Mord im Schwimmenden Zirkus, Teil 2 & 3

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Ich hatte ja bereits in diesem Blogartikel von den Vorbereitungen und der ersten Splittermond-Session zu diesem Abenteuer berichtet, aber danach ging es natürlich noch weiter. Logischerweise enthält dieser Spielbericht Spoiler, also Achtung für potenzielle Spieler des Abenteuers aus der Anthologie „An den Küsten der Kristallsee“.

Session 2

Nach einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse der ersten Session begaben sich die Charaktere in das Kuriositätenkabinett des Zirkus, bevor es dann endlich zur erwarteten Zirkusvorstellung ging. Kurz darauf (nach insgesamt einer weiteren Stunde) wurde es dann auch ein bisschen wuselig, als es das erste Mal an den Einsatz der Tickleiste ging. Hintergrund war, dass die ersten Leute den Mord entdeckt hatten und man eilig versuchte, sich mit dem Schiff (mit dem die Charaktere mitreisten) abzusetzen, bevor die Situation eskalieren würde.

Die Situation wird in so ziemlich dieser Form auch im Abenteuer beschrieben, stellte sich – für mich – allerdings als eher lähmend heraus. Das liegt natürlich einerseits an der mangelnden Übung mit der Tickleiste, vielmehr würde ich allerdings eine mangelnde Vorstellung/Beschreibung der Gesamtumgebung und -situation dafür verantwortlich machen, sowohl abenteuerseitig als auch von meiner (Darstellung der gegebenen Situation und Entwicklung) und der der Spieler (Vorstellungsvermögen zum Geschehen). Entsprechend habe ich das Erreichen des „heißen Punkts“ (Tick 30) im Verlauf der nächsten halben Spielstunde schlicht verrafft und wir haben die Tickleiste erst nach einem Mitspielerhinweis dann wieder außer acht gelassen.

Würde ich das Ganze noch mal leiten, würde ich an der Stelle vermutlich keine Tickleiste nutzen, sondern mehr auf den narrativen Teil setzen und darüber Tempo reinbringen. Oder ganz verkürzt jedem 3-5 Handlungen oder so ermöglichen, ohne diese tickseitig nachzuhalten.

Danach ging es an die direkte „Auftragsvergabe“ zur Mordermittlung, wobei ich die Übersicht des schwimmenden Afali-Dorfes mit zugehöriger Zeichnung zwar logisch und realistisch fand, für die Beschreibung des Gesamtbildes allerdings als zu groß. Im Grunde können die Charaktere gar nicht anders, als entweder planlos durchfragend und entdeckend durch alle Schiffe zu wuseln oder – wie bei uns – sich eben direkt auf die wichtigen Orte/Schiffe zu fokussieren.

Auch hier würde ich bei einem weiteren Leiten die Übersicht vielleicht mal kurz zeigen, aber ansonsten auch gleich (ohne Karte) auf das fokussierende Beschreiben setzen.

Abschließend ging es an die konkreten Ermittlungen zu Leiche und Tatort, wo wir nach etwa zwei Spielstunden ankamen. Diese Szene hat mir ziemlich gut gefallen und alle Charaktere hatten die Möglichkeit, sich ungeachtet ihrer sonstigen Schwerpunkte in das Ganze einzubringen, sich zu unterstützen, aber auch eigene Erkenntnisse zu erlangen. Vom Abenteuer selbst wird das auch gut unterstützt in der Form.

Session 3

Auch die dritte und letzte Session startete natürlich erst mal wieder mit einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse. Danach lag der Fokus bei der Befragung der auf dem Schwimmenden Zirkus anwesenden Personen.

Im Abenteuer selbst ist diesem Teil sehr viel Raum gegeben, durchaus wörtlich zu nehmen. Besonders finde ich hierbei die Vorstellung aller einzelnen beteiligten Personen mitsamt ihrer Motivation, ihrer Erstaussage, ihren ggf. nach eindringlicherer Befragung veränderten Aussagen, Alibi, Einstellungsmodifikatoren und so weiter. Das liest sich unheimlich hilfreich und ist es auch – allerdings für meinen Geschmack viel zu viel.

Tatsächlich sieht das Abenteuer hier durchaus noch mehr Action und auch mögliche abschließende Kämpfe vor, die allerdings durch die Entwicklung bei unserer Runde rausgefallen sind.

Fazit zum Abenteuer

Wir haben etwa 7,5 Stunden an diesem Abenteuer gespielt. Würde ich es erneut leiten, bin ich mir ziemlich sicher, dass es in kürzerer Zeit zu spielen wäre, allerdings vor allem deshalb, weil ich es ordentlich zusammenstreichen bzw. abändern würde.

