31 Tage RPG-Quest, 30/31: Wie ist deine Meinung zu neuen Medien …

logo_31tagequest

… (pdfs, Tablets, Onlinerunden, Würfelapps, …) im Rollenspielhobby?

2011 habe ich mit Teamspeak-Rollenspiel begonnen. Für mich war es wie eine Offenbarung, aber zunächst konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas (sinnvoll) funktionieren soll. Ich habe mich „damals“ einer Empfehlung folgend bei der Drachenzwinge angemeldet, mich planlos durch das Forum gewuselt und schließlich ganze Abende damit verbracht, in die unterschiedlichen Runden reinzuhören.

Meist blieb es beim reinen Zuhören, so dass ich von der Nutzung entsprechender Software zum Würfeln, für Maps und Co. gar nicht viel bzw. gar nichts mitbekommen habe. Manchmal war es auch schwierig, dem einen oder anderen Geschehen zu folgen, weil eben etwas geschah, das auf einem mir nicht einsehbaren Wurfelwurf basierte oder auf einem kurzen Chat zwischen Beteiligten innerhalb der genutzten Software oder ähnlich. Sehr beeindruckend fand ich hingegen einen Spielleiter (Ginstor), der einen eigenen Account mit einer Musicbox ausgestattet hatte, so dass man so laut oder leise wie man mochte die von ihm vorausgewählte Musik zum Spiel (damals eine Shadowrun-Runde in der Karibik) anhören oder gänzlich stumm schalten konnte.

Ich habe dann recht schnell Anschluss gefunden in besagter Drachenzwinge und heute gehört das Rollenspiel via Teamspeak tatsächlich zu meinen Favoriten. So sehr, dass ich eine solche Runde jederzeit einer Tischrunde vorziehen würde.

Natürlich kenne ich die vielen skeptischen Rufe, für die nur Tischrollenspiel „echtes Rollenspiel“ ist. Das reicht von der Aussage, ihnen fehle sonst Mimik und Gestik der Mitspieler bis hin zu „Teamspeak? Mit dir diskutiere ich gar nicht, du spielst ja gar nicht „richtiges Rollenspiel“. Ja, ist mir genau so mal gesagt worden und ich kann darüber nur den Kopf schütteln.

Klar, dass es Leute gibt, denen wirklich Mimik und Gestik fehlen, das mag wohl sein. Davon habe ich auch einige im Freundeskreis, und wenn es dann mal darum geht, via Teamspeak zu spielen, weil einer oder mehrere Mitspieler weiter weg wohnen und nur so ein gemeinsames Spielen möglich ist, dann trifft man sich eben mitsamt Notebook und Headset hier bei mir zu Hause mit der halben Runde, derweil die andere Hälfte sonstwo sitzt. Auch das ist möglich.

Für mich gibt es kein intensiveres Rollenspiel als das via Teamspeak. Ich kann hörbuchartig Geschichten erleben, interaktiv, als Teil des Ganzen, kann einfach die Augen schließen und mich auf die Stimmen konzentrieren, ohne dass mir wer Müdigkeit unterstellt. Ich kann fix nebenher jemanden etwas fragen oder eine Absprache treffen, ohne dass es zu fiesem Zettelschieben auf dem Tisch kommt. Ich kann mal eben schnell etwas recherchieren, worüber mein Charakter Bescheid wüsste, wovon ich aber keine Ahnung habe. Damit kann ich authentische Infos meines Charakters rausgeben, ihm mehr Farbe und Substanz verleihen, zugleich gehe ich aber niemandem damit auf den Sender, dass ich jetzt plötzlich irgendwo „rumsurfe“. So entstehen im Ganzen wunderbare Geschichten mit einer Vielzahl von verschiedenen Leuten und in verschiedenen Systemen, ohne dass man sich ein Bein ausreißen muss, um überhaupt auch nur 2-3 Leute an einen Tisch zu kriegen für irgendwas. Ich finde das großartig.

