roleplay-Empire“ der Konkurrenz und möchte damit vor allem Neueinsteiger ansprechen. Unter anderem darum werben sie auch mit „kreativem Rollenspiel“ und „authentischem Charakterplay“ auf ihren Flyern. Nach aktuellem Stand sind Webseite und weitere Kontaktmöglichkeiten abseits einer Mailregistration noch in Arbeit, es gilt also noch einige Hürden zu nehmen, um das bereits laufende Projekt mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.

Ob die Drachenzwinge selbst von dieser Konkurrenz etwas mitbekommen hat, ist mir unklar. Wie zu jeder Ratcon hatten sie allerdings auch wieder einen Raum in der ersten Etage für sich reserviert. Ein am Treppengeländer großzügig angebrachtes Plakat wies Interessierten den Weg, der dann allerdings zumindest an diesem Samstag wiederholt vor verschlossener Tür endete. Ging man das Wagnis ein, einmal hinter diese Tür zu blicken, konnte man verschiedene Gruppen beim einträchtigen Spielen beobachten. Es herrschte ein heimeliges Ambiente mit aufgeschnittener Wassermelone auf einem separaten Tisch sowie hier und da noch ausgebreitetem Schlafsack. Leider gab es wohl keinen Ansprechpartner und es fühlte sich auch niemand berufen, beim Eintreten potenziell Interessierter die laufende Spielrunde zu verlassen. Immerhin konnte ich im Tagesverlauf zwei Personen mit einem Drachenzwinge-Shirt in der allgemeinen Menge der Convention sichten. Womöglich also nur ein Problem (wiederholt) schlechten Timings oder was ist da los?

Workshops

Auch 2014 war das Angebot an Workshops wieder reichhaltig. Der Schwerpunkt lag hier wie erwartet bei DSA. Neben dem gleich mehrfach stattfindenden Blickpunkt DSA 5Beta-Workshop gab es beispielsweise Veranstaltungen zu Ork- und Svelltland und aventurischem Kartenwerk.

Abseits von „Das Schwarze Auge“ konnte man allerdings auch Workshops zum Thema Charaktererstellung bei Pathfinder, den Splittermond-Regeln oder Workshops mit Tipps zum Spielleiten besuchen. Zu letzteren zählten beispielsweise die stark von DSA geprägten Workshops zu Abenteuerdesign, Plotaufhängern und Antagonisten von Jens Ulrich, die allerdings im Vergleich zu anderen Workshops des Dozenten aus meiner Sicht diesmal recht wenig „Fleisch“ boten.

Mein persönliches Highlight im Workshop-Bereich war die von Ulrike Pelchen (Redaktion Phantastik) angebotene Veranstaltung „CSI Victoriana“, in dem sie den jeweiligen Stand der Ermittlungsmethoden ab etwa 1810 bis 1900 sehr bildreich und kurzweilig schilderte – nicht nur für Fans des Rollenspiels „Private Eye“ ein inspirierender Vortrag.

Lesungen

Auch Autoren waren bei der diesjährigen Ratcon wieder vertreten. Am Samstag lasen Judith Vogt, Tom Daut, Thilo Corzillus und Michael Tillmann aus ihren Werken. Abseits der Lesungen waren sie zudem im ersten Obergeschoss anzutreffen, wo man neben der Möglichkeit, ihre Bücher vor Ort zu erwerben, auch die Chance zu einem persönlichen Plausch mit den Autoren hatte.

Besonders ins Zeug gelegt hatte sich hierbei Tom Daut, der offen auf vorbeigehende Besucher zuging und seine Geschichten sehr punktgenau und packend auch abseits der Lesungen in Szene zu setzen wusste.

Non-DSA bei Ulisses (Rollenspiele)

Einen separaten Workshop beziehungsweise Vortrag von Michael Mingers gab es zu den geplanten Publikationen abseits von „Das Schwarze Auge“.

Pathfinder-Fans erfuhren hier beispielsweise Neues zum Ausbauband „Legenden“ sowie „Kampagnen“. Letzterer soll Hintergrund dafür bieten, wie man eigene Tavernen oder gar Königreiche begründen kann. Na dann!

Angekündigt wurde hier allerdings auch der Abenteuerband „Zorn der Gerechten“, in dessen Rahmen Engel, Teufel, Dämonen, Paladine und derlei in den Fokus rücken. Thematisch dazu und zum „Ausrüstungskompendium“ passend wird es einen Wettbewerb zum Einreichen magischer Gegenstände geben.

Bei der Neuveröffentlichung von Earthdawn hängt Ulisses noch ein wenig am Layout fest. Während das Spielerhandbuch im Grunde komplett fertig gestellt ist, gilt es noch, das Spiel in deutscher Ausgabe in die DIN A4-Form zu bringen. Publikationen von Fanpro werden übrigens als PDF veröffentlicht werden und ab 2015 sind dann auch eigene Produkte zum Rollenspiel geplant.

