31 Tage RPG-Quest, 2/31: Was ist dein Lieblings-Regelsystem?

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Tag 2 möchte also gern wissen, was einem das liebste Regelsystem ist … na dann, auf in die Höhle des Löwen!

Mein liebstes System ist in der Tat die nWoD (World of Darkness in der „Neuauflage“).

Damit könnte ich den Artikel jetzt auch direkt wieder beenden, aber ich denke, ich füge einfach noch hinzu, wieso dem so ist.

Ich behaupte nicht, dass die WoD generell der Heilige Gral sei, nicht einmal in der „nWoD“-Version, einmal abgesehen davon, dass das selbst mit der Einschränkung auf die „neue“ WoD keine klare Aussage mehr ist. Es ist ja so, dass die nWoD ein Baukastensystem darstellt, wobei man mit Erscheinen des Buches „Mirrors“ 2009 da noch so einiges an optionalen Möglichkeiten eingefügt hat. Viele von diesen sind in größtenteils bearbeiteter Form 2013 auch in die „God Machine Chronicles“ eingeflossen, einem ziemlich umfangreichen Regelupdate. In den einzelnen Subsystemen (Vampire, Werwolf, Mage, Changeling etc.) folgen aktuell weitere Updates bzw. Umsetzungen der allgemeinen Updates für die jeweiligen eigenen Themen. Und dann unterscheiden sich die einzelnen Subsysteme (wie schon bei der oWoD) auch noch regeltechnisch und vom Aufbau her voneinander. Zwar sind alle deutlich kompatibler untereinander, als das noch bei der oWoD der Fall war, dennoch bemerkt man dort eine deutliche Entwicklung und entsprechende Veränderungen, vergleicht man die zuerst erschienenen Systeme Vampire, Werwolf und Co. mit den zuletzt erschienenen Mummy und – vor allem – Demon. So wie es also nicht DIE WoD gibt, gibt es im Grunde auch nicht DIE nWoD.

Tatsächlich ist das allerdings etwas, das ich eher mag, als dass es mich abstößt. Ich mag, dass das System sich stetig weiter entwickelt, dass man immer mal neue Dinge hat, die man ausprobieren kann. Dass diese Dinge sich eher subtil einschleichen, statt sich jeweils als Erweiterung, Update, Revised Edition o.ä. zu verkaufen, finde ich als genereller Fan des Systems okay.

Das System ist schlank. Attribut + Fertigkeit +/- Modifikatoren = fertig. Zugegeben, das können seit längerem auch noch viele andere Systeme, aber ich bin nun mal mit der WoD vor allem vertraut. Was ich besonders mag, ist der Ablauf von Kämpfen. Hier wird die Verteidigung und ggf. Rüstung des Gegners direkt vom Angriffswurf abgezogen und was bleibt, ist der zugefügte Schaden. Fertig. Das macht das Kampfsystem zu einer schnellen Nummer, zugleich hat aber auch der Spieler bzw. Angreifer jeweils die Option, den gesamten Angriff mitsamt seiner Auswirkungen am Stück zu beschreiben. Kein Hin und Her an Angriff, Verteidigung, Widerstand, die einen zwangsläufig mit einigem Outplay aus der Szene reißen – und damit für mich auch der vorrangige Bonus der nWoD gegenüber der oWoD.

Die nWoD ist außerdem flexibel. Durch das Baukastensystem kann ich jedes beliebige Subsystem alleine oder in Verbindung mit anderen nutzen und habe durch etliche Splatbooks auch Möglichkeiten, da verschiedene Settings zu bespielen und zugleich meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Ob nun die Klassiker, also Vampire, Werwölfe, Magier, Feenwesen, Mumien, Dämonen, die künstlich belebten „Prometheans“ oder die besetzten „Geist“, alles ist drin. Will ich lieber schlichtweg Menschen spielen oder mit dem Setting variieren, kann ich Kinder spielen („Innocents“), die mehr oder minder klassischen Dämonen („Inferno“), Unsterbliche verschiedener Couleur („Immortals“), kann mir aus den Ideen aus „Mirrors“ Sachen wie Dhampyre, Atlanter oder ein Spiel rund um Apokalypse oder Fantasy aussuchen, kann die westliche Welt ebenso gut bespielen wie die östliche, kann Menschen in verschiedenen Variationen „updaten“ – entweder in eher magischer Richtung wie in „Second Sight“ beschrieben oder mehr als richtige „Helden“ mit dem Dark Heroes-System aus „Mirrors“. Es gibt ein komplexes System zur Erschaffung von Städten („Damnation City“), Regeln zu Verfolgungsjagden („Damnation City“), ein verkürztes System zur Darstellung von Schlachten („Dogs of War“), ein mittlerweile ziemlich umfangreiches System zum Social Maneuvering, womit auch diplomatische, politische, sonstig zwischenmenschliche Themen allesamt nicht mehr nur allein darauf basieren, wer am Tisch – wie im Vergleich zu Kämpfen ja so oft – am besten als Spieler labern kann, sondern eben Regeln auch wirklich zum Zuge kommen.

Vermutlich könnte ich noch etliche Absätze weiter darüber berichten, aber das soll als Begründung so mal reichen.

Ich mag auch andere Systeme, ich kenne andere Systeme, die in bestimmten Teilbereichen noch stärker sind und tolle Regelumsetzungen bieten, aber in der nWoD bin ich quasi einfach zu Hause und vermisse dort nichts. Und darum ist es halt mein Lieblings-Regelsystem.