Im Zusammenhang damit mag ich auch die Software-Möglichkeiten. Klar, für kurze Geschichten langt zumeist ein so genannter Teamspeak-Roller, der einem die gewünschten Würfe liefert. Für Zwischendinger tut es auch Pen&Paper (wovon ich leider keinen Downloadlink mehr parat habe), wo man zudem prima ein paar Bildchen einfügen oder schnell einen Grundriss skizzieren kann. Mein Highlight ist allerdings Maptool, das man bei RPTools findet.

Mit Maptool kann ich beliebig an der Oberfläche kratzen oder in die Tiefe gehen. Ich kann einfach Würfe für ein bestimmtes System per Button liefern und lediglich noch eine kleine Optik der einzelnen Charaktere durch ihre Abbildung in so genannten Token, ich kann aber auch eine Landschaftsübersicht bieten und sogar Dungeons kreieren, bei denen ich sogar „Fog of War“ einstellen kann und somit die Sichtreichweite von Fackeln, Taschenlampen oder was man auch immer so spielt, festlegen kann.
Für die nWoD hat mein Freund beispielsweise ein Ruleset gebastelt, das komfortables Spiel für erfahrenere Spieler ermöglicht, absolute Newbies aber genauso ins Boot holt. Will ich also ein bestimmtes Subsystem im Rahmen eines Oneshots vorstellen, kann da einfach jeder ohne große Vorabinfo oder irgendeinen Stress mitmachen.
Für eine AFMBE_Runde hingegen hat ein Freund schon vor längerem ein Ruleset angelegt. Da hatte ich mir für die von mir geleitete Runde gewünscht, Hunger und Durst abzubilden. Ausgehend vom realistischen Bedarf an Nahrung und Getränken pro Kilo Körpergewicht sollte charakterspezifisch je ein Balken neben dem Charakter abgebildet werden, der den Status an Hunger und Durst angibt und zu entsprechenden Mali, Zu- und Abnahmen führen kann. Was außerhalb von Maptool wohl zur Hartwurst mutieren würde, ist dank Maptool überhaupt kein Problem und stört auch den Spielfluss nicht.
Zu Maptool möchte ich eigentlich schon lange einen oder mehrere Artikel schreiben … mache ich auch noch!

Musik wird von mir neuerdings nach entsprechender Vorauswahl in Audacity zusammen geschnitten und als mp3 für die Dauer des Spiels zur Verfügung gestellt, wobei ich besonders gern die frei verfügbaren Netlabels bei archive.org nutze (man muss da ein bisschen suchen und sich dran gewöhnen).
Für den Start der AFMBE-Kampagne hatte ich mit Magix (die einzige kostenpflichtige Software, die ich nutze) ein Startvideo geschnitten, auch früher schon (so etwa ab 2003) habe ich mit dieser Videosoftware CDs erstellt mitsamt Menü und Co., die SR-Datensticks abbildeten und Auftrag, Personenbeschreibungen, Grundrisse etc. enthielten.

Zum Planen meiner Runden nutze ich zudem – ebenfalls neuerdings, nachdem ich mir das ewig und drei Tage nur vorgenommen habe – den ywriter (ursprünglich von mir für den NaNoWriMo genutzt) als Software.

Google-Hangouts schaue ich mir total gerne an und finde sie unheimlich inspirierend, weshalb ich immer mal wieder beim Nerdpol vorbei schaue und hoffe, da auf etwas Neues zum Anschauen zu stoßen. Für mich persönlich ist das wiederum eher nichts, weil mir da die Benefits durch das Teamspeak-Spielen fehlen. Für Leute, die weit voneinander entfernt sind, aber denen Mimik/Gestik dennoch sehr wichtig sind, aber natürlich eine ganz tolle Sache.

Unter’m Strich würde ich also sagen: Ich bin da ziemlich aufgeschlossen. 🙂