Auf September verschoben wurde das zunächst für Juli angekündigte „Könige, Nationen und Götter“ für Iron Kingdoms. Bestätigt wurde zudem erneut, dass das etwa 100 Seiten umfassende Monsternomicon auch in deutscher Sprache erhältlich sein wird. Einen genauen Zeitpunkt hierfür gibt es allerdings noch nicht, sodass wohl erst Mitte 2015 mit diesem Quellenbuch zu rechnen sein dürfte.

Non-DSA bei Ulisses (Tabletop)

Für Battletech-Freunde gab es ebenfalls einige News. So wird „Tactical Operations“, das nach wie vor irgendwann tatsächlich erscheinen soll, das letzte Hardcover abseits von „Alpha Strike“ sein. Zugleich soll der Sternenbund zukünftig mehr in den Mittelpunkt rücken, und ab November läutet das in sechs Teile gesplittete Buch „Tödlicher Kontrakt“ von Daniel Isberner dann den Silent Reaper-Zyklus ein. Damit beginnt der Blick auf eine neue Epoche, denn der Roman ist in der Anfangszeit des Jihad angesiedelt. Zu haben sein wird das Ganze zunächst in eBook-Form, doch eine Printversion, die dann alle sechs Teile der eBook-Variante umfasst, soll später einmal folgen.

Schon im September können Fans von Warmachine/Hordes neue Modelle der Cephalyx sowie den nächste Erweiterungsband mit dem abstrakten Titel „Exigenz“ erwarten, der eine Art Storyhöhepunkt bildet.

Bei Infinity stand die „Operation Icestorm“-Box für zwei Spieler im Mittelpunkt. Zu dieser werden die deutschen Regeln zusätzlich ausgeliefert werden. Wer diese Box über Ulisses vorbestellt, erhält übrigens ebenso wie beim Original die limitierte Figur dazu.

Außerdem angekündigt wurde die dritte Edition von Infinity, die durch vereinfachte und leichter lesbare Texte eine bessere Zugänglichkeit zum System gewährleisten soll.

Ulisses lässt die Bombe platzen: Neue Lizenz für 2015 ist die V20

Im Vorfeld wurde bereits wild geraten, denn vorab bekannt war, dass Ulisses mit einer neuen Lizenz ab 2015 ein Rollenspiel „endlich wieder“ in deutscher Sprache veröffentlichen würde. Heiße Kandidaten bei diesen Ratespielen waren vor allem TORG sowie die aktualisierte Fassung der früheren World of Darkness (oWoD), insbesondere von Vampire, the Masquerade.

Gegen 16.30 Uhr hatte die aufgebaute Spannung dann endlich ein Ende und Michael Mingers verkündete tatsächlich die deutsche Neuauflage von Vampire, the Masquerade. Der WoD-Goldesel der Neunziger, der mit seinen geupdateten x20-Editionen von White Wolf beziehungsweise Onyx Path Publishing im englischsprachigen Bereich nochmals eine ordentliche Ladung Bares in die Kassen pumpte, wird also tatsächlich ab der RPC 2015 nochmals um weitere Goldstücke gemolken.

Der Jubel der Fans ist groß und lässt darauf hoffen, dass sich die neue Auflage tatsächlich verkaufen lassen wird wie geschnitten Brot. Als besonderes Bonbon kann man sich die kommenden „Vampire, die Maskerade“-Bücher (Achtung, demnächst heißt es also wieder VdM statt VtM) via Crowdfunding genau so kaufen, wie man sie gern hätte: in Leder gebunden, mit Goldschnitt, mit Lesebändchen und was da noch so an Optionen kommen wird.

Während Ulisses die Lizenz erworben hat, wird das Spiel allerdings von Feder&Schwert übersetzt werden, die das Spiel vor etwa zwanzig Jahren ja bereits in seinen ersten Editionen übersetzten und entsprechende Erfahrungen mitbringen.

Neben dem Grundregelwerk stehen „Asche zu Asche“, „Kompendium“, „Kinder der Revolution“ und „Gejagte Jäger“ bereits fest, und ihr wisst ja schon, wie das läuft: Großzügige Einkäufe bescheren großzügigen Nachschub an Quellenbüchern beziehungsweise sichern dann vermutlich auch weitere Übersetzungen anderer oWoD-Produktlinien wie Werwolf oder Magus.

So gehet hin und kaufet die Vampire-Bücher ein erstes, zweites, drittes oder auch viertes Mal, dann reicht es vielleicht bis hin zur Übersetzung von „Changeling, the Dreaming“ oder einem wirklichen Novum wie der Übersetzung von „Wraith, the Oblivion“. Man wird ja wenigstens noch träumen dürfen …