31 Tage RPG-Quest, 9/31: Was ist das verrückteste, …

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… was Dir beim Rollenspiel passiert ist (Outgame)?

Es war so, dass wir schon eine ganze Zeit lang Shadowrun spielten, und so langsam gingen mir die Aktionen des Haupt-SL ziemlich auf den Sender. Das brachte mich dazu, mal nach anderen SR-Runden Ausschau zu halten, um zusätzlich mal einen Ausgleich zur immer gleichen Leier in der bisherigen zu haben. Dank der Datenbank wurde ich sogar fündig und trat in Kontakt mit einem Mädel in etwa meinem Alter, die am anderen Ende der Stadt wohnte und der Kopf der dortigen SR-Runde war. Ja, man könne noch eine Spielerin gebrauchen, ja, ich solle einfach was basteln und dann vorbei kommen, ja, genau, Sonntag.

An besagtem Wochenende hatte ich eigentlich schon keine Lust mehr, dort mitzuspielen. Nicht, weil irgendwas vorgefallen war, sondern ich mochte meine Runde ja eigentlich gerne, wir spielten regelmäßig und irgendwie reichte sie ja doch aus. Und dann sonntags um 11 Uhr mit dem Spielen beginnen … das hieß bei den Fahrplänen, so etwa gegen 9.30 Uhr loszufahren. Sonntags! Dann x Stunden spielen, dann eine Mittagessen-Pause, dann weiterspielen, so bis um Mitternacht etwa, dann mit dem Nachtexpress zurück, wieder eine ewig lange Fahrt, dann noch ein ganzes Stück durch die Dunkelheit laufen, und dann am nächsten Tag ein ganz normaler Montag Puh.

Absagen wollte ich aber nun irgendwie auch nicht, zumal die werte Dame, eine von 2 wechselnden SL der Runde, sich im Vorfeld echt Mühe gegeben hatte mit Infos zur Runde und derlei mehr. Ich entwarf also kurzerhand folgenden Charakter: Eine Dragqueen namens Simon (nicht als Straßenname), der sich einiges an Bioware hatte einbasteln lassen, um damit seinem eigentlichen Job als Prostituierte mit vollem Programm inklusive Atemreduktionsspielchen (darum z.B. Lufttank) besser nachkommen zu können.

Ich wollte einfach mal gucken, wie diese Gruppe auf so einen Charakter so reagieren würde, wie sich sowas spielte und dachte mir: Hey, im Zweifelsfall musst du ja nie wieder hinfahren – zumal eh sonntags und von früh bis spät … und überhaupt.

Mit diesem Charakter im Gepäck machte ich mich also auf den Weg, hasste meine Ideen, hasste diese Runde, hasste Rollenspiel, hasste die ganze Welt, als ich zu für mich unzumutbarer Uhrzeit morgens aus dem Haus ging. Ich trug eine Art ausgeprägten Joggerlook, denn auch die Optik war mir wumpe. Daran angepasst hatte ich die Haare irgendwie strähnig zusammen gebunden. Musste reichen. So.

Als ich ankam, waren alle Spieler mit Ausnahme des zweiten SL schon da. Simon (oh weia, der hieß wie mein Charakter!?) habe verschlafen, man warte dann noch. Okay … hätte ich auch eine halbe Stunde länger schlafen können, aber was sollte es.

Dann kam „Simon“ endlich, entschuldigte sich noch in der Tür und reichte mir noch etwas abgehetzt die Hand. Er sagte irgendwas, um mich als Neue zu begrüßen, aber ich hab das ernsthaft nicht mitbekommen. Ich hatte so ein taubes Gefühl in den Ohren, sah den Typen völlig perplex an und dachte nur: Den will ich heiraten! Sowas Verrücktes ist mir mit und ohne Rollenspiel wirklich sonst noch nie passiert! An Liebe auf den ersten Blick hatte ich noch nie geglaubt.

Und genau da saß ich nun im Joggerlook mit strähnigen Haaren und einer Dragqueen mit Prostituierten-Job als Charakter … great. 🙁

Zur nächsten Session stand ich ohne zu murren um 7 Uhr morgens auf zwecks erweitertem Aufbrezelprogramm. Und den Charakter habe ich auch nie wieder gespielt. Ich stieg in der Folgesession mit einer Sonnenschamanin ein *g*.

Übrigens war das Ganze mit noch ein paar Verwirrungen verknüpft, aber geheiratet habe ich diesen Mann knapp drei Jahre später übrigens tatsächlich.

Hat trotzdem nicht gehalten, ist aber mit Sicherheit meine verrückteste Outplay-RP-Geschichte.