Will eine Gruppe das volle Potenzial des Abenteuers ausschöpfen, würde ich auf 10-12 Stunden tippen. Die abschließende umfassende Befragung ergibt nämlich meiner Meinung nach eigentlich nur dann Sinn und wird zu einem sinnvollen Teil des Ganzen in seinem Umfang, wenn man eingangs auch entsprechend Zeit mitbringt und aufwendet, um zumindest 2/3 der auftretenden NSC auch entsprechend einzuführen und vorzustellen zu Beginn. Und das dauert natürlich.

An dieser Stelle noch ein paar Hintergrundinformationen zum Abenteuer: Das Ganze nahm am ersten Splittermond-Abenteuerwettbewerb teil, stammt von Michael Kusternig und erhielt 78,8 von 100 Punkten. Damit machte das Abenteuer den vierten Platz und landete in besagter Abenteueranthologie.

Würde das Abenteuer aus meinem eigenen Kopf stammen, wären die ganzen Details zu den einzelnen Figuren unheimlich hilfreich, um alle Ideen noch mal regelseitig abgedeckt „auf einen Blick“ zu haben. Ist aber ja nun mal an dieser Stelle ein Abenteuer für andere sozusagen, und da bleibt natürlich, dass die Aufbereitung, gerade regelseitig, unheimlich gelungen ist, die Idee gut ausgearbeitet wurde, man unheimlich viel an die Hand bekommt als SL (zeitliche Übersicht, besagte NSC-Beschreibung, aber auch NSC-Werte in Gruppen, Übersichtskarte, diverse Alternativen für manche Situationen), das Ganze ein klassisches Detektivabenteuer darstellt, aber auch verschiedene Punkte für Action/Kampf/Eskalation enthält.

Für einen Oneshot oder eine Con ist das Ganze allerdings für meinen Geschmack (by the book) viel zu umfangreich, und selbst bei 7,5 Stunden recht konzentrierten Spielens möglichst dicht an der gegebenen Vorlage sind manche Sachen halbwegs im Dunkel geblieben. Zwar gab es in der Nachbesprechung vage Vermutungen, warum welcher NSC wie agiert hat, die „Trefferquote“ war aber relativ gering. Viele (tolle!) Hintergrundinformationen zu Story und Charakteren erfordern wie gesagt eine sehr viel längere Spielzeit mitsamt intensiven Kennenlernens einzelner NSC oder gehören sonst in die Kategorie der Dinge, die sich in einem Abenteuer toll lesen und den SL (mich zumindest) erfreuen und begeistern, sich im Spiel aber nicht in derselben Intensität niederschlagen oder gar weit(er) davon entfernt sind.

Für Gruppen, die gerne kleinteiliger spielen, in langen Sessions, im Rahmen einer sehr lang angelegten Kampagne und so weiter, halte ich dieses Abenteuer für gut nutzbar. Es bietet in einem solchen Rahmen wirklich ein bisschen was Besonderes mit dem Schwimmenden Zirkus, den Afali und der Zirkusumgebung.

Fazit zu Splittermond

Ich selbst habe ja noch nicht soviel praktische Erfahrung mit Splittermond. Das war die erste Onlineumsetzung meinerseits und unsere Tischrunde spielt eher sporadisch. Bei den Spielern war es ähnlich beziehungsweise haben drei der an dieser Runde hier teilnehmenden Spieler erstmals einen Splittermondcharakter erstellt und erstmals Splittermond gespielt. Darum wollte ich natürlich im Nachhinein wissen, welchen Eindruck das Spiel auf sie macht. Witzigerweise haben dieselben drei Spieler kurz zuvor auch erstmals DSA 5 gespielt (davon einer, der mit DSA 4.1 angefangen hatte mit dem Hobby, die anderen mit D&D und anderem), sodass ich hier auch die Frage nach dem Vergleich nicht lassen konnte. Die Meinungen waren interessanterweise einstimmig:

Die Charaktererschaffung ist ähnlich wie bei DSA 5, dauert zunächst scheinbar ewig, ist aber plötzlich interessant(er), wenn man sich die ersten 2-3 Stunden durch die Erstellung und das Regelwerk gewühlt hat. Das System ist ähnlich komplex, wenn nicht sogar komplexer, aber erscheint eingängiger als im Verlauf. Bonuspunkte gab es zudem durch die „gestreamlinten“ Proben bei Splittermond, noch mal mehr im Vergleich zu 3